Das Schweigen der Laemmer
früher versucht, den Schacht hochzuklettern - sie hatten jede nur vorstellbare närrische Sache gemacht.
Er beugte sich über die Öffnung, die Stimme sorgfältig kontrolliert.
»Precious, bist du in Ordnung? Antworte mir.«
Catherine zwickte den Hund in den dicken Hintern. Er jaulte und zahlte es ihr mit einem Schnappen nach dem Arm zurück.
»Na, wie ist das?« fragte Catherine.
Es kam Mr. Gumb sehr unnatürlich vor, mit Catherine auf diese Art zu sprechen, doch er überwand seinen Ekel.
»Ich werde den Korb hinunterlassen. Sie werden sie hineinset-zen.«
»Sie werden ein Telefon herunterlassen, oder ich muß ihr den Hals umdrehen. Ich will Sie nicht verletzten, ich will diesen kleinen Hund nicht verletzten. Geben Sie mir einfach das Telefon.«
Mr. Gumb brachte die Pistole hoch. Catherine sah, wie die Mündung am Licht vorbeireichte. Sie duckte sich, hielt den Hund über sich und schwenkte ihn zwischen sich und der Pistole hin und her. Sie hörte, wie er den Hahn spannte.
»Wenn du schießt, Arschloch, dann schieß lieber schnell, oder ich drehe ihr den verdammten Hals um. Ich schwor's bei Gott.«
Sie klemmte sich den Hund unter den Arm, legte die Hand um seine Schnauze und bog seinen Kopf hoch. »Zurück, du Hurensohn.« Die kleine Hündin winselte. Die Pistole wurde zurückgezogen.
Catherine strich sich mit der freien Hand das Haar von der nassen Stirn zurück. »Ich wollte Sie nicht beleidigen«, sagte sie. »Lassen Sie mir nur ein Telefon herunter. Ich will ein Telefon, das funktioniert. Sie können verschwinden. Sie sind mir egal, ich habe Sie nie gesehen. Ich werde gut auf Precious aufpassen.«
»Nein.«
»Ich werde dafür sorgen, daß sie alles hat. Denken Sie an ihr Wohlergehen, nicht nur an Ihres. Wenn Sie hier drin schießen, wird sie taub werden, egal, was passiert. Ich will ja nur ein Telefon, das funktioniert. Besorgen Sie eine lange Verlängerungs-schnur, holen Sie sich fünf oder sechs und klemmen Sie sie zusammen - es gibt sie mit den Anschlüssen an den Enden - und lassen Sie sie hier herunter. Ich würde Ihnen den Hund überall per Luftfracht hinschicken. Meine Familie hat Hunde. Meine Mutter liebt Hunde. Sie können abhauen, mir ist egal, was Sie machen.«
»Sie werden kein Wasser mehr kriegen, Sie haben Ihr letztes Wasser gehabt.«
»Sie wird auch keins kriegen, und ich werde ihr keins aus meiner Wasserflasche geben. Ich muß Ihnen leider sagen, ich glaube, ihr Bein ist gebrochen.« Dies war eine Lüge - der kleine Hund war zusammen mit dem Eimer als Köder auf Catherine gefallen, und Catherine war es, die eine aufgekratzte Wange von den scharren- den Krallen des Hundes erlitten hatte. Sie konnte ihn nicht absetzen, da er sonst sähe, daß er nicht humpelte. »Sie hat Schmerzen.
Ihr Bein ist ganz krumm, und sie versucht es zu lecken. Es macht mich einfach krank«, log Catherine. »Ich muß sie zu einem Tierarzt bringen.«
Mr. Gumbs Stöhnen vor Wut und Qual ließ den kleinen Hund aufheulen. »Sie meinen, sie hat Schmerzen«, sagte Mr. Gumb,
»Sie wissen nicht, was Schmerz ist. Sie haben sie verletzt, und ich werde Sie verbrühen.«
Als Catherine Martin ihn die Treppen hochstampfen hörte, setzte sie sich hin, von heftigem Zucken in den Armen und Beinen geschüttelt. Sie konnte den Hund nicht halten, sie konnte kein Wasser halten, sie konnte nichts halten.
Als der kleine Hund auf ihren Schoß krabbelte, umarmte sie ihn, dankbar für die Wärme.
50. Kapitel
Jack Crawfords Büro im Washingtoner Hauptquartier des FBI war in bedrückendem Grau gestrichen, doch es hatte große Fenster.
Crawford stand mit seiner Cliptafel an diesen Fenstern und starrte auf eine von einem gottverdammten unscharfen Punktmatrizendrucker ausgespuckte Liste, den sie, wie er ihnen befohlen hatte, loswerden sollten.
Er war aus der Leichenhalle hierher gekommen und hatte den ganzen Morgen gearbeitet, hatte die Norweger gedrängt, sich mit ihren zahnärztlichen Unterlagen über den vermißten Matrosen Klaus zu beeilen, hatte San Diego Dampf gemacht, endlich Benja -
min Raspails Vertraute am Konservatorium zu überprüfen, an dem er gelehrt hatte, und den Zoll wachgerüttelt, der den Verlet-zungen der Einfuhrbestimmungen bezüglich lebender Insekten nachgehen sollte.
Innerhalb von fünf Minuten nach Crawfords Ankunft hatte der stellvertretende FBI-Chef, John Golby, Leiter des neuen zwi-schendienstlichen Sonderdezernats, kurz den Kopf ins Büro gesteckt, um zu sagen »Jack, wir denken alle an Sie. Jeder
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