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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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schüttelte den Kopf. »Ich habe gesagt, daß ich...«
    »Ich habe dich durchaus verstanden, aber ich glaube nicht, daß wir uns darüber allzu große Sorgen machen müssen. Wann entläßt du sie? «
    »In zwei Wochen.«
    »Zögere ihre Entlassung noch etwas hinaus.«
    »Warum? «
    »Sie ist noch nicht bereit.« Ebenso wenig wie er. Sie würde nicht aufgeben, und er mußte einen Weg finden, wie sie sich abschrecken ließ. »Kannst du ihr nicht erzählen, es gäbe irgendeine unerwartete Komplikation? «
    »Nein, ich belüge meine Patienten nie. Sie ist bereits seit fast zwei Monaten hier.« Sein Lächeln enthielt eine Spur Boshaftigkeit. »Was ist los, Nicholas? Schließlich hast du mir erzählt, sie wäre nichts weiter als eine nette, sanfte Frau.«
    Nicholas war sich nicht sic her, war für eine Frau Nell Calder inzwischen war, aber sie hatte sich derart verändert, daß ihm alles andere als wohl war in seiner Haut. »Vergiß es, Joel. Ohne deine Hilfe schaffe ich es nicht.«
    »Tut mir leid, aber meinen Ehrenkodex als Arzt breche ich noch nicht einmal für dich.«
    »Dann belüg sie eben nicht, Ihre Knochen sind immer noch nicht ganz zusammengewachsen. Sag ihr, daß du sie
    hierbehalten willst, bis alles vollkommen verheilt ist. Schließlich brauchst du ihr Bett im Augenblick für niemand anderen.«
    Joel dachte nach. »Ich nehme an, das geht.«
    »War Tania schon bei ihr? « fragte Nicholas.
    »Noch nicht.«
    »Dann sorg dafür, daß das so schnell wie möglich passiert.«
    »Meinst du, der Einfluß einer anderen Frau täte ihr gut? «
    »Der Einfluss einer anderen Überlebenden täte ihr gut.« Er wandte sich um und winkte Phil zu sich heran. »Paß bloß gut auf sie auf.«
    Phil tat so, als wäre er verletzt. »Ich kümmere mich um Nell, als wäre sie meine Tochter, Nick.«
    »Das weiß ich.« Nicholas lächelte. »Aber sorg auch dafür, daß sie uns nicht plötzlich unbemerkt entwischt. O. k.? «
    Phil nickte. »Ich mag sie. Ich habe ihr erzählt, daß ich am College Informatik studiert habe, und sie ist ehrlich daran interessiert. Sie hat mir schon alle möglichen Fragen über Computer gestellt.«
    Ihr Interesse an Computern war ein Garant dafür, daß ihr Phils Zuneigung sicher erhalten blieb. »Was für Fragen? «
    Phil zuckte mit den Schultern. »Alles mögliche.«
    Vielleicht hatten ihre Fragen ja keinen verborgenen Sinn. Oder vielleicht hatte sie einfach instinktiv erkannt, wie sich Phils Freundschaft gewinnen ließ. Der Frau, der er auf Medas begegnet war, hätte er eine derartige Umtriebigkeit nicht zugetraut, aber inzwischen war Nell eine unbekannte Größe für ihn. »Sieh einfach zu, daß du immer weißt, was sie tut.«
    »Das mache ich auch, ohne daß du es mir extra sagst.« Mit diesen Worten kehrte Phil in Nells Zimmer zurück.
    »Netter Junge«, sagte Joel. »Und ein guter Krankenpfleger dazu.«
    »Du klingst überrascht. Ich habe dir doch gesagt, daß du ihn mögen wirst.« Doch dann kam er auf sein ursprüngliches Thema zurück. »Du schickst also Tania zu ihr? «
    »Warum nicht? Sie ist sowieso schon ganz versessen darauf, Nell endlich kennen zu lernen.« Er machte eine Pause. »Du machst dir Sorgen, weil du nicht weißt, was sie nach ihrer Entlassung ohne unseren Schutz anstellen wird. Sie weiß, daß irgendjemand versucht hat, sie umzubringen. Da wird sie doch bestimmt vorsichtig sein.«
    »Vorsichtig? Ich denke, selbstmörderisch wäre ein passenderes Wort.«
    »Du weißt, wer versucht hat, sie umzubringen«, sagte Joel, und mit einem Mal riß er die Augen auf. »Hast du es ihr etwa erzählt? «
    »Es war der berühmte Dominoeffekt. Ich mußte ihr irgendetwas geben. Außerdem hatte sie es verdient, daß ihr jemand den Namen des Mörders ihrer Tochter nannte.«
    Joel schüttelte den Kopf. »Das war ein Riesenfehler.«
    »Vielleicht. Ich habe schon öfter Fehler gemacht.« Er wandte sich den Fahrstühlen zu. »Aber im Augenblick ist
    Schadenbegrenzung das einzige, was ich noch machen kann.«
    »Warte. Jemand hat für dich angerufen.« Er suchte in seiner Jackentasche und zog einen Zettel hervor. »Jamie Reardon. Er ist in London und will, daß du dich umgehend mit ihm in Verbindung setzt.«
    Nicholas nahm den Zettel entgegen. »Bekomme ich den Apparat in deinem Büro? «
    »Wenn's sein muss.« Joel wies auf eine Tür am unteren Ende des Korridors. »Offenbar bin ich einzig aus dem Grund auf der Welt, um dir von Nutzen zu sein.«
    »Es freut mich, daß du dein Schicksal endlich akzeptierst«,

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