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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Haushälterin ja, wo sie ist, oder vielleicht kommt sie sogar zurück. Ich beobachte das Haus rund um die Uhr.«
    »Sonst tun Sie nichts? «
    »Ich werde sie kriegen.«
    »Lebend. Wir brauchen sie lebend. Die Dinge haben sich verändert. Sie könnte der Schlüssel zu allem sein.«
    »Ich weiß. Ich weiß. Das haben Sie schließlich schon mal gesagt.«
    »Aber haben Sie auch zugehört? «
    Bastard. Mit knirschenden Zähnen wiederholte Maritz: »Ich kriege sie.«
    »Offenbar bekommen Sie dieses kleine Problem nicht so ohne weiteres in den Griff. Soll ich vielleicht jemand anderen schicken? «
    »Nein.« Mit einem »Ich muss jetzt gehen. Ich melde mich wieder« hängte er ein. Jemand anderen schicken? dachte er erbost. Hatte er etwa soviel Zeit und Mühe investiert, damit jemand anderes die Jagd vollendete?
    Niemals.
    Als Nell die Tür öffnete, blickte Tanek von seiner Lektüre auf.
    »Ja? «
    Sie blieb reglos stehen und betrachtete ihn. Seine bloßen Schultern und das Dreieck dunkler Haare auf seiner Brust waren in das weiche Licht der Nachttischlampe gehüllt. Offenbar lag er nackt im Bett. Sie atmete tief ein. »Darf ich hereinkommen? «
    Er klappte das Buch zu. »Willst du reden? «
    »Nein.« Sie befeuchtete ihre trockenen Lippen. »Danke.«
    »Nichts zu danken.«
    »Ich habe mich gefragt, ob du... ob du immer noch... Ich würde gern mit dir schlafen, falls du nichts dagegen hast.«
    »Oh, ich habe nichts dagegen. Aber dürfte ich vielleicht fragen, weshalb? «
    »Ich dachte - die Spannung zwischen uns ist einfach zu groß.
    Vielleicht löst sie sich auf, wenn wir...«
    »Oh, dann ist es also als Therapie gedacht? «
    »Ja. Nein.« Wieder atmete sie tief ein. »Ich habe einfach Lust.«
    Lächelnd streckte er die Hand nach ihr aus. »Halleluja.«
    Sie riss sich das Nachthemd vom Leib, stürzte los und tauchte unter der Decke in seine Umarmung ein. »Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll«, sagte sie. »Ich hasse es. Ich dachte, ich würde mich nie wieder so unsicher fühlen. Alles schien so klar zu sein.«
    »Alles ist klar.« Er strich ihr über das Haar. »Wo also liegt das Problem? «
    »Wo das Problem liegt? Erstens weiß ich nicht, ob ich das Richtige tue. Zweitens habe ich versucht, mir zu sagen, es wäre ein Zeichen von Stärke, mir zu nehmen, was ich will, obwohl es vielleicht ebenso gut ein Zeichen von Schwäche ist. Und drittens habe ich in meinem ganzen Leben nur mit zwei Männern geschlafen, wohingegen du bisher wahrscheinlich mit mindestens zwei Millionen Frauen im Bett gewesen bist.«
    Er grinste vergnügt. »Nicht ganz.«
    »Du weißt schon, was ich meine.«
    »Ja.« Er küsste ihre Schläfe. »Falls du nervös bist, werden wir einfach eine Weile brav nebeneinander liegen und uns auf diese Weise nahe sein.«
    Sie entspannte sich und lauschte dem regelmäßigen Herzschlag  in seiner Brust. Es war wie gestern nacht, und mit einem Mal hatte sie das Gefühl, in Sicherheit zu sein. »Vielleicht für einen Augenblick.«
    »Vielleicht gibt es dir ja ein bisschen mehr Selbstvertrauen, wenn ich gestehe, dass ich noch nie mit Helena von Troja im Bett gewesen bin.«
    »Mit wem? «
    »Hat Joel dir nicht gesagt, dass er dir ein Gesicht geben wollte, das erinnerungswürdiger als das von Helena von Troja ist? «
    »Nein.« Sie schwieg einen Moment. »Ist das der Grund, weshalb du bereit bist...«
    »Bereit ist das falsche Wort. Begierig. Versessen.«
    »Versuch nicht, mich abzulenken. Du willst mich nur wegen des Gesichts, das Joel mir gegeben hat? «
    »Ich will dich, weil du Nell Calder bist mit allem, was dazugehört.«
    »Aber mit der alten Nell Calder hättest du niemals geschlafen.
    Du hättest sie noch nicht einmal bemerkt.«
    »Ich habe sie bemerkt. Ich habe das Lächeln bemerkt und die Augen und...«
    »Aber du hättest kein Verlangen nach ihr verspürt.«
    Er legte seine Hand unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. »Was willst du von mir hören? Dass mir Schönheit gefällt? Ja, aber sie ist nicht das einzige, was mir wichtig ist bei einer Frau. Willst du wissen, ob ich dich immer noch begehren würde, wenn du plötzlich wieder die Frau wärst, der ich auf Medas begegnet bin? Ja, denn jetzt kenne ich dich. Ich kenne dein Potential, deine Sturheit, deine Stärke...«
    Sie verzog das Gesicht. »Sehr sexy.«
    »Stärke ist sexy. Intelligenz ist sexy. Und diese Eigenschaften hast du schon zu der Zeit besessen, als du noch keine Schönheit warst.« Ein trauriges Lächeln umspielte seinen Mund.

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