Das Schweigen der Schwaene
länger zitterten. »Woher willst du wissen...« Sie wandte sich von ihm ab. »Ach, geh weg. Du verstehst einfach nichts. Du bist ein dummer, dummer Mann.«
»Ich tue, was meiner Meinung nach das Beste ist, Tania«, sagte er sanft. »Das Leben ist kostbar, und ich lasse nicht zu, dass du es dir verdirbst.«
»Geh weg.« Sie starrte blind aus dem Fenster und hielt nur mit Mühe die Tränen zurück.
»Tania...«
Sie antwortete nicht, und einen Augenblick später hörte sie, wie er das Zimmer verließ. Sie hatte sowieso nicht gedacht, dass sie ihn herumbekäme. Sie hatte es mal wieder vollkommen verpfuscht. Sie hatte sich einen Abend ausgesucht, an dem er müde nach Hause gekommen war und wahrscheinlich jedes einzelne seiner Lebensjahre schmerzlich empfand. Sie hätte aufhören sollen, als sie das Gesicht gesehen hatte, mit dem er durch die Tür gekommen war.
Aber sie hatte nicht aufhören können. Irgendetwas hatte sie zu dem Versuch gedrängt. In den letzten Wochen hatte sie häufiger das Gefühl gehabt, als wäre ihre Zeit begrenzt...
Sie starrte in die Dunkelheit hinaus. Sie war verrückt. Er konnte unmöglich da draußen sein. Wenn ja, hätte sie sicher während der letzten Wochen irgendwann einmal etwas bemerkt.
Du Bastard, warum verschwindest du nicht von hier?
Sicher hatte diese Wahnidee ihre Wurzel in der Vergangenheit.
Dort draußen lauerte niemand auf sie.
Sie sah hübsch aus mit dem lächerlichen Papphut auf dem Kopf, dachte Maritz, aber ihr angespannter, wachsamer
Gesichtsausdruck verriet ihm, dass sie wusste, dass er in der Nähe war.
Danke für die Einladung zu deinem Fest, Tania.
Ja, ich bin immer noch hier.
Sie wandte sich vom Fenster ab, und er legte das russische Fernglas neben sich.
Ja, das Haus wäre der einzig mögliche Ort.
Sie fühlte sich so sicher dort.
Nell wich Nicholas' Angriff aus, trat ihm die Beine weg und machte einen Satz. Inne rhalb des Bruchteils einer Sekunde saß sie rittlings auf seiner Brust.
»Ich hab's geschafft«, keuchte sie mit vor Zufriedenheit strahlendem Gesicht. »Ich habe dich tatsächlich flach gelegt! «
»Gib nicht so an«, schalt Nicholas, aber sein Lächeln verriet, dass er ebenfalls stolz auf sie war. »Schließlich hast du auch lange genug dazu gebraucht.«
»Aber jetzt habe ich es geschafft.« Sie runzelte in gespielter Wildheit die Stirn. »Du bist mir hilflos ausgeliefert.«
»Allerdings.«
»Du brauchst gar nicht so herablassend zu sein.«
»Wie ich es auch mache, ist es verkehrt. Ich habe mich lediglich an dein Gerede angepasst.«
»Gib zu, dass du stolz auf mich bist.«
»Und wie.«
Sie war so begeistert von ihrem Triumph, dass ihr regelrecht schwindelte »Also, du Verfechter des Systems von Strafe und Lohn. Was bekomme ich für meinen Sieg? «
Sein Lächeln vertiefte sich. »Was hättest du denn gern? «
»Das Haus. Sam. Die ganze Welt.«
»Für einen einzigen Sieg? «
»Es war ein großartiger Sieg, ein hervorragender Sieg.«
»Stimmt. Aber das Haus und Sam bekommst du nicht. Such dir was anderes aus.«
»O.k.« Sie schob sein Sweatshirt hoch und strich mit den Händen über das dunkle Haar auf seiner Brust. »Dann also dich.
Hier. Jetzt.«
»Himmel, wie aggressiv du geworden bist.«
Sie strich mit der Zunge über seine Brustwarze und bemerkte, wie sich sein Puls als Reaktion auf diese Zärtlichkeit beschleunigte. »Jetzt.«
Er rührte sich nicht. »Es wäre disziplinlos, den Unterricht zu unterbrechen.«
»Ich will meine Belohnung. Schließlich habe ich sie mir verdient.«
»Tja, wenn du es so siehst.« Er setzte sich auf, zog sich das Sweatshirt über den Kopf und schleuderte es fort. »Was bleibt mir da anderes übrig, als deinem Befehl demütig Folge zu leisten? «
Sie schnaubte, denn sie hätte angenommen, dass Demut ein Fremdwort für ihn war. Manchmal ging er sanft mit ihr um und manchmal rauh, aber immer entschlossen, beherzt und voller Leidenschaft. Diese fast heidnische Sinnlichkeit hätte sie ihm nicht zugetraut.
Ebenso wenig wie sich selbst. Es war, als wären irgendwelche inneren Dämme gebrochen und hätten eine bisher unbekannte Fähigkeit zur Lust in ihr freigesetzt. Mit Richard hatte sie sich immer verpflichtet gefühlt, ihm zu Gefallen zu sein, und mögliche eigene Wünsche hatte sie als ungebührlich unterdrückt. Nic holas gegenüber empfand sie sich als gleichberechtigte Partnerin, mit ihm war Sex ein immer neues erotisches Experiment.
»Ich bin froh, dass du einsiehst, dass es in dieser
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