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Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Titel: Das Schweigen der Miss Keene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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sie hoffte, dass sie auf diese Weise das Zittern ihrer Lippen verbergen könnte.

16
     
Im Umgang mit Ihren Dienstboten seien Sie bestimmt und freundlich,
doch nicht vertraulich. Unterhalten Sie sich niemals im Vertrauen mit ihnen,
es sei denn bei geschäftlichen Belangen oder in Dingen, die ihr Weiterkommen betreffen.
Samuel & Sarah Adams, The Complete Servant
     
    Als die Feierlichkeiten der zwölf Weihnachtstage vorbei und die Gäste abgereist waren, wurde es wieder still im Haus. Edward setzte sich hin, um seinen Kaffee und die Zeitung in Frieden zu genießen. Hodges kam so unhörbar wie immer herein und hielt ihm den Teller mit den Briefen hin.
    Edward nahm den einzigen Umschlag, den die Post gebracht hatte, und dankte dem Butler, der so leise verschwand, wie er aufgetaucht war.
    Ein Blick auf den Brief zeigte Edward eine vertraute Handschrift und unbekannte Poststempel. Die Tinte war verwischt, aber er meinte, Roma lesen zu können.
    Von der anderen Seite des Tisches blickte Judith über den Rand ihrer Teetasse auf den Brief. »Wie exotisch das aussieht! Von wem ist er?«
    »Von meinem Vater.«
    Judith nahm einen kleinen Bissen von ihrem getoasteten Brötchen und betrachtete ihn interessiert. »Ich hoffe, sie genießen ihre Zeit auf dem Kontinent.«
    Er hoffte, es waren keine schlechten Nachrichten. Seine Hände fühlten sich plötzlich feucht und unbeholfen an, als er das Siegel aufbrach und den Brief entfaltete.
Mein lieber Edward,
es schmerzt mich, dir mitteilen zu müssen, dass deine Mutter von uns gegangen ist – sie hat ihr Leiden und diese Welt hinter sich gelassen und ist zu einem strahlenderen Ufer gelangt. Sie starb friedlich im Schlaf, während ich ihre Hand hielt. Ich mache mich sofort auf die Heimreise und sollte am zehnten eintreffen, so Gott und die Gezeiten wollen.
Dein liebender Vater
Brightwell
    Ein scharfer Schmerz durchdrang ihn. Seine Mutter … nicht mehr da. Hatte sie Angst vor dem Sterben gehabt … oder hatte sie ihr Schicksal angenommen? Gott sei Dank war sie friedlich gestorben, ihren Mann an ihrer Seite.
    Ein jugendlicher Teil von ihm war erleichtert, dass er den Tod seiner Mutter nicht direkt miterlebt hatte, aber der edlere Teil seines Herzens wünschte sich, er wäre dabei gewesen – hätte die letzten Worte gehört, die sie vielleicht zu ihm gesagt hätte … hätte ihr gesagt, dass er sie liebte, ganz egal, was in der Vergangenheit gewesen war … hätte sagen können: »Bis wir uns wiedersehen.«
    Er erinnerte sich an ihren herzlichen Abschied, als sie nach Italien aufgebrochen war. Wie froh war er, dass er ihre Wange geküsst und sich liebevoll von ihr verabschiedet hatte, ohne zu ahnen, dass dies ihre letzte Begegnung sein würde. Allmächtiger Gott , betete er, bitte tröste meinen Vater .
    »Edward?«, fragte Judith. »Was ist los?«
    Er schluckte den Kloß in seiner Kehle hinunter. »Lady Brightwell ist gestorben.«
    Judith legte sich die Hand aufs Herz. »Oh Edward! Das tut mir so leid.« Sie sprang auf die Füße, umrundete den Tisch und legte eine Hand auf seine Schulter. Er legte seine eigene Hand darauf und drückte sie.
    »Danke.«
    Nach einem Moment stand er auf und entschuldigte sich. Er wollte allein sein. Er ging nach oben, schloss sich im Studierzimmer ein und las den Brief ein weiteres Mal. Er bemerkte, dass sein Vater ihn mit seinem Titel unterschrieben hatte – einem Titel, von dem Edward immer geglaubt hatte, dass er eines Tages ihm gehören würde. Und jetzt war möglicherweise alles verloren. Seine Zukunft. Sein eigener Name. Aber in diesem Augenblick konnte ihn das nicht erschüttern. Er legte die Stirn auf seine Faust und weinte, um seine Mutter, um seinen trauernden Vater, um sich selbst – einen orientierungslosen Jungen, der die einzige Mutter, die er jemals gekannt hatte, verloren hatte.

     
    Die Neuigkeit von Lady Brightwells Tod verbreitete sich schnell im Herrenhaus. Olivia tat es sehr leid, dass Lord Brightwell seine Frau verloren hatte. Sie fühlte auch mit Lord Bradley mit und fragte sich, wie es ihm ging.
    Sie wünschte, sie könnte ihn irgendwie trösten. Sie wusste, dass sie am Boden zerstört wäre, wenn sie eine solche Nachricht über ihre Mutter erhielte.
    Der folgende Tag brach grau und regnerisch an und schien die allgemeine Stimmung im Haus widerzuspiegeln. Am Nachmittag ließen sich die bedrückten Kinder sogar zu einem seltenen Schläfchen nieder. Da ihr ein solcher Luxus nicht gestattet war, suchte Olivia im Schulzimmer nach

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