Das Schweigen der Schwaene
ein kleines Appartement in der Nähe der Sorbonne für dich gemietet. Nichts Besonderes.«
»Jamie ist ein sehr umsichtiger Mann.«
»Du ahnst gar nicht, wie umsichtig er ist.«
Er hatte recht. Das Leben dieser beiden Männer und vor allem ihrer beider Vergangenheit waren ihr fremd. Die Nähe, die sie zu den beiden empfand, würde sich legen, sobald die Sache erledigt war.
»Passt du auf dich auf? « Die Frage platzte einfach aus ihr heraus, und er blickte lächelnd auf. »Inwiefern? Meinst du, die Seemöwen könnten gefährlich sein? Willst du mich vielleicht auf die Ranch zurückverfrachten? «
Ja, das wollte sie, und dann schlösse sie alle Tore hinter ihm ab.
Und er wusste es.
»Bei all der Umweltverschmutzung heutzutage weiß man nie, mit was für Bakterien Seemöwen belastet sind«, sagte sie leichthin. »Und jetzt gehe ich und packe mein Zeug.«
Das Schwert war verführerisch wie Sirenengesang.
Gardeaux betrachtete die Farbphotos durch ein
Vergrößerungsglas.
Falls es eine Fälschung war, dann war sie brillant.
Aber vielleicht war es echt. Tanek war sehr talentiert, wenn es um die Aneignung wertvoller Dinge ging.
Vor Erregung zitterte seine Hand. Das Schwert eines Eroberers.
Vielleicht des größten Eroberers, der je über diese Erde gewandelt war.
Genau dieses Gefühl hatte Tanek eingeplant. Er wurde manipuliert.
Das Schwert Karls des Großen.
Wäre Tanek allen Ernstes so dreist und böte ihm eine Fälschung an?
Es war eine Falle. Er wollte seinen Tod.
Auch Karl dem Großen hatten viele Männer nach dem Leben getrachtet, aber mit seiner Kraft und seinem Verstand hatte er sich all diesen armen Narren gegenüber unbesiegbar gezeigt.
Genau wie er, Gardeaux, Tanek gege nüber unbesiegbar war.
Sein Zeigefinger strich sanft über den Schwertgriff auf der Photographie. Es war unglaublich. Es war wunderbar.
Es gehörte ihm.
»Tut mir leid, Mademoiselle, aber wir haben keine Verwendung für Sie.« Pierre Molambre klopfte mit dem Zeigefinger auf der geöffneten Mappe herum. »Diese Photos sind sehr
beeindruckend, aber wir beschäftigen nur Models für den Lauf-Steg, und diesen Anforderungen genügen Sie nicht.«
»Sie meinen, ich bin nicht groß genug? «
»Mit einem Meter achtundsechzig? Ihnen fehlen Kraft und Ausstrahlung. Sie brauchen Ausstrahlung, um Kleider vorzuführen. Für die New Yorker Laufstege sind Sie vielleicht gut genug, aber den Ansprüchen unserer Designer genügen Sie Wohl kaum.« Er zuckte mit den Schultern. »Bleiben Sie bei Photos. In dem Bereich sage ich Ihnen eine großartige Zukunft voraus.«
»Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Zeitschriften. Ich muss beides machen, wenn ich nicht verhungern will.«
Er klappte die Mappe zu und hielt sie ihr hin. »Wie gesagt, tut mir sehr leid.«
Sein Ton war endgültig, also stand sie auf und steckte ihre Mappe wieder ein. »Guten Tag, Monsieur Molambre.«
Sie war gegen eine Wand gerannt.
Also gut, ginge sie eben drum herum.
»Und was kann ich für Sie tun, Mademoiselle Billings? « fragte Celine Dumoit in gleichgültigem Ton.
Nun, auf etwas anderes als Gleichgültigkeit hatte sich Nell nicht gefasst gemacht. Jacques Dumoit war einer der führenden Designer der Welt. Diese Menschen handelten mit Schönheit, benutzten sie, entsorgten sie, wenn sie schwand. »Ich muss mit Ihrem Mann sprechen, Madame.«
Die Frau nahm eine drohende Haltung an. »Das ist nicht möglich. Ich leite diesen Salon, also sprechen Sie mit mir. Alle Welt will immer mit Jacques sprechen, dabei ist er ein vielbeschäftigter Mensch. Mein Mann stellt gerade eine Sonderkollektion zusammen.«
»Für das Renaissancefest, ich weiß. Ich möchte, dass er mich dort als Model benutzt.«
»Er nimmt immer nur Models von Chez Molambre. Bewerben Sie sich dort.«
»Das habe ich getan, aber sie wollen mich nicht. Sie sagen, ich hätte keine Ausstrahlung.«
Madame Dumoit sah sie genauer an. »Sie haben durchaus eine gewisse Ausstrahlung, aber darum geht es nicht.«
»Ich brauche diesen Job.«
»Und das soll mich beeinflussen? «
Nell bezweifelte, dass irgendein menschliches Bedürfnis je Einfluss hatte auf den Eisberg, dem sie gegenübersaß. »Ich versuche, hier in Europa als Model Fuß zu fassen. Und das
Renaissancefest wäre der perfekte Einstieg für mich.«
»Genau wie für tausend andere Models hier in Paris.«
»Ihr Mann greift für diese spezielle Kollektion immer Renaissanceeinflüsse auf. Da bin ich genau die Richtige.«
»Weshalb glauben Sie
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