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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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wollte sie ihre Unvorsichtigkeit gern wieder gut machen, gab sich die Antwort darauf selbst und sprach: »Ach, ich weiß schon, weiß ganz genau, was Franz sagen wird, Trudi. Er wird dich mit den altbeliebten pfälzer Redensarten anlachen, mit denen er dich in der letzten Spinnstube hier über das Weinverschütten tröstete: Kehr' dich nicht dran! Mach' dir nichts draus! Denn der bleibt dir treu und läßt dich nicht sitzen, darauf will ich schwören, drauf wetten, drauf Gift nehmen!«
    »Aber Ammerie!« rief Trudi in größter Verlegenheit.
    »Du denkst wohl, die Eltern wissen immer noch nichts? frag sie mal!« schnurrte Ammerie munter drauf los. »Dann wirst du auch hören, daß sie ganz meiner Meinung sind und –«
    »Damit hast du ausnahmsweise einmal recht, du dummer Grashupf!« unterbrach Christoph die Schwatzhaftigkeit seiner Jüngsten. »Der Franz ist ein kreuzbraver Bursch, und wenn er Trudi sein Wort gegeben hat, so hält er's auch.«
    Er kannte Florian Gersbachers strenge Ansicht in dieser Beziehung, hegte nicht die geringste Hoffnung auf dessen Nachgiebigkeit, wollte jedoch Trudi nach der Verkündigung ihrer Hörigkeit nicht auch noch den Glauben an ein künftiges Liebesglück nehmen.
    Trudi aber schlug sich die Hände vor das Gesicht und schluchzte: »Er kann doch keine Hörige heiraten!«
    Madlen, die neben ihr saß, legte den Arm um ihre Schultern und sprach: »Sei getrost, mein Kind! Wahre Liebe überwindet alles im Leben, was immer es den Menschen auch bringen mag.«
    »Wohlgesprochen, Madlen!« fiel Christoph ein. »Auch Dieter hat gestern einen guten Ausspruch zu mir getan. Er sagte: Bis ins Herz hinein soll das Wildfangrecht nicht greifen, das laß ich nicht zu. Und zu dir selber, Trudi, hat er gesagt, du könntest auf ihn bauen. Und Remchingen ist nicht ein Mann, der unbedacht und leichtsinnig ins Gelag hinein redet.« Danach erhob er sich und begab sich in seine Amtsstube.
    Auch Madlen verließ das Zimmer, um nach ihrer Wirtschaft zu sehen, und die beiden Mädchen machten sich daran, den Frühstückstisch abzuräumen.
    Sie besorgten dies schweigend. Ammerie warf zuweilen einen verstohlenen Blick auf Trudi, weil sie diese leise seufzen hörte. Sie wollte ihr um den Hals fallen und sie um Verzeihung bitten, aber sie hatte ja nichts Böses getan. Die Frage nach Franzens Verhalten lag doch jetzt so nahe, daß sie sich jedem in der Familie aufdrängen mußte. Ammerie war es auch keineswegs so außer allem Zweifel, was er zu Trudis Hörigkeit sagen und ob er sich wirklich selber nicht daran kehren würde, wie er es damals Trudi bei Lutzens Prophezeiung geraten hatte. Zwar traute sie seiner Liebe genug Stetigkeit zu, um unlöslich an Trudi zu hangen, allein es griffen ihres Erachtens auch nicht abzuweisende Verstandesgründe und Zukunftssorgen in den Abschluß dieser Verbindung sehr mitbestimmend ein. Durfte die Frau, die später einmal als Bäuerin auf dem großen Gersbacherhofe gebieten sollte, eine Hörige sein? und wenn, wie doch zu hoffen, der Storch dem jungen Paare Kinder brächte, waren die halb frei und halb unfrei? Mit solchen weitschichtigen Betrachtungen zerbrach sich Ammerie ihren achtzehnjährigen Brausekopf, als ob sie auf die Erledigung dieser noch in der Ferne schwebenden Dinge einen maßgebenden Einfluß hätte. Da nun alles Schwanken und Zaudern ihrem lebhaften und resoluten Wesen durchaus zuwider war, wollte sie noch heute der Ungewißheit ein Ende machen, und dazu gab es nur ein Mittel, – Franz mußte heran.
    Ohne Aufschub und ohne Trudi etwas davon zu sagen stahl sich Ammerie aus dem Hause und lief schnurstracks nach dem Gersbacherhofe, wo sie Franz zu sprechen verlangte. Der war auf Arbeit im Wingert. Also nun dahin trotz des ziemlich weiten Weges. Dort traf sie ihn.
    »Franz, du mußt gleich zu uns kommen; Trudi will dich sprechen,« stieß sie atemlos vom raschen Gehen heraus.
    »Was ist denn?« fragte Franz erschrocken, »ist Trudi krank?«
    »Sie denkt nicht dran, ist putzmunter, hat dich lieb, sehnt sich nach dir, will dich sehen, dich sprechen, dich küssen, was weiß ich, was sie alles will! komm nur, komm schnell mit!« sprudelte die Erregte hastig auf ihn ein.
    »Aber hat denn das solche Eile?« fragte Franz noch einmal.
    »Nein, das nicht,« erwiderte Ammerie.
    »Nun, so komm' ich heut nachmittag, jetzt kann ich hier nicht fort,« sagte Franz.
    »Ist's auch sicher?«
    »Ja!«
    »Gut!« und weg war sie. –
    Trudi war es sehr lieb, den Vormittag allein zu sein, um

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