Das Schweigen der Schwaene
nicht, dass Tania hier in Frankreich ist.«
»Mir auch nicht. Aber dagegen lässt sich wohl kaum etwas tun.«
Nell legte den Hörer auf und schüttelte den Kopf. Sie hatte nicht gelogen, aber wie Nicholas einmal gesagt hatte, war das Verschweigen einer Sache nicht weniger schlimm.
Das Bild in der Zeitung hatte sie zu Tode erschreckt.
Dass Tania eine derart verwegene Einladung aussprechen würde, hätte sie nicht gedacht.
Sie hatte dem Bastard sogar ihre Adresse mitgeteilt. Wie der klingelte das Telefon.
»War ich auf dem Bild nicht wunderschön? « fragte Tania sie.
»Der Anzug ist von Armani. Joel hat in New York einen Zwischenstop gemacht und mir Unmengen neuer Kleider gekauft.«
»Wunderbar. Dass ihr heiraten würdet, hast du mir ga r nicht erzählt.«
»Joel hat darauf bestanden, mich vor der Reise hierher zu heiraten. Er scheint zu denken, dass er mich dadurch in irgendeiner Weise unter Kontrolle hat.« Nell hörte ein Stöhnen im Hintergrund und dann Tanias abgewandte Stimme, die sagte:
»Stimmt doch, Joel.«
»Wo seid ihr im Augenblick? «
»Im Carleton. Sehr elegant. Wusstest du schon, dass das Hotel eine beliebte Bleibe zahlreicher Filmstars ist? «
»Du klingst glücklich.«
»Euphorisch. Aber nicht so glücklich wie Joel. Was nur angemessen ist. Ich habe schließlich nichts weiter als einen reizbaren, alternden Arzt abgekriegt. Er hingegen hat mich.« Sie kicherte. »Ich muss auflegen. Ich glaube, er bereitet sich auf einen Angriff vor. Ich melde mich wieder bei dir.«
Sie würde Nell Bescheid geben, wenn Maritz auf der Bildfläche erschien. Nell hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass dieser letzte Satz der einzig wichtige Teil ihrer Unterhaltung gewesen war.
Aber Tania hatte wunderbar glücklich geklungen, dachte Nell.
So glücklich, dass die dunkle Wolke, die über ihr hing, an Bedeutung verlor. Tania wusste, wie man jeden Augenblick des Lebens genoss.
Genau wie Nicholas.
In den drei Wochen, seit sie nach Paris gekommen war, hatte sie nichts von ihm gehört, und offenbar hatte er es unnötig gefund en, mit ihr zu sprechen, als sie von Jamie angerufen worden war.
Nun, was hätte er auch sagen sollen?
Schließlich warteten sie beide auf den großen Tag.
In neun Tagen wäre es endlich soweit.
»Sollen wir auswärts essen, damit ich mich mit einem meiner neue n Kleider brüsten kann? « fragte Tania Joel nach dem Telefongespräch mit Nell. »Ich denke, das Rosafarbene wäre gut. Ich werde so wunderbar aussehen, dass die Ober bestimmt denken, ich wäre eine berühmte Schauspielerin.«
»Wenn du willst.« Er beobachtete, wie sie durch das Zimmer ging und die Flügeltüren zum Balkon öffnete. »Wie geht es Nell? «
»Ich habe ihr keine Gelegenheit gegeben, von sich zu erzählen.
Ich liebe das rosafarbene Kleid. Ich liebe dieses Hotel.« Sie atmete tief ein. »Ich liebe das Meer.« Sie blickte über die Schulter zurück. »Und ich liebe dich.«
»Großartig. Ich komme also auf deiner Liste zuletzt.« Er folgte ihr auf den Balkon und zog sie an seine Brust. »Ich finde, ich hätte wenigstens vor dem rosafarbenen Kleid Erwähnung verdient.«
»Aber dann hättest du nichts mehr, um das es sich zu bemühen lohnt.« Sie schmiegte sich enger in seinen Arm. »Und schließlich möchte ich nicht, dass du kein Ziel mehr im Leben hast.«
»Ich habe ein Ziel .« Er vergrub sein Gesicht in ihrem Haar.
»Dafür zu sorgen, dass du dich nicht umbringen lässt.«
Sie schlang die Arme um seinen Hals. Er liebte sie. Was ein Segen war. Aber er durfte nicht in die Sache hineingezogen werden, und es würde schwer werden, dafür zu sorgen, dass er unbeteiligt blieb. »Rede nicht davon. Vielleicht taucht er ja gar nicht auf.« Sie küsste ihn auf die Wange. »Und jetzt musst du mich leidenschaftlich lieben und mich davon überzeugen, dass ich dich mehr liebe als das rosafarbene Kleid.«
27 . Dezember
»Ich erwarte Sie auf dem Fest, Tanek«, sagte Gardeaux. »Aber natürlich kommen Sie nicht ohne das Schwert.«
»Auf keinen Fall.«
»Das ist gut. Denn ehe ich es nicht gesehen habe, kommen Sie nicht durch die Tür.«
»Sie durchsuchen Ihre Gäste an der Haustür nach Schwertern?
Klingt, als wären Sie der Sheriff einer alten Westernstadt.«
»Ich durchsuche nur Sie.«
»Sie können es vor allen Gästen sehen. Aber in die Hand kriegen Sie es nicht.«
»Sie fuchteln mir also vor vierhundert Gästen mit einem unbezahlbaren, gestohlenen Schwert vor der Nase herum? «
»Sagen Sie einfach, es
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