Das Schweigen der Schwaene
von dieser Schlampe keine Angst einjagen, oder? « fragte Sanchez ihn.
»Auf deinen Schwanz zielt sie ja nicht«, stieß Scott zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Jetzt schon.« Nell lenkte den Lauf ihrer Waffe um.
Sanchez blinzelte.
»Ihr habt gesagt, es würde ganz einfach«, murmelte der vierte Mann.
»Halt's Maul, Glaser«, sagte Scott.
»Ihr habt mir nicht gesagt, was für ein rabiates Weib das ist.«
Glaser stapfte davon.
»Wir kommen später noch mal zurück. Schließlich kann sie ja nicht die ganze Nacht wach bleiben.« Scott sah Nell mit einem boshaften Lächeln an. »Sobald du die Augen zumachst, sind wir wieder da.«
Er streckte die Hand aus und löschte das Licht.
Sie atmete tief ein und hatte plötzlich das Gefühl, mutterseelenallein und furchtbar verletzlich zu sein.
Noch einmal wurde Scotts Stimme laut. »Hat dich ganz schön fertiggemacht, he? Und du kannst nicht ewig wach bleiben.
Außerdem, was willst du machen, wenn wir erst mal in den Sümpfen sind? Denkst du etwa, Wilkins hätte was dagegen, wenn wir uns ein bißchen amüsieren? «
»Ich bezweifle, daß Sie noch groß Lust auf eine Vergewaltigung haben werden, wenn wir erst mal den ganzen Tag durch den Schlamm gewatet sind.«
Sie hörte einen unterdrückten Fluch.
Sie gingen tatsächlich davon, stellte sie erleichtert fest. Es war noch zu früh, um sich zu entspannen, aber die unmittelbare Gefahr war gebannt. Gott, hatte sie eine Angst gehabt. Sie hatte immer noch Angst und lag zitternd in der Dunkelheit.
»Ich passe auf Sie auf«, sagte Peter zu ihr.
Fast hätte sie vergessen, daß da noch der Junge war. »Nein, schlaf jetzt. Morgen wird ein anstrengender Tag. Da brauchst du deine ganze Kraft.«
»Ich passe auf Sie auf«, wiederholte er stur und setzte sich mit gekreuzten Beinen neben ihr Bett.
»Peter, bitte...«, aber dann brach sie ab. Sie hatte nicht die Absicht zu schlafen, aber es war klar, daß er sich nicht abweisen ließ. Also gut, in ein paar Stunden wäre die Nacht sowieso vorbei.
»Ich hatte ganz schön Angst«, sagte Peter.
»Ich auch.«
»Das hat man Ihnen aber nicht angemerkt.«
»Dir auch nicht«, log sie.
»Nein? « Er klang ehrlich erfreut. »Ich dachte, Scott hätte es gemerkt. Er ist wie mein Daddy. Er kennt sich mit solchen Sachen aus.«
»Und dein Vater sagt, daß er sich mit solchen Sachen ebenfalls auskennt? «
»Sicher. Er sagt, daß ein Mann seine Schwächen erkennen muß.
Er sagt, er wäre nie Bürgermeister von Selena geworden, wenn er nicht seine Schwächen erkannt und überwunden hätte.«
Allmählich verabscheute sie den gesichtslosen Kerl, der Peters Vater war. »Dein Vater hätte unmöglich mutiger sein können als du eben. Wenn er dich gesehen hätte, wäre er bestimmt stolz auf dich.«
Schweigen. »Nein, er ist nie stolz auf mich. Ich bin nicht klug genug.«
Die Einfachheit seiner Antwort weckte abermals schmerzliches Mitleid in ihr. »Tja, ich war jedenfalls stolz auf dich.«
»Ja? « fragte er begeistert. »Ich war auf Sie auch stolz.« Und nach einer Pause sagte er: »Das heißt, daß wir Freunde sind, nicht wahr? «
Am liebsten hätte sie ihn fortgeschickt. Sie wollte weder seine Hilfe noch die Verantwortung, die er ihr unbewußt für sich übertrug. Er hatte sich den Widerlingen gegenüber auf ihre Seite gestellt, und dafür rächten sie sich sicher später an ihm. Es wäre ihre Schuld, und das wollte sie nicht.
Aber um ihn jetzt noch fortzuschicken, war es zu spät. »Ja, das heißt es«, sagte sie.
»Und wir haben's ihnen ganz schön gegeben, nicht wahr? «
Sie seufzte. »Allerdings.«
»Eve Billings? Ich kenne niemanden mit diesem Namen«, sagte Randall in gleichgültigem Ton. »Und außerdem nehmen wir hier in Ocachobi keine Frauen auf, Mr. Tanek.«
Nicholas warf eins der Photos, die Tania ihm gegeben hatte, auf den Tisch. »Vielleicht benutzt sie einen anderen Namen.«
»Hübsche Frau.« Randall schob das Photo fort. »Aber trotzdem habe ich sie nicht gesehen.«
»Das finde ich seltsam. Sie hat am Flughafen von Panama City einen Wagen gemietet.« Er klappte sein Notebook auf. »Und der hat dasselbe Nummernschild wie der Ford, der hinter Ihrem Büro auf dem Parkplatz steht.«
Randalls Lächeln legte sich. »Wir mögen es nicht, wenn irgendwelche Leute bei uns rumschnüffeln.«
»Und ich mag es nicht, wenn man mich belügt«, sagte Nicholas sanft. »Wo ist sie, Randall? «
»Ich habe doch gesagt, sie ist nicht hier.« Randall machte eine ausholende
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