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Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Oberbarmen.
    »Habe ich schon
gesagt: In einer Stunde habe ich Feierabend«, frohlockte
Püschmann.
    »Schön
für dich«, brummte Wetzel.
    Lachend verließ
Püschmann den kleinen Leitstand und stiefelte zielstrebig auf
seine Bahn zu, die leicht schwingend am Gerüst auf ihn
wartete. Die Türen standen offen, und so machte er es sich im
Fahrersitz bequem. Durch die Frontscheibe konnte er sehen, wie
Frank das große Tor zum Bahnhof öffnete, der jetzt frei
vor ihm lag. Als er die Bahn anrollen ließ, ertönte
draußen in der Wagenhalle ein monotones Klingeln: das
Warnzeichen für den Rangierbetrieb in der Halle. Im
Schritttempo fuhr Dieter Püschmann den orangeblauen Lindwurm
ins Freie. Auf den ersten Metern bis zum Bahnsteig fuhr er den Zug
auf Sicht.
    Die Sonne stand direkt
über der Vohwinkler Wagenhalle, und geblendet kniff er die
Augen zu Schlitzen zusammen. Mit einem Seitenblick erkannte er
seinen Kollegen Wetzel, der wie einst der brave Soldat Schwejk am
Tor salutierte, bis die Bahn über dem Innenhof des Depots
schwebte.
    Das Signal zeigte
rot.
    Püschmann sah die
Schwebebahn, deren Wendemanöver sie soeben noch beobachtet
hatten, in der Haltestelle warten und zog den Fahrhebel
zurück. Sanft verzögerte er seinen Zug. Auf dem Bahnsteig
fand noch ein Fahrgastwechsel statt. Niemand der Passagiere nahm
von der folgenden Bahn Notiz. Püschmann wartete, bis die
Strecke frei war und wollte anschließend in den Bahnsteig
einfahren. Plötzlich vernahm er ein Klicken unter dem
Armaturenbrett. Es klang, als hätte jemand einen alten
elektrischen Lichtschalter umgedreht, so einen wie man sie heute
noch in den Kellern einiger Altbauten findet. Bevor er sich
Gedanken über die Herkunft des Geräusches machen konnte,
überschlugen sich die Ereignisse. Ein harter Ruck durchlief
seine Bahn, dann summten die Laufwerke auf dem Dach des Zuges auf,
als würden sie beschleunigen.
    »Nein«,
zischte Püschmann. Tatsächlich beschleunigte die
Schwebebahn immer weiter, anstatt zu bremsen! Das war eigentlich
unmöglich, da er den Fahrhebel längst bis zum Anschlag
zurückgezogen hatte. Die Bahn beschleunigte aber noch immer.
Das konnte nicht sein! Instinktiv nahm Püschmann die Faust vom
großen, roten Knopf zu seiner Linken - den so genannten
Totmannschalter, der sofort die Stromzufuhr des Zuges unterbrach,
sobald der Fahrer ihn nicht mehr niederdrückte. Mit diesem
Schalter wurde die Reaktionsfähigkeit eines Fahrers
überwacht. Ließ er den Knopf los, wurde sofort die Sifa,
die Sicherheitsfahrschaltung, aktiviert. Das sollte eigentlich auch
geschehen, wenn ein Haltesignal übersehen wurde. Beides war
der Fall -aber: Nichts tat
sich!          
    Mit weit aufgerissenen
Augen starrte Dieter Püschmann auf die Fahrgäste in der
Haltestelle, die noch immer in den vorausfahrenden Zug einstiegen
und nichts von der drohenden Gefahr bemerkten.
    Sein Schwebebahnzug
wurde immer schneller.
    Die Laufwerke
quietschten vernehmlich, als der Zug mit viel zu hohem Tempo
über die Weiche vor dem Bahnhof rumpelte, die im Rundverkehr
als Wendeschleife diente. Ein schwerer Ruck durchlief die
Bahn.
    »Nein«,
gellte seine Stimme durch den unbesetzten Zug. »Weg da, sonst
geschieht ein Unglück!« Keiner der Fahrgäste auf
dem Bahnsteig konnte ihn hören.
    Der Zug beschleunigte
noch immer.
    Die Katastrophe schien
unausweichlich.

13.
Kapitel
    Weißt du
eigentlich, wo dieser Klaus Gembowsky seinen Bunker
hat?«
    Heike starrte ihren
Freund und Kollegen verdutzt an.
    »Nun«,
half Stefan ihr auf die Sprünge, »ich meine, wo wohnt
er?« Er nippte an seinem Bierglas.
    »In
Solingen«, erwiderte Heike. »Leider bin ich nicht mehr
in den Genuss gekommen, seine Villa besichtigen zu
dürfen.«
    »Ich wollte ihn
besuchen.«
    »Du bist
bescheuert«, stellte Heike fest und blies sich eine
Haarsträhne aus der Stirn. »Er wird direkt wissen, aus
welcher Richtung der Wind weht, wenn du bei ihm aufkreuzt.«
Sie beobachtete eine alte Frau, die es sich am Nebentisch mit einem
Wupper-Dunkel-Nullvierer bequem gemacht hatte und
genießerisch vom Gerstensaft schlürfte.
    Es war Abend geworden,
und während Heike jetzt frei hatte, begann Stefans offizieller
Dienst in Kürze. Nach ihrem Dienstschluss waren sie durch die
Barmer City hinüber zum Wuppertaler Brauhaus geschlendert, um
es sich unter einem großen Ahornbaum im Biergarten
gemütlich zu machen. Sie benötigten etwas Ruhe, um den
Stand der Dinge zu klären. Es war in der hektischen Redaktion
einfach

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