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Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Titel: Das Schweigen der Miss Keene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Treppenhaus öffnete und drei Hasen von Mr Croome in Empfang nahm. Über die gefleckten grauen Tiere hinweg fing der Wildhüter Olivias Blick auf, nickte ihr kurz zu und drehte sich ohne ein Wort des Abschieds auf dem Absatz um.
    »Danke, Avery!«, rief Mrs Moore ihm nach.
    Mrs Moore legte die Hasen in einen Korb neben den Arbeitstisch und warf Olivia einen Blick zu. »Er hat nach Ihnen gefragt, als Sie krank waren.«
    »Tatsächlich?«
    Mrs Moore nickte. »Sie müssen wirklich keine Angst vor Mr Croome haben, Livie. Er ist kein schlechter Mensch. Er hatte es schwer im Leben, der arme Kerl.«
    Olivia zog die Brauen zusammen. »Sie sind die Erste, die so anteilnehmend über ihn spricht.«
    »Wie könnte ich anders über ihn sprechen? Er hat seine Frau verloren. Sie war meine eigene Schwester.«
    Olivia war sprachlos. Einen Moment lang saß sie einfach nur da und starrte die Köchin an. Dann streckte sie eine Hand aus und legte sie auf die von Mrs Moore. »Er war mit Ihrer Schwester verheiratet?« Es passte nicht in Olivias Vorstellung, dass ein hartherziger, wütender Mann wie Croome eine Frau, die auch nur die geringste Ähnlichkeit mit der warmherzigen, freundlichen Mrs Moore hatte, verdient haben könnte. Andererseits – hatte Simon Keene Dorothea Hawthorn verdient?
    Mrs Moore nickte. »Aber sie ist schon lange tot. Jetzt liegt sie auf dem Friedhof.« Trotz der vielen vergangenen Jahre wurden die Augen der Köchin feucht. »Sie … ach, achten Sie nicht auf mich.« Sie schniefte und ihr Gesicht hellte sich plötzlich auf. »Wir feiern Ihre Rückkehr – vom Krankenlager und vom Schweigen.« Mrs Moore drückte ihre Hand. »Das ist wirklich ein glücklicher Tag!«
    Olivia lächelte und nippte an ihrer Schokolade. »Wissen Sie, Lord Bradley hat mir erzählt, dass Mr Croome einen der Hunde erschossen hat, bevor er mich angreifen konnte.«
    »Was Sie nicht sagen! Mir hat er nichts davon verraten.«
    »Ich überlege, ob ich mich bei ihm bedanken soll.«
    Wieder hob Mrs Moore die dünnen Brauen und machte ein unschuldiges Gesicht. »Meinen Sie?«
    Olivia entging ihr Zwinkern nicht. »Ich nehme nicht an, dass Sie irgendwelche Leckerbissen übrig haben, die Sie nicht gern wegwerfen wollen?«
    Olivia traf Croome beim Holzhacken an, und beim Anblick, wie er die Axt schwang, war ihr unheimlich zumute. Zu seinen Füßen befand sich ein grauer Vogel mit orange-braun gefleckten Flügeln, der ihre Angst nicht zu teilen schien. Er folgte Croome, als dieser einen weiteren Holzklotz auf den Baumstamm setzte und sauber in zwei Teile spaltete. Krachend flogen die Teile auseinander.
    Croome hielt inne, als er sie sah. »Was machen Sie hier, Mädchen?«
    »G-guten Tag, Mr Croome. Ich bin Olivia Keene, wie Sie vielleicht wissen.«
    »Ich erinnere mich. Die Frau, die ich erwischt habe, als sie an einem Ort herumgeschnüffelt hat, an dem sie nichts verloren hatte.«
    Er zerteilte das nächste Holzstück.
    Sie dachte an Mrs Moores Rat. »Achten Sie darauf, dass Sie sich nichts von ihm gefallen lassen.« Olivia antwortete mit fester Stimme: »Und ich erinnere mich, Sie, Mr Croome, an einem Ort gesehen zu haben, an dem Sie nichts verloren hatten. Im Wald von Chedworth mit einer … interessanten Gruppe von … Bekannten.«
    Er ließ die Axt neben sich fallen und warf ihr einen scharfen Blick zu. Selbst das stolze, hahnenähnliche Gesicht des Vogels schien sie zu verhöhnen. »Was ich mache, wenn ich nicht hier bin, geht weder Sie etwas an noch sonst jemanden.«
    »In Ordnung.«
    Er starrte sie wütend an und sie zwang sich, seinem Blick standzuhalten.
    Er bückte sich und hob ein weiteres Stück Holz auf. »Ich dachte, Sie würden dem Herrn davon erzählen.«
    »Das habe ich nicht getan.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Und warum nicht?«
    »Egal, was Sie vielleicht sonst noch alles machen, Sie haben mich auf jeden Fall an diesem Abend im Wald gerettet.«
    Er hob erneut die Axt, zögerte jedoch. »Natürlich hab ich das. Ein junges Mädchen, in den Händen eines widerwärtigen, verkommenen Mannes …« Er führte die Axt mit einem gewaltigen Schlag nach unten und sie fragte sich, ob er nur von Borcher sprach oder noch jemand anderes im Kopf hatte.
    Sie fuhr fort: »Und jetzt habe ich erfahren, dass Sie wieder dabei geholfen haben, mich zu retten. Dieses Mal vor den vierbeinigen Kötern in diesem Wald.«
    Er zuckte die Achseln. »Ist doch meine Pflicht, oder?« Er warf die gespaltenen Scheite auf einen Haufen.
    »Trotzdem bin ich Ihnen

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