Das Schweigen der Schwaene
lag.
»Nein.«
Einen Moment lang stand er reglos hinter ihr, doch dann fuhr seine Hand mit den besänftigenden Bewegungen auf ihrem Körper fort. »Wie du willst. Aber falls du es dir noch anders überlegst, bin ich hier.«
Kein Streit. Kein Druck. Alles leicht und mühelos. War ihm klar, dass es genau dieses Verhalten war, das sie noch fester an ihn band? Wahrscheinlich ja, schließlich war er sehr gewitzt.
»Du versuchst immer noch, mich davon zu überzeugen, dass es besser ist, Maritz zu vergessen, nicht wahr? «
»Natürlich.« Er lachte. »Um das zu erreichen, opfere ich mich sogar deiner Lust. Denkst du etwa, mit dir zu schlafen macht mir Spaß? «
Sie entspannte sich. Ehrlichkeit. Es war schön, wenn man Humor und Sex und Ehrlichkeit in einem Paket bekam. Es bestand keine Veranlassung, vor ihm auf der Hut zu sein. »Ja, das denke ich.«
Seine Hand glitt über ihren Rücken bis zu ihrem Hals hinauf, und als sich ihre harten Muskeln unter seiner Massage entspannten, hätte sie fast geschnurrt. »Damit hast du verdammt recht«, sagte er vergnügt. »Es freut mich zu sehen, dass dein Gehirn trotz all der Misshandlungen, die dir durch mich in letzter Zeit zuteil geworden sind, offenbar nicht zu Schaden gekommen ist.«
»Von Maritz gibt es nicht die geringste Spur«, sagte Jamie. »Ich selbst habe Tania beschattet und ihn nirgends entdeckt.«
»Was nicht heißt, dass er nicht auf der Pirsch nach ihr ist«, erwiderte Nicholas.
»Verdammt, nein. Er ist gut, und er hatte schon immer eine besondere Vorliebe für diesen Teil des Geschäfts. Ich werde weiterhin alles im Auge behalten, und außerdem hat Phil die Nummer meines Piepsers in das Liebersche Alarmsystem einprogrammiert. Mehr können wir im Augenblick nicht tun.«
Er machte eine Pause. »Ich habe Meldung von Conners aus Athen. Volltreffer.«
Nicholas erstarrte. »Die Geschichte ist also wahr? «
»Von mehreren Seiten bestätigt und darüber hinaus äußerst detailliert. Ich faxe dir einen ausführlichen Bericht.«
»Gut.«
»Hast du Nell immer noch nichts von der Sache, erzählt? Junge, damit handelst du dir bestimmt eine Menge Ärger ein.«
»Wem sagst du das? Aber jetzt warte ich erst mal auf dein Fax.«
Mit diesen Worten hängte Nicholas den Hörer ein.
»Vor dem dritten Tor wartet ein Mann. Soll ich ihn reinlassen? «
Michaela stand in der Tür des Fitnessraums und blickte missbilligend auf Nell, die bäuchlings unter Tanek auf der Matte lag. »Diese rauhen Spiele gefallen mir nicht. Sie sollten bessere Dinge zu tun haben, als auf dem Boden herumzurollen.«
»Was für ein Mann? « Tanek stand auf.
»Dieser Kabler. Der, der schon mal hier war.«
Nell erstarrte und wandte den Kopf nach Tanek um.
»Ist er allein? « fragte er.
»Zumindest behauptet er das«, sagte Michaela. »Entscheiden Sie sich. Ich habe zu tun.«
»Lassen Sie ihn durch.« Tanek ging zur Tür. »Der Unterricht ist für heute beendet, Nell. Geh duschen, während ich sehe, was er will.«
»Nein.«
Er blickte über die Schulter zu ihr zurück.
»Ich lasse mich nicht einfach abschieben. Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich nicht zulasse, dass du irgendwelche Geheimnisse vor mir hast.«
»Ich habe wohl kaum irgendwelche Geheimnisse, wenn ich selbst nicht weiß, was der Kerl hier will«, war seine trockene Erwiderung.
Sie ging in ihr Zimmer, wusch sich das Gesicht, zog ihr verschwitztes Sweatshirt aus und eine saubere Bluse an.
In dem Augenblick, als Kabler in den Hof gefahren kam, trat sie neben Tanek vor die Tür.
Die Luft war schneidend kalt, und riesige Schneeflocken fielen vom Himmel herab.
»Du hast keinen Mantel an«, sagte Tanek, ohne sie anzusehen.
»Würdest du es als hinterhältig ansehen, wenn ich dir vorschlagen würde, wieder ins Haus zu gehen? «
»Ich friere nicht.«
Kabler stieg aus seine m Wagen aus. »Ihr Haus ist mindestens so gut gesichert wie Fort Knox«, beschwerte er sich. »Hallo, Mrs.
Calder. Sind Sie das Gold, das er für sich zu behalten versucht?«
Sie nickte mit dem Kopf. »Mr. Kabler.«
»Kommen Sie rein, Kabler. Bringen wir's hinter uns.« Tanek ging ins Haus.
»Wie geht es Ihnen? « fragte Kabler im Flüsterton, als er an Nell vorüberging.
»Gut. Sehe ich etwa nicht so aus? «
»Sie sehen einfach umwerfend aus.«
Seine Antwort versetzte ihr einen Schock. Seit sie hier war, hatte sie kaum noch über ihr verändertes Aussehen nachgedacht.
»Tja, und außerdem bin ich kerngesund und quietschfidel. Wie Sie sehen, hat
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