Das Schweigen der Laemmer
hatte von jeder seiner vorherigen Anstrengungen gelernt, manchmal auf schmerzhafte Weise. Er war entschlossen, einige der Alpträume zu vermeiden, die er früher durchgemacht hatte. Eine Hauptregel: Ganz gleich, wie schwach von Hunger oder Furcht, sie wehrten sich immer gegen dich, wenn sie die Ap-paratur sahen.
In der Vergangenheit hatte er junge Frauen durch den verdunkelten Keller gejagt, wobei er sich seiner Infrarotschutzbrille und Lampe bediente, und es war herrlich, das zu tun, sie zu beobachten, wie sie sich ihren Weg ertasteten, zu sehen, wie sie versuchten, sich in Ecken zu kauern. Es gefiel ihm, sie mit der Pistole zu ja -
gen. Er benutzte gern die Pistole. Sie verloren stets die Orientie -
rung, verloren ihr Gleichgewicht, rannten in Gegenstände hinein.
Mit seiner Schutzbrille konnte er in völliger Dunkelheit dastehen, warten, bis sie die Hände vom Gesicht nahmen, und sie in den Kopf schießen. Oder zuerst in die Beine, unterhalb des Knies, so daß sie noch kriechen konnten.
Das war kindisch und eine Verschwendung. Danach waren sie nutzlos, und er hatte damit aufgehört.
Bei seinem gegenwärtigen Projekt hatte er den ersten drei angeboten, oben zu duschen, bevor er sie mit einer Schlinge um den Hals mit Fußtritten die Treppe hinunterbugsierte - kein Problem.
Die vierte war jedoch eine Katastrophe gewesen. Er hatte die Pistole im Badezimmer anwenden müssen, und das Saubermachen hatte eine Stunde gedauert. Er dachte an das Mädchen, naß, mit Gänsehaut, dachte daran, wie es gezittert hatte, als er den Pistolenhahn spannte. Er spannte gern den Pistolenhahn, schnickschnick, ein lauter Knall und kein Getöse mehr.
Er mochte seine Pistole, und das mit Recht, da es ein sehr schö-
nes Stück war, ein Colt Python aus rostfreiem Stahl mit einem fünfzehn Zentimeter langen Lauf. Alle Python-Mechanismen werden im Colt-Stammgeschäft eingestellt, und dieser hier fühlte sich einfach großartig an. Er spannte ihn nun und drückte ab, wobei er den Hahn mit dem Daumen arretierte. Er lud den Colt Python und legte ihn auf den Werktisch im Arbeitsraum.
Mr. Gumb wollte diesmal unbedingt eine Haarwäsche anbie -
ten, da er zusehen wollte, wie es das Haar auskämmte. Für seine eigene Pflege konnte er viel darüber lernen, wie das Haar auf dem Kopf lag. Dieses hier war jedoch groß und wahrscheinlich kräftig.
Dieses war zu selten, um Gefahr zu laufen, das Ganze mit Schuß-
wunden zu zerstören.
Nein, er würde seinen Flaschenzug aus dem Badezimmer holen, ihr ein Bad anbieten, und wenn sie sich sicher in die Hebe-schlinge gesetzt hatte, würde er sie auf halbe Höhe des Schachts vom Verlies hochziehen und sie mehrmals tief in die Wirbelsäule schießen. Wenn sie das Bewußtsein verlor, konnte er das übrige mit Chloroform erledigen.
Genau. Er würde nun nach oben gehen und aus seinen Kleidern steigen. Er würde Precious wecken, sich mit ihr zusammen seine Videokassette anschauen und dann an die Arbeit gehen, nackt im warmen Keller, nackt wie der Tag, an dem er geboren wurde.
Er fühlte sich beinahe schwindlig, als er die Treppe hochging.
Rasch aus den Kleidern und in seinen Bademantel. Er legte seine Videokassette ein.
»Precious, komm her, Precious. Emsigeremsiger Tag. Na, komm, Schätzchen.« Er würde sie hier im oberen Schlafzimmer einsperren müssen, während er sich mit dem geräuschvollen Teil im Keller abgab - sie haßte den Lärm und geriet fürchterlich aus der Fassung. Um sie zu beschäftigen, hatte er ihr eine ganze Schachtel Chew-eez besorgt, als er beim Einkaufen war.
»Precious.« Als sie nicht kam, rief er auf dem Gang: »Precious!«
und dann in der Küche und im Keller: »Precious!« Als er an der Tür des Verlieses rief, bekam er eine Antwort:
»Sie ist hier unten, du Hurensohn«, sagte Catherine Martin.
In einem Schwall von Furcht um Precious wurde Mr. Gumb ganz und gar übel. Dann straffte die Wut ihn wieder, und mit den Fäusten an den Schläfen seines Kopfes preßte er die Stirn in den Türrahmen und versuchte, sich in die Gewalt zu bekommen. Ein Geräusch zwischen einem Würgen und einem Stöhnen entfuhr ihm, und der kleine Hund antwortete mit einem Jaulen.
Er ging in den Arbeitsraum und holte seine Pistole.
Die Schnur zum Toiletteneimer war gerissen. Er wußte noch nicht mit Gewißheit, wie sie es gemacht hatte. Das letztemal, als die Schnur gerissen war, hatte er angenommen, daß sie sie bei einem lächerlichen Versucht, hochzuklettern, zerrissen hatte. Sie hatten schon
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