Das Schwebebahn-Komplott
schade, wenn man uns hier
erwischt und auch aus dem Verkehr zieht. Wer macht dann morgen
Radio?« Stefan kicherte leise, als er von Heike einen
freundschaftlichen Klaps auf den Hintern erhielt.
»Und - was
dann?« Heike musterte ihn fragend.
»Ich werde
telefonieren. Vielleicht können wir die Schwebebahnerpressung
doch noch abwenden.«
Peter warf einen
letzten Blick aus dem Fenster und gab grünes Licht, als sich
niemand am gegenüberliegenden Haus blicken ließ. Wenn
alles klappte, waren sie in wenigen Minuten frei und konnten
Kommissar Ulbricht verständigen.
*
»Ich
fürchte, Sie kommen zu spät«, hörte er
Eckhardts Stimme am anderen Ende der Leitung. Er
schnaubte.
»Warum?«
Stefan wechselte einen fragenden Blick mit Peter und Heike. Sie
standen etwas abseits vom Geschehen und konnten beobachten, wie
Gembowsky in Handschellen zu einem Streifenwagen gebracht wurde. Er
ignorierte seine Zuschauer. Dann wurde Axel Grimm abgeführt -
ebenfalls in Handschellen. Als der die Kollegen vom Radio
erblickte, bedachte er sie mit einem vernichtenden Blick. Wenn
Blicke töten könnten ...
Stefan konzentrierte
sich wieder auf das Telefonat mit Eckhardt. Das war wichtiger als
ein illegaler
Journalist.
»Weil die
Lösegeldübergabe schon stattgefunden hat«,
beantwortete dieser seine Frage. »Leider war die Polizei hier
nicht so erfolgreich. Der Bote der Bewegung 12. April ist unerkannt
entkommen.«
Stefan schnappte nach
Luft. Sollten alle Bemühungen umsonst gewesen sein? Nun,
immerhin hatte man Klaus Gembowsky, den König der Wuppertaler
Prostitution, wegen seiner offenkundigen Beteiligung am
Entführungsfall Heike Göbel zumindest vorläufig
verhaftet. Jetzt drängte sich die Frage auf, ob er
tatsächlich hinter der Erpressung der Schwebebahn
steckte.
»Er ist ...
entkommen?«, wiederholte Stefan ungläubig. »Etwa
mit dem Lösegeld?« Er warf Heike einen Blick zu und
schüttelte bezeichnend den Kopf.
»Natürlich
hat sich in dem geforderten Karton nicht die halbe Million in bar
befunden«, erwiderte Michael Eckhardt.
»Der Pappkarton
war mit einem Peilsender ausgestattet.«
»Dann ist es
also nur eine Frage der Zeit, bis man den Täter
stellt?«
»Alles deutet
darauf hin.«
Wenigstens
etwas.
»Seiler?«
»Eckhardt?«
»Sind Sie noch
an Gembowskys Haus?« Eckhardt räusperte sich. Stefan
schwante nichts Gutes, kannte er den Chef doch lange
genug.
»Ja, ich stehe
direkt davor.«
»Dann rufen Sie
in der Nachrichtenredaktion an und geben Sie einen Kurzbericht
durch. Die Jungs könnten schon in den nächsten
Lokalnachrichten über Klaus Gembowskys Verhaftung berichten.
Aber kein Wort von einer Erpressung!«
Michael Eckhardt war
eben ein Vollblutjournalist und lebte für den Job als
Radiomacher. Seufzend willigte Stefan ein, obwohl er sich nach
einem Bett sehnte. Nun, scheinbar interessierte sich die
Öffentlichkeit für das Schicksal von Gembowsky. Immerhin
hatten sie Heike aus den Händen der Entführer befreit,
und Gembowsky saß noch in dieser Nacht hinter Gittern. Da war
eine Telefonreportage doch das Mindeste, was er für seinen
Chef tun konnte.
24.
Kapitel
Am nächsten
Morgen erreichten sie die Redaktion erst zehn Minuten vor der
Konferenz. Hinter ihnen lag eine lange Nacht; Heike hatte der
Polizei noch lange Rede und Antwort stehen müssen, bevor man
sie gehen ließ. Nachdem sie Peter nach Hause gebracht hatten,
waren sie noch auf einen letzten Cappuccino in Rick's Cafe auf der
Neumarktstraße gewesen, um die Erlebnisse des Tages zu
verarbeiten, was ihnen aber nur schwer gelang. Immerhin: Rick's
Cafe war eine Kneipe für Nachtschwärmer, und die
vergnügungssüchtigen jungen Menschen, die sich hier
aufgehalten hatten, hatten sie mitleidig betrachtet und leise
getuschelt, als sie die ermattete und todmüde Heike gesehen
hatten.
Irgendetwas hatte
seine Freundin daran gehindert, einfach so heimzufahren. Sie
brauchte jemanden, mit dem sie über alles reden konnte. Stefan
hatte sich gern geopfert. Den zunächst geplanten Besuch in
ihrer Wohnung am Röttgen hatten sie auf den nächsten Tag
verschoben - ihre Körper zollten der Anstrengung des Tages
Tribut, und so hatte Stefan sie nicht lange überreden
müssen, mal wieder bei ihm zu übernachten.
Obwohl ihr von Klaus
Gembowsky keine Gefahr mehr drohte, hatte Heike sich sichtlich wohl
unter seinem Schutz gefühlt. In der Marienstraße kannte
sie niemand.
Jetzt betraten sie
händchenhaltend das Großraumbüro der Wupperwelle.
Die
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