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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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ich weiß, welchen Flug du buchen willst.«
    »Bakersfield, Kalifornien.«
    Das große viktorianische Haus lag ein wenig abseits der Straße und war hinter der ausgedehnten Rasenfläche und den turmhohen Eichen kaum zu sehen. Im abendlichen Zwielicht wirkte es zeitlos, elegant und würdevoll.
    »Los«, sagte Kabler zu Nell.
    »Ich glaube Ihnen nicht«, flüsterte sie. »Das ist nicht wahr.«
    Kabler kam um den Wagen herum und öffnete ihr die Tür.
    »Überzeugen Sie sich selbst.«
    Langsam stieg Nell die Stufen zu der großen, rund um das Haus verlaufenden Veranda hinauf und klingelte an der Tür.
    Durch die aufgemalten Blumen auf der Glastür sah sie kaum die Frau, die die Treppe in den Flur herunterkam.
    Mit einem Mal wurde die Veranda ins Licht der Kutschenlaterne neben der Tür getaucht, die Frau spähte durch das bemalte Glas hinaus, öffnete und fragte: »Kann ich etwas für Sie tun? «
    Nell war wie erstarrt. Sie brachte keinen To n heraus.
    Eine winzige Falte verunzierte die ansonsten perfekte Stirn der Frau. »Haben Sie etwas zu verkaufen? «
    »Was ist los, Maria? « Ein Mann kam die Treppe herab.
    Gleich würde sie in Ohnmacht fallen. Nein, gleich würde ihr schlecht.
    O Gott. O Gott.
    Der Mann legte der Frau liebevoll den Arm um die Schultern und lächelte. »Was können wir für Sie tun? «
    »Richard.« Etwas anderes brachte sie nicht heraus.
    Das Lächeln des Mannes schwand. »Sie irren sich. Offenbar haben Sie das falsche Haus erwischt. Ich bin Noel Tillinger, und das hier ist meine Frau Maria.«
    Nell schüttelte den Kopf, ebenso sehr um ihn frei zu bekommen wie um die Worte des Mannes zu negieren. »Nein.« Ihr Blick wanderte zu der Frau. »Warum, Nadine? «
    Mit einem Mal starrte Nadine sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Wer...«
    »Halt du dich aus dieser Sache heraus, Maria. Ich werde schon fertig mit ihr.«
    »Ich glaube, man hat sie bereits fertig genug gemacht«, sagte Kabler und trat hinter sie. »Und zwar auf eine nicht allzu freundliche Art.«
    Richard riss die Augen auf. »Kabler? Was in aller Welt machen Sie denn hier? «
    Kabler ignorierte ihn und wandte sich an Nell. »Ist alles in  Ordnung mit Ihnen, Mrs. Calder? «
    Nichts war in Ordnung mit ihr. Sie wusste nicht, ob je wieder etwas in Ordnung wäre nach diesem Tag. »Ich habe Ihnen nicht geglaubt.«
    Richards Blick schwang zu ihr zurück. »Mein Gott. Nell? «
    »Ich denke, wir gehen besser ins Haus«, schlug Kabler vor.
    Richard trat zur Seite, ohne auch nur für eine Sekunde von Nell fortzusehen. »Er hat mir gesagt, man hätte dein Gesicht operiert, aber - ich fasse es einfach nicht... Großer Gott, du siehst einfach hinreißend aus.«
    Fast hätte sie hysterisch gelacht. War ihr verändertes Äußeres alles, worüber nachzudenken er in der Lage war?
    Kabler schob sie sanft über die Schwelle in den Flur. »Wir sollten nicht länger auf der Veranda herumstehen. Die oberste Regel in einem Zeugenschutzprogramm ist, dass man niemals Aufmerksamkeit erregen darf.«
    Nadine zwang sich zu einem Lächeln. »Dann kommen Sie vielleicht besser in den Salon.« Sie führte sie aus der Eingangshalle durch eine Bogentür in einen Raum, der mit seinen riesigen Farnen und Palmen und dem dunklen, geschnitzten Holz aussah wie aus einem Edith-Wharton-Roman.
    Sie wies auf die mit Gobelinkissen versehene Couc h. »Setz dich doch, Nell.«
    Sie war die perfekte Hausherrin, schön und selbstbewusst wie eh und je. »Warum, Nadine? «
    »Ich liebe ihn. Als er mich rief, bin ich zu ihm gegangen«, war Nadines schlichte Erwiderung. »Ich wollte nicht, dass das passiert. Ich mochte dich. Niemand wollte, dass dir etwas geschieht.«
    Nell befeuchtete ihre trockenen Lippen. »Seit wann? «
    »Wir waren seit über zwei Jahren ein Paar.«
    Seit über zwei Jahren. Er hatte seit Jahren mit Nadine das Bett  geteilt, und sie hatte nie auch nur den geringsten Verdacht gehegt. Wie clever er doch gewesen war. Oder vielleicht war nicht er clever gewesen, sondern sie dumm.
    »Warum haben Sie sie hierher gebracht, Kabler? « fragte Richard. »Sie sagten, Sie erführe niemals etwas davon. Sie sagten, niemand erführe jemals etwas davon.«
    »Ich musste ihr etwas beweisen. Hätte ich es nicht getan hätte sie sich in größte Schwierigkeiten gebracht.«
    »Und was ist mit mir? « fragte Richard. »Was, wenn sie jemandem davon erzählt? «
    »Ich bezweifle ernsthaft, dass sie sich den Menschen anvertrauen würde, von denen ihre Tochter ermordet worden ist.
    Was meinen

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