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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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nicht? «
    Prachtkerl wäre nicht gerade das Wort, das Nell in Verbindung mit Joel Lieber eingefallen wäre, aber sie sagte: »Ich schätze schon. Ich finde ihn sehr nett.«
    »Er ist mehr als nett. Er hat ein großes Herz, was etwas sehr Seltenes ist. Er ist wie eine Rose. Es ist wunderbar zu sehen, wie...«
    In diesem Augenblick betrat der Gegenstand ihres Gesprächs den Raum: »Nun, sind Sie für die Enthüllung Ihres neuen Gesichts bereit? «
    »Ja.« Tania nickte eifrig mit dem Kopf, und Joel bedachte sie mit einem vernichtenden Blick.
    »Eigentlich habe ich mit der Frage meine Patientin gemeint.«
    »Ich bin bereit«, sagte Nell.
    »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn Tania bei der Abnahme der Verbände zugegen ist. Seit Ihrer Operation hat sie mir keine Ruhe mehr gelassen, denn sie wollte Sie unbedingt sehen.«
    »Ich finde, daß mein Interesse an Ihnen durchaus berechtigt ist«, stellte Tania fest. »Joel hat mir erlaubt, ihm bei der Kreation Ihres neuen Gesichts behilflich zu sein. Ich habe ihm gesagt, daß er den Mund nicht verändern sollte. Sie haben einen großartigen Mund.«
    »Danke.« Ein amüsiertes Lächeln huschte über Nells Gesicht.
    »Aber ich nehme an, Sie haben ihm geraten, dafür zu sorgen, daß vom Rest nichts mehr übrig bleibt.«
    »Mehr oder weniger.«
    Joel schüttelte den Kopf: »Tania ist ein wahrhaft taktvoller Mensch.«
    Entsetzt stellte Nell fest, daß sie tatsächlich lächelte. Ein echtes Lächeln lag auf ihrem Gesicht, anders als die Grimassen, die sie sich aufgezwungen hatte, um den anderen zu beweisen, daß sie wieder normale Gefühle empfand.
    Tania sah Nell aufmerksam an. »Schon gut«, sagte sie ruhig.
    »Sie werden sehen, Lachen ist kein Verrat.« Ehe Nell etwas erwidern konnte, wandte sich Tania an Joel. »Sie findet dich sehr nett, aber sie denkt nicht, daß du eine Rose bist.«
    Er starrte sie entgeistert an. »Eine Rose? «
    »Du bist eine Rose. Das weiß ich, seit ich dir zum ersten Mal begegnet bin. Du hast so viele verschiedene Facetten und eine innere Schönheit, die von Tag zu Tag stärker erblüht.«
    »Oh, mein Gott.«
    »Natürlich duftest du nicht wie eine Rose. Eher wie ein Eukalyptusbaum, aber ich...«
    Mit einem »Ich hole einen Rollstuhl« flüchtete er aus dem Raum.
    Tania stand auf. »Er ist komisch, ja? Es ist seltsam, daß für Männer der Vergleich mit einer Blume nur schwer zu ertragen ist. Ich verstehe nicht, warum sie den Frauen vorbehalten sind.«
    »Ich muss gestehen, daß mir der Vergleich ebenfalls etwas ungewöhnlich erschien.« Immer noch lächelte sie. »Aber durchaus interessant.«
    »Joel braucht es, daß man ihn regelmäßig aus der Fassung bringt.« Tania half ihr in ein pinkfarbenes Bettjäckchen und schloß den obersten Knopf. »Brillante Ärzte sind ständige Bewunderung und Lobhudelei gewohnt. Das ist sehr schlecht für sie.« Sie nickte beifällig. »Schön. Alle Bettjäckchen sollten rosafarben sein. Es ist schön, gleich morgens beim Aufwachen etwas Buntes zu sehen. Eine gute Wahl.«
    »Ich fürchte, das Lob gebührt nicht mir. Das Jäckchen ist einfach hier aufgetaucht.«
    Tania setzte ein fröhliches Grinsen auf. »Ich habe mich selbst gelobt. Ich habe es ausgesucht.«
    »Vielleicht dachten Sie, ich sähe wie eine Rose aus? «
    »Ah, ein bißchen Humor. Das ist gut.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein, Joel ist meine einzige Rose. Ich werde später beschließen, was...«
    »Da sind wir wieder.« Gefolgt von dem den Rollstuhl schiebenden Phil kam Joel zurück, doch ehe er sich seiner Patientin zuwandte, bedachte er Tania mit einem strengen Blick.
    »Glaubst du, daß du dich anständig benehmen kannst? «
    »Nein.« Tania beobachtete, wie Phil Nell sanft in den Rollstuhl half. »Ich bin viel zu aufgeregt.«
    »Ach ja? « Ein nachsichtiges Lächeln umspielte Joels Mund.
    Er liebt sie, dachte Nell mit einem Mal. Die Blicke, die die beiden austauschten, waren warm, lieb und verständnisvoll, als wären sie seit fünfzig Jahren ein Ehepaar. Die Erkenntnis, daß sie und Richard einander niemals so angesehen hatten, versetzte ihr einen Stich. Vielleicht hätten sie ja mit der Zeit...
    »Auf geht's.« Tania legte eine Decke über Nells Knie und winkte Phil. »Schieben Sie sie schon mal rüber. Wir kommen gleich nach.«
    »Gefällt es Ihnen? « fragte Tania erwartungsvoll.
    Nell starrte verwundert die fremde Frau im Spiegel an.
    »Es gefällt Ihnen nicht.« Tania verzog enttäuscht das Gesicht.
    »Pst«, sagte Joel. »Gib ihr doch

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