Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
das? «
    »Stecken Sie mich in ein Kleid, und lassen Sie ihn selbst beurteilen.«
    »Wir haben bereits sämtliche Models, die wir brauchen.« Sie zögerte, doch dann nickte sie. »Aber Ihr Gesicht hat tatsächlich etwas Ungewöhnliches, und René möchte immer, dass Monsieur Gardeaux zufrieden ist. Mal gucken, wie Sie in Nummer acht aussehen.«
    Nummer acht stellte sich als ein prächtiges burgunderrotes Kleid mit langen schmalen Ärmeln und einem viereckigen Ausschnitt heraus.
    Es war eine sehr kleine Größe, und die Taille war so eng, dass Nell kaum noch Luft bekam.
    »Sie sind entsetzlich fett«, sagte Celine Dumoit. Sie drückte Nell eine perlengesäumte Haube aufs Haar, trat einen Schritt zurück und musterte sie mit schräg gelegtem Kopf. »Aber auf jeden Fall haben Sie was.« Sie wandte sich an einen großen Mann, der den Raum betrat. »Ah, Jacques, da bist du ja.«
    »Was gibt's«, fragte Jacques Dumoit in ärgerlichem Ton. »Ich bin sehr beschäftigt, Celine.«
    »Ich weiß, mein Lieber.« Sie wies auf Nell. »Was hältst du von ihr? «
    »Fett. Sie muss mindestens zehn Pfund verlieren, wenn sie bei der Show mitmachen will.«
    »Dann meinst du also, dass sie gehen wird? « fragte Celine.
    »Natürlich wird sie gehen. Entzückend. Die typische Kurtisane aus der Renaissance. Ihr Gesicht sieht aus wie von da Vinci gemalt. Darf ich jetzt vielleicht wieder gehen? «
    »Natürlich, mein Schatz. Ich verspreche, dass ich dich nicht noch einmal stören werde.«
    »Gib ihr außerdem noch das grüne Kleid.« Er marschierte bereits wieder aus dem Raum. »Und sorg dafür, dass sie diesen grässlichen Speck verliert.«
    »Ja, Jacques.« Sie wandte sich wieder an Nell. »Geben Sie der Empfangsdame Ihre Telefonnummer. Sie kommen zu jeder Anprobe, zu der man Sie bestellt, und wenn Sie auch nur eine einzige verpassen, sind Sie draußen.«
    »Ja, Madame.«
    »Und in zwei Wochen haben Sie abgespeckt.«
    »Ja, Madame.«
    »Sie sollten dankbar sein. Wir geben Ihnen eine große Chance.«
    »Ich bin sehr dankbar, Madame Dumoit.«
    »Natürlich werden Sie in diesem Fall für Ihre Dienste nicht bezahlt. Sie sollten diejenige sein, die uns bezahlt.«
    Himmel, nicht nur ein Eisberg, sondern noch ein Geizkragen dazu. »Ich bin sehr dankbar«, wiederholte Nell.
    Mit einem zufriedenen Nicken verließ Celine Dumoit den Raum.
    Als die Garderobiere die Knöpfe des Kleids öffnete, drehte sich Nell zum Spiegel um und betrachtete das Gesicht, das ihr den Besuch auf Bellevigne ermöglichte. Renaissancekurtisane war ebenso gut wie Helena von Troja. Sie hatte der Frau die Wahrheit gesagt.
    Sie war dankbar.
    Allerdings nicht ihr, sondern Joel.
    »Tanek, wie schön, von Ihnen zu hören«, sagte Gardeaux.
    »Ja, Rivil hat mir bereits ausgerichtet, wie begeistert Sie sind.
    Sie haben die Photos gesehen? «
    »Wunderbarer Köder, aber natürlich bin ich nicht dumm genug, mir einzubilden, das Schwert wäre tatsächlich echt.«
    »Das werden Sie nicht wissen, solange Sie es nicht persönlich unter die Lupe nehmen. Eigentlich hatte ich mich bereit erklären wollen, es einem Ihrer Experten zur Untersuchung zu überlassen, aber jetzt glaube ich, dass jeder Kontakt zu Ihnen meiner Gesundheit abträglich ist.«
    »Sie haben von der Sache mit Sandequez gehört? Traurig.«
    »Kommt auf die Position an, aus der man es sieht.«
    »Meine Position ist sehr sicher. Ihre hingegen ist wohl eher prekär.« Und nach einer Pause fügte er hinzu: »Ich will Sie nicht auf meinem Fest, Tanek. Wählen Sie einen anderen Ort und eine andere Zeit.«
    »Vielleicht hätten Sie mich dazu überreden können, hätten Sie meine Position nicht derart prekär gemacht. Ich werde warten, bis ich mit einigen Ihrer Gäste in den Hof gelangen kann. Ich will Leute um mich herum, so dass es peinlich für Sie würde, wollten Sie versuchen, mich zu eliminieren.«
    »Aber Sie haben mit mir genau das gleiche vor.« Gardeaux verstummte, doch dann sagte er. »Sie machen sich ganz schön Mühe wegen O'Malley, Tanek. Dabei war er es gar nicht wert.«
    »Und ob.«
    »Da bin ich anderer Ansicht. Der Mann war nicht im mindesten interessant. Nun, Sie hingegen haben einen recht hohen Unterhaltungswert. Pietro wird fasziniert von Ihnen sein.«
    »Ich werde dafür sorgen, dass er dazu keine Gelegenheit bekommt. Ich spiele Ihr Spiel nämlich nicht mit.«
    »O doch, das werden Sie.«
    »Wollen Sie das Schwert oder nicht? «
    »Ich rufe Sie zurück. Geben Sie mir Ihre Nummer.«
    »Ich rufe Sie wieder an.«

Weitere Kostenlose Bücher