Das Schweigen der Laemmer
sammelte sich.
»Verzeihen Sie mir«, sagte Starling. »Ich wäre nicht jetzt gekommen, wenn es einen anderen Zeitpunkt gegeben hätte. Schik-ken Sie mich.«
Crawford stopfte die Hände in die Taschen und drehte den Hals in seinem Kragen, bis er aufplatzte. Seine Augen glänzten, glänzten gefährlich. »Sie wohin schicken?«
»Sie haben mich losgeschickt, um ein Gefühl für Catherine Martin zu bekommen - lassen Sie mich zu den anderen gehen. Alles, was uns noch bleibt, ist herauszufinden, wie er jagt. Wie er sie findet, wie er sie aussucht. Bei dem ganzen polizeilichen Kram bin ich so gut wie jeder andere, den Sie haben, in einigen Dingen besser. Die Opfer sind alle Frauen, und keine Frau arbeitet in dieser Sache. Ich kann das Zimmer einer Frau betreten und erfahre dreimal so viel über sie, wie ein Mann erfahren würde, und Sie wissen, daß das eine Tatsache ist. Schicken Sie mich.«
»Sind Sie bereit, eine Repetition zu akzeptieren?«
»Ja.«
»Wahrscheinlich sechs Monate Ihres Lebens.«
Sie sagte nichts.
Crawford stieß mit der Zehe an das Gras. Er sah zu ihr hoch, zu der Prärie weite in ihren Augen. Sie hatte Rückgrat, wie Bella. »Mit wem würden Sie anfangen?«
»Mit der ersten. Fredrica Bimmel, Belvedere Ohio.«
»Nicht Kimberly Emberg, die, die Sie gesehen haben.«
»Er hat nicht mit ihr angefangen.« Lecter erwähnen? Nein. Er würde es auf dem heißen Draht sehen.
»Emberg wäre die emotionale Wahl, nicht wahr, Starling? Fahrt-kosten werden erstattet. Haben Sie Geld?« Die Banken würden erst in einer Stunde öffnen.
»Ich hab' noch Spielraum mit meiner Visa-Karte.«
Crawford kramte in seinen Taschen. Er gab ihr dreihundert Dollar Bargeld und einen persönlichen Scheck.
»Los, Starling. Nur zu der ersten. Halten Sie den heißen Draht auf dem laufenden. Rufen Sie mich an.«
Sie hob die Hand zu ihm. Sie berührte weder sein Gesicht noch seine Hand, es schien kein Platz zum Berühren, und sie drehte sich um und lief zum Pinto.
Crawford klopfte sich auf die Taschen, als sie wegfuhr. Er hatte ihr den letzten Cent gegeben, den er bei sich hatte.
»Baby braucht ein Paar neue Schuhe«, sagte er. »Mein Baby braucht keine Schuhe.« Er weinte mitten auf dem Bürgersteig, Laken von Tränen auf dem Gesicht, ein Sektionschef des FBI, nun tö-
richt.
Aus dem Wagen sah Jeff seine Wangen glänzen und stieß in eine Gasse zurück, wo Crawford ihn nicht sehen konnte. Jeff stieg aus. Er steckte sich eine Zigarette an und zog heftig. Aus Rücksicht auf Crawford würde er trödeln, bis Crawford sich die Tränen getrocknet hatte und sauer war und ihn mit Recht anmeckern konnte.
49. Kapitel
Am Morgen des vierten Tages war Mr. Gumb bereit, die Haut ein-zuheimsen.
Er kam mit den letzten Dingen, die er benötigte, vom Einkaufen, und es war schwer, nicht einfach die Kellertreppe hinunter- zulaufen. Im Studio packte er seine Einkaufstaschen aus, neue schräg geschnittene Saumborten, Einsatzstreifen aus dehnbarem Lycra für unter die Schlitze, eine Dose koscheres Salz. Er hatte nichts vergessen.
Im Arbeitsraum legte er seine Messer auf einem sauberen Handtuch neben den langen Becken aus. Es waren vier Messer ein Abziehmesser mit schwenkbarer Klinge, ein feines Klappmesser, das der Kurve des Zeigefingers an engen Stellen perfekt folgte, ein Skalpell für die hautnaheste Arbeit und ein Bajonett aus der Zeit des 1. Weltkriegs. Der gerollte Rand des Bajonetts ist das feinste Werkzeug, um eine Haut auszufleischen, ohne sie zu zerreißen.
Zusätzlich dazu hatte er eine Strycker-Autopsiesäge gekauft, die er kaum je benutzte und deren Kauf er bereut hatte.
Nun fettete er den Kopf eines Perückenständers ein, packte grobes Salz auf das Fett und stellte den Ständer auf ein flaches Ab-tropfblech. Spielerisch kniff er die Nase im Gesicht des Perückenständers und warf ihm eine Kußhand zu.
Es war schwer, sich auf verantwortungsbewußte Weise zu benehmen - e r wollte im Raum umherfliegen wie Danny Kaye. Er lachte und blies sich mit einem sanften Lufthauch eine Motte vom Gesicht.
Zeit, die Aquariumpumpen in seinen Tanks mit frischer Lösung in Gang zu setzen. Oh, war da eine hübsche Chrysalis im Humus im Käfig vergraben? Er stocherte mit dem Finger. Jawohl.
Nun die Pistole.
Das Problem, zu töten, hatte Mr. Gumb seit Tagen verwirrt. Sie zu hängen, kam nicht in Frage, da er die Brustsprenkelung vermeiden wollte, und außerdem konnte er nicht riskieren, daß der Knoten sie hinter dem Ohr aufriß.
Mr. Gumb
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