Das Schweigen der Schwaene
neben dem Bach und grub ein Beet mit gelben Rosen um.
Richard hatte ihr immer gelbe Rosen geschenkt. Er hatte die kleinen Aufmerksamkeiten gekannt, die einer Frau gefielen und ihr das Gefühl gaben, etwas Besonderes zu sein. Sally hatte ihn verehrt. Aber schließlich hatte so ziemlich jeder Richard verehrt.
Und nun war er fort. Warum nur trauerte sie nicht stärker um ihn?
Ihre Trauer um Jill hatte sie derart überwältigt, daß sie nur einen blassen Schatten dieser Trauer empfand, wenn sie daran dachte, daß Richard ebenfalls ermordet worden war. Hatte sie ihn vielleicht nicht geliebt? Hatte sie sich nur eingeredet, daß ihre Dankbarkeit und Abhängigkeit Liebe war? Sie wußte es nicht.
Vielleicht hatte Richards Mutter recht gehabt, und sie war es nicht wert, auf seinem Grabstein zu stehen? Sie hatte versucht, Richard die Zuneigung zu geben, die er verdient hatte, aber nur Edna hatte ihn wirklich geliebt.
Phil wandte den Kopf und blickte zum Haus, ehe er sich wieder um die Rosenbüsche kümmerte. Offenbar sah er nach, ob sie vielleicht heimlich davongeschlichen war. Er paßte auf, daß sie nicht in ein Gebiet vordrang, das Nicholas als das Seine betrachtete. Aber er brauchte sich keine Sorgen zu machen. Wie Nicholas gesagt hatte, war sie zu dem Kampf gegen Gardeaux und Maritz noch nicht bereit. Sie mußte sich sicher sein, daß sie gewann, wenn sie die Begleichung der Schuld forderte.
Sie mußte nachdenken. Bisher hatte sie nur eine vage Vorstellung, aber ehe sie bereit wäre, sich der wohlmeinenden Aufsicht ihrer Retter zu entziehen, brauchte sie einen genauen Plan.
Er wurde verfolgt. In Nigel wallte Panik auf.
Er blickte hinter sich. Niemand zu sehen. Seine Schritte auf dem Gehweg beschleunigten sich. Nichts zu hören. Vielleicht hatte er sich geirrt.
Nein, verdammt, seit er heute abend die Kirche verlassen hatte, spürte er, daß ihm jemand auf den Fersen war.
Endlich hatte er Christines Appartement erreicht. Er rannte die Treppe hinauf und klingelte.
War da ein Schatten im gegenüberliegenden Hauseingang?
»Ja? « fragte Christine über die Gegensprechanlage.
»Laß mich rein. Sofort! «
Als endlich der Summer ertönte, stürzte Nigel in den Flur und warf die Tür hinter sich ins Schloß.
»Was ist los, mein Schatz? « Christine blickte über das Treppengeländer auf ihn herab, und ihr Mund wurde von ihrem wunderbaren, boshaften Lächeln umspielt. »Bist du so heiß? «
»Ja.« Er war heiß gewesen, ehe er festgestellt hatte, daß ihm offenbar jemand auf den Fersen war. Er hatte noch einen Abend mit ihr verbringen wollen, ehe er London verließ. Nun allerdings fragte er sich, ob er sich vielleicht besser irgendwo verkrochen hätte, bis es morgen früh Zeit wäre, abermals zur St. Anthony's Church zu gehen.
»Dann komm rauf. Ich habe etwas ganz Besonderes für dich geplant. Ein neues Spielzeug, mit dem ich meinen bösen Jungen bestrafen kann.«
Sein Schwanz versteifte sich. Ein neues Spielzeug. Der künstliche Penis, den sie letztes Mal benutzt hatte, hatte ihn fast zerrissen, und er war gekommen wie ein Geysir. Er blickte zur Haustür zurück. Er hatte niemanden gesehen, und falls doch jemand draußen war, wäre es vielleicht besser zu bleiben, als wieder zu gehen. Christines Wohnung war ebenso sicher wie jeder andere Ort. Es gab nur zwei Wohnungen im Haus, und Christine hatte gesagt, der andere Mieter wäre im Ausland unterwegs.
»Komm! « befahl Christine. »Trödel nicht rum. Wenn du nicht gleich kommst, bestrafe ich dich.«
Erregung überfiel ihn. Es fing an. Bald wäre er vor ihr auf den Knien, verloren in der dunklen Hitze, die bei ihrer Behandlung über ihm zusammenschlug.
Eifrig kletterte er die Treppe hinauf.
Sie stand oben, nackt bis auf Sandalen mit zehn Zentimeter hohen Pfennigabsätzen, groß, lüstern, herrisch, wie es ihm gefiel. Sie trat einen Schritt zurück und ging zu ihrer Wohnungstür. »Wie oft muß ich dir noch sagen, daß du mir auf der Stelle gehorchen musst? «
»Es tut mir leid. Ich habe eine Bestrafung verdient.« Er folgte ihr in ihr Appartement. »Darf ich es sehen? «
»Auf die Knie.«
Sofort fiel er vor sie auf die Knie.
»Sehr gut.« Sie spreizte die Beine und blickte auf ihn herab.
»Was willst du sehen? «
»Das Spielzeug. Das neue Spielzeug.«
Ihre Hände fuhren in seine Haare und rissen seinen Kopf zurück.
Er wurde von heißem Schmerz durchzuckt. »Dann sag schön bitte, bitte, wie es sich gehört.«
»Bitte, Herrin, darf ich das Spielzeug
Weitere Kostenlose Bücher