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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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empfinden.
    Daraus machte sich Jakobine nicht viel, war überhaupt von allen im Hause am wenigsten bekümmert und schien sich über das Mißgeschick verschmähter Liebe merkwürdig leicht hinwegzusetzen. Die anderen begriffen ihre fast nie getrübte Heiterkeit nicht, weil sie deren geheime Ursache nicht kannten. Diese war das schmeichelnde, kitzelnde Gefühl, sich an der rächen zu können, wenigstens deren noch tieferen Sturz aus allen Himmeln nahe vor Augen zu haben, die sie ihrer Meinung nach aus einem Herzen verdrängt hatte, das sie selber in Wahrheit nie besessen hatte. Das Wildfangrecht war die Waffe, die sie zwar nicht geschmiedet hatte, mit der sie aber ihre Feindin tödlich treffen wollte.
    Wie sie diese Waffe handhaben mußte, hatte Hammichel sie gelehrt, nicht durch eine Gebrauchsanweisung, sondern durch ein um so mehr reizendes Gebrauchsverbot.
    Ihr Bruder Wilm traute seinen Ohren nicht, als sie ihm in fast befehlerischem Tone auftrug, ihr eine Zusammenkunft mit dem Junker Ulrich von Remchingen zu verschaffen. »Was willst du von dem?« fragte er.
    »Ist meine Sache,« gab sie ihm kurzweg zur Antwort.
    »Aber wie soll ich denn das in die Wege leiten?«
    »Ist deine Sache,« lautete ihre ebenso kurze zweite Antwort.
    Es behagte Wilm eigentlich nicht recht, sich von Jakobinen als Gelegenheitsmacher benutzen zu lassen. Einmal hatte er ihr Franz in die Laube bestellen müssen, und nun sollte er ihr auch den Junker heranholen. Da sie ihm jedoch auch öfter kleine Gefälligkeiten erwies, ihm z. B. in seinen häufigen Geldklemmen aushalf, so wollte er ihr den Spaß nicht durch seine Weigerung verderben, zumal er sich nicht dazu berufen fühlte, ihr Tugendwächter zu sein. So fügte er sich denn in die seltsame Laune seiner oft unberechenbaren Schwester und veranstaltete das von ihr gewünschte Stelldichein so schnell, daß es ihr selber rätselhaft war, auf welche Weise er das fertig gebracht hatte.
    Es fand im Steinecker'schen Hause statt zu einer Stunde, wo der Vater gewöhnlich und so auch diesmal nicht daheim war. Die Mutter aber ließ ihre verhätschelte Tochter in allem gewähren, was sie wollte.
    Wilm, so neugierig er auf den Zweck des schwesterlichen Begehrens war, versuchte nicht, die beiden zu belauschen, wußte es jedoch einzurichten, daß er sie gleich nach ihrem Beisammensein zu Gesicht bekam.
    Der Junker verließ das Haus mit einem triumphierenden Lächeln, und Jakobine hatte einen hochroten Kopf und etwas zerzaustes Haar, schaute aber ebenfalls sehr vergnügt drein. Wilm sprach zu ihr: »Zur Belohnung dafür, daß ich dir den Junker so fix herbeigezaubert habe, könntest du mir doch nun wohl sagen, was du mit ihm angebandelt hast, denn bloß um dich von ihm abküssen zu lassen, hast du seinen Besuch doch wohl nicht so dringend verlangt.«
    »O, ich könnte es dir schon sagen, Wilm,« erwiderte sie, »aber es ist nicht mein Geheimnis allein; darum mußt du dich noch ein wenig gedulden.«
    »Also doch ein Geheimnis.«
    »Jawohl, ein großartiges Geheimnis. Deine Überraschung wird blendend sein, wenn der Schleier davon fällt,« fügte sie mit freudeblitzenden Augen hinzu und sprang von ihm weg die Treppe hinauf.
    Jakobine war in der Tat mit dem Verlauf ihres junkerlichen Abenteuers überaus zufrieden; es hatte ziemlich lange gedauert und war für die keineswegs Spröde sehr belustigend gewesen.
    Seine von ihr beabsichtigte Wirkung hatte es einige Tage später auf der Wachtenburg.
    Dort stand eines Morgens der Hühner- und Außenfaut Lippert Wallmann, der seinen Wohnsitz in Deidesheim hatte, vor dem Reichsfreiherren in dessen Zimmer und ließ sich also vernehmen: »Wir Faute sind neuerlich angewiesen worden, auf zugewanderte Fremdlinge in der Pfalz zu ahnden, und nun hab ich Euer Gnaden submissest zu melden, daß sich in Wachenheim ein Wildfang befindet.«
    »Nun, hast du die Hand auf ihn gelegt?« fragte der Freiherr.
    »Nein, noch nicht,« erwiderte der Faut. »Ich wollte in diesem Falle erst die Erlaubnis von Euer Gnaden einholen.«
    »Dazu bedarf es doch nicht erst meiner Erlaubnis, sondern du hast ohne weiteres zu tun, was deines Amtes ist,« sprach der gestrenge Herr.
    »Jawohl, aber dieser Wildfang ist die nahe Verwandte eines guten, alten Freundes von Euer Gnaden, des Bürgermeisters Armbruster.«
    »Was? des Bürgermeisters? wen meinst du denn?«
    »Seine Niftel, die Trudi, die aus dem Würzburgischen eingewandert ist.«
    »Die Trudi, das junge Mädchen, das sich bei dem Brande so wacker

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