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Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Titel: Das Schweigen der Miss Keene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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gesehen hatte, war er ärgerlich gewesen – aber er wusste, dass dieses Gefühl wenig mit der Tatsache zu tun hatte, dass Liebesbeziehungen zwischen Dienstboten nicht geduldet wurden. Hodges hatte in der Vergangenheit so einige amouröse Diener und Dienstmädchen entlassen.
    In Wirklichkeit war er von rasender Eifersucht erfüllt gewesen, so unlogisch das auch war. Eifersüchtig … weil jemand einem zweiten Kindermädchen den Hof machte? Er hatte sich nie zuvor zu einem der Dienstmädchen hingezogen gefühlt, nicht einmal für eine leichte Liebelei, wie Felix sie pflegte. Ach, wie sind die Helden gefallen . 2
    Als Ross sich vorgebeugt hatte, um Miss Keene zu küssen, war es Edward siedend heiß geworden. Er wusste, er sollte sich umdrehen und leise weggehen – und den Stallknecht Hodges überlassen.
    Aber ich weigere mich, mich schuldig zu fühlen , dachte er. Hat sie mich nicht auch belauscht?
    Doch statt Ross' Kuss zu erwidern, hatte Miss Keene den Kopf weggedreht. Das Aufblitzen ihrer Augen über Ross' Schulter verriet ihm, dass sie ihn dort gesehen hatte und nicht erfreut war. Trotzdem hatte er mit Erleichterung beobachtet, dass sie dem Kuss des Mannes ausgewichen war.
    Bedauern erfüllte ihn jetzt, als er sich ihr Streitgespräch noch einmal in Erinnerung rief. Was tue ich nur? Er saß da und versuchte, seine aufgewühlten Gedanken und Gefühle zu ordnen. Er wusste, dass er kein Recht hatte, sie länger hierzubehalten, und dass es keinen anständigen Weg gab, ihr Schweigen zu garantieren. Er sollte sie gehenlassen.
    In mehr als einer Hinsicht.
    Er hörte einen schrillen Schrei in der Ferne und wusste sofort, wem die Stimme gehörte. Er sprang auf, griff nach seiner Waffe und stürmte den Pfad hinunter.
    »Weg! Weg mit euch! Hilfe … Lord Bradley!«
    Ihre panischen Schreie beschleunigten seine Schritte. Äste knackten, als er sich einen Weg durchs Unterholz bahnte, um in ihre Nähe zu gelangen. Bellende und knurrende Geräusche erreichten ihn und versetzten ihn in Angst. Wildhunde … Er rannte weiter und versuchte beim Laufen sein Gewehr zu laden.
    Als er um die Kurve kam, erfasste er die Szene augenblicklich. Es waren drei Hunde. Einer war drauf und dran, sich im nächsten Moment auf sie zu stürzen. Edward schlug das Patronenlager zu und hob die Flinte. Zu spät … Der Hund befand sich schon in der Luft, die Zähne gefletscht. Der Moment verlangsamte sich zu einem Albtraum. Er sah ein Aufblitzen, hörte einen scharfen Knall und die flammenden Augen des Hundes verblichen zu einer grauen Leere, als der Köter leblos auf dem Boden auftraf.
    Doch Edward hatte noch nicht geschossen.
    Er wandte den Kopf und sah Croome mitten im Geäst stehen, den Arm ausgestreckt und ruhig, während es aus der Vogelflinte noch rauchte. Bevor Edward reagieren konnte, duckte sich der zweite Hund zum Angriff. Mit einem Knall fuhr sein eigener Schuss durch den Hund, als er sprang. Olivia kreischte, als er vor ihren Füßen zu Boden prallte. Bevor Edward nachladen konnte, stieß sich der dritte Hund ab, vergrub seine Zähne in Olivias Röcken und riss heftig daran. Die Füße wurden ihr unter dem Körper weggezogen und ihr Kopf traf beim Fallen hart auf dem Boden auf. Edward sah, wie Croome wieder die Flinte hob und ihre Augen trafen sich. Croome schoss nicht. Warum schoss der Mann nicht? Aus Angst, sein eigener Schuss könnte fehlgehen und Miss Keene treffen, stürmte Edward vor und versetzte dem Hund einen Schlag mit dem Gewehrkolben. Er stieß einen Schrei aus und schlug ein weiteres Mal zu. Schließlich lockerte der Hund seinen Biss und verzog sich. Croomes Schuss jagte ihm im Wald nach.
    Edward rannte zu Olivia, die still und reglos dalag.
    »Miss Keene? Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Miss Keene?«
    Sie zeigte keine Reaktion. Er drückte seine bebenden Finger an ihren Hals und konnte einen Puls ausmachen. Sanft drehte er sie an einer Schulter, um ihren Hinterkopf zu untersuchen. Ein scharfkantiger Stein lag unter ihr, blutverschmiert.
    Als er den Kopf hob, fiel sein Blick auf einen der beiden toten Hunde. Die ausdruckslosen Augen des Hundes waren wässrig. Seine Zunge war geschwollen. Schaumiger Geifer sammelte sich unter seinem Maul. Edwards Herz pochte dröhnend und ihm wurde eiskalt. Er betete darum, dass der entwichene Köter nur in ihre Röcke gebissen hatte, nicht in ihr Fleisch. Er riss sich die Jacke vom Leib, faltete sie zu einem Bündel und schob sie ihr als Polster unter den Kopf, als er ihn sanft zurücklegte. Am

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