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Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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kleines Rendezvous nicht vergessen?«
    Michael Eckhardt
unterdrückte ein Stöhnen und lehnte sich im Chefsessel
zurück. »Natürlich nicht - wie sollte ich ein
derart dreistes Verbrechen vergessen können?« Sofort
erkannte er die gleiche, einfache Stimme, die sich schon wiederholt
telefonisch bei ihm gemeldet hatte.
    »Nana.«
Der Anrufer kicherte leise. Dann fasste er sich. »Gut. Also
noch mal in Ruhe: Fünfhunderttausend Euro in kleinen, nicht
registrierten Scheinen, verpackt in einem Karton, den Sie heute
Abend um Punkt dreiundzwanzig Uhr hinter dem Altpapiercontainer an
der Konradswüste deponieren.« Der Anrufer schien vom
Handy aus zu telefonieren. Die Empfangsqualität ließ zu
wünschen übrig. Da war noch ein Geräusch im
Hintergrund. Ein Rauschen oder ... ein Brummen.
    Motorengeräusch?
    Der Chefredakteur
wusste es nicht einzuordnen und versuchte, sich auf das Wesentliche
zu konzentrieren. Eckhardt setzte an, wurde aber vom Erpresser
unterbrochen.
    »Wir wollen Sie
persönlich dort sehen, keinen anderen, hören
Sie?«
    Die Hoffnung Eckhardts
sank, in letzter Sekunde einen Rückzieher machen zu
können. Man hatte eigentlich beschlossen, einen in Zivil
gekleideten Beamten an seiner Stelle zur Lösegeldübergabe
zu schicken. Die einzige Anforderung war, dass dieser speziell
geschulte Kripobeamte ungefähr die gleiche Körperstatur
besaß wie er. Im Dunkeln waren bekanntlich alle Katzen grau,
und im Licht der Straßenlaternen war es aus der Entfernung
nicht zu erkennen, ob es sich beim Überbringer des
Lösegeldes tatsächlich um Michael Eckhardt oder um ein
Double handelte. Hatte er gedacht...
    »Wir erwarten
Sie«, wiederholte der Anrufer mit eindringlicher Stimme.
»Kommen Sie also nicht auf die Idee, einen Bullenspitzel zu
schicken, der für Sie die Drecksarbeit übernimmt. Dann
nämlich gilt die Übergabe als geplatzt, und schon morgen
wird die Schwebebahn den schwärzesten Tag seit dem
berühmten Absturz erleben, das schwöre ich Ihnen,
Mann!«
    »Sie sind
wahnsinnig«, stieß der Chefredakteur der Wupperwelle
heiser hervor. Schweißperlen glänzten auf sei ner Stirn.
Er bezweifelte keine Sekunde, dass die Kerle Ernst machen
würden. »Das können Sie nicht
machen.«
    »Und ob wir das
können, Radiomann.« Es klang wie purer Spott, und
eigentlich hätte Eckhardt sich freuen müssen, den Anrufer
so lange am Telefon halten zu können. Vielleicht gelang es den
Polizisten im Nebenraum diesmal, den Standort des Erpressers
ausfindig zu machen. Plötzlich dachte er an Heike Göbel,
die wie vom Erdboden verschluckt war. Hass keimte in ihm
auf.
    »Hören
Sie«, presste er hervor und tupfte sich mit einem Taschentuch
die Stirn ab. »Was immer Sie damit bezwecken, lassen Sie
meine Mitarbeiterin frei.«
    Plötzlich wusste
er, dass seine Reporterin von der Bewegung 12. April entführt
worden war, möglicherweise sogar eine Geisel der Erpresser
geworden war; Druckmittel gegen ihn, Eckhardt, - sollte die
Schwebebahnerpressung nicht genügen, um an das Lösegeld
zu gelangen.
    »Immer mit der
Ruhe, Radiomann.«
    »Nun, sie ist
immerhin ...«
    Eckhardt schielte auf
die Armbanduhr. Fast anderthalb Minuten sprach er jetzt mit dem
Erpresser. Genügte die Zeit, um ihn aufzutreiben? Er hoffte es
inständig.
    »Elf Uhr heute
Abend, eine halbe Million im Pappkarton, abgelegt hinter dem
Container neben der Kleingartenanlage an der Konradswüste, und
vor allem: ALLEINE !« Das letzte Wort hatte er buchstabiert.
»Sehen wir auch nur einen einzigen Bullen, machen wir Euch
alle kalt, und der Bahn blüht ein blaues
Wunder.«
    »Ich werde da
sein«, versprach der Chefredakteur der Wupperwelle kleinlaut
und beugte sich über den Schreibtisch seines Büros. Bevor
er etwas erwidern konnte, hörte er ein Knacken in der
Leitung.
    Michael Eckhardt
umklammerte den Hörer so fest, als wolle er ihn zerquetschen
wie eine rohe Kartoffel. Wut ver mischte sich mit Hilflosigkeit.
Weiß traten die Knöchel der Hand unter seiner Haut
hervor, dann ließ Eckhardt den Arm sinken und legte ebenfalls
auf.
    »Und?«
    Der junge Polizist
steckte den Kopf durch die Tür. Wie immer trug er Jeans zu
Blazer und Krawatte. Er wirkte ratlos.
    »Haben Sie
ihn?«, fragte Eckhardt mit tonloser Stimme.
    »Negativ«,
erwiderte Kommissar Müller kopfschüttelnd und schloss die
Bürotüre hinter sich. Das Stimmengewirr der angrenzenden
Redaktion klang gedämpft an ihre Ohren. »Der Kerl ist
verdammt geschickt. Er hat vom Handy aus
angerufen.«
    »Stellt das ein
Problem

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