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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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erschöpft.
    Als sie ins Badezimmer ging und ein Glas Wasser trank, zitterte ihre Hand.
    Sie sollte wieder ins Bett gehen und versuchen,
    weiterzuschlafen. Tanek würde ihr helfen, und es wäre besser, sie wäre erholt und ausgeruht.
    Aber wenn sie wieder einschliefe, käme der Traum zurück.
    Es würde eine lange Nacht.
    Am nächsten Morgen um acht klopfte Tanek an die Tür. Sie griff nach dem Bettlaken und schlang es um ihren Körper, ehe sie ihm öffnen ging.
    »Entzückend.« Er reichte ihr eine Tüte, deren Aufdruck verriet, daß sie aus dem Pelican-Andenkenladen kam. »Aber ich glaube, das hier ist bequemer. Shorts und T-Shirt. Der Andenkenladen unten an der Straße war der einzige, der um diese Zeit geöffnet war.«
    »Danke.« Sie trat beiseite, um ihn hereinzulassen. »Wo ist Peter? «
    »Der probiert gerade seine Sachen an.«
    »Ist alles in Ordnung mit ihm? «
    Er nickte. »Er hat geschlafen wie das sprichwörtliche Murmeltier. Und eben hat er ein Dutzend gezuckerte Donuts verdrückt und mit vier Litern Orangensaft nachgespült. Sein Magen ist also das einzige, das vielleicht nicht in Ordnung ist.«
    Er hielt ihr eine weitere Tüte hin. »Kaffee. Wie trinken Sie ihn?«
    »Mit Milch. Setzen Sie sich. Ich ziehe mich nur schnell an.«
    Sie eilte ins Bad, zog die gewaschene Unterwäsche an und machte die Tüte auf. Grüne Gummisandalen. Violette Bermudashorts und ein kurzärmliges lavendelfarbenes T-Shirt mit rosafarbenen Flamingos auf der Brust. Na ja, wenigstens waren die Sachen sauber und weich.
    Als sie wieder ins Schlafzimmer kam, saß Tanek an dem kleinen Tisch am Fenster und schob ihr einen großen Styroporbecher hin. »Trinken Sie. Wir müssen miteinander reden.«
    Sie nahm Platz, griff nach dem Becher und sah ihn argwöhnisch an. »Meinen Sie, ohne eine anständige Dosis Koffein ertrage ich das, was Sie mir zu sagen haben, nicht? «
    »Ich meine, daß Sie etwas brauchen, das Sie weckt. Sie sehen erbärmlich aus. Haben Sie etwa nicht geschlafen? «
    Sie blickte in ihren Becher. »Ein bisschen.« Und nachdem sie an ihrem Kaffee genippt hatte, sagte sie: »Also reden Sie.«
    »Wir werden es so machen, wie ich es will. Genau so! Ich werde mein Wort halten und Sie mitmachen lassen, aber ich werde nicht zulassen, daß Sie überstürzt handeln und ich deshalb mein Leben verliere. Ich werde die Pläne machen, und Sie werden genau das tun, was ich Ihnen sage.«
    »In Ordnung.«
    Er bedachte sie mit einem überraschten Blick.
    »Ich bin nicht dumm. Ich weiß, daß es nicht leicht werden wird.
    Solange ich Ihren Plan nachvollziehen kann, fange ich bestimmt keinen Streit mit Ihnen an.«
    »Erstaunlich.«
    »Aber ich werde nicht zulassen, daß Sie mich ausschließen oder mich hintergehen.«
    »Ich habe doch gesagt, daß ich Sie nicht ausschließen werde.«
    Er machte eine Pause. »Falls Sie immer noch mit von der Partie sein wollen, wenn es soweit ist.«
    »Allerdings.« Sie nippte erneut an ihrem Kaffee. »Und ob ich das will.«
    »Manchmal verliert ein Vorhaben mit der Zeit...«
    »Mit der Zeit? « Sie starrte ihn an. »Wovon reden Sie? «
    »Vor Ende Dezember wird es nichts.«
    »Dezember? Aber jetzt ist erst September.«
    »Ich plane bereits seit April.«
    »Das ist zu spät.«
    »Es ist der sicherste Weg.«
    »Dezember.« Was hatte sie bisher über Gardeaux in Erfahrung gebracht? »Das Renaissancefest auf seiner Burg.«
    »Genau. Die perfekte Gelegenheit zur Infiltration.«
    »Aber gerade während des Festes wird es dort vor Wachen nur so wimmeln.«
    »Und eine von denen wird Maritz sein.« Er lächelte. »Wir werden Maritz treffen, Gardeaux und darüber hinaus noch Hunderte von Gästen, was uns eine hervorragende Deckung gibt.«
    »Das hat auf Medas auch nichts genützt.«
    Sein Lächeln legte sich. »Nein, aber dieses Mal werden wir wissen, woran wir sind.«
    Ihre Hand schloss sich fester um den Kaffeebecher. »Ich will nicht warten.«
    »Wir machen es so, wie ich es will.«
    »Verdammt, bis dahin sind es noch über drei Monate.«
    »Nutzen Sie die Zeit, und bereiten Sie sich vor.«
    »Wie? «
    »Das besprechen wir später. Aber Sie können sicher sein, daß Sie nicht noch einmal durch irgendwelche Sümpfe kriechen werden.« Er machte eine Pause. »Und mit Korallenschlangen bekommen Sie es auch nicht noch mal zu tun.«
    Sie sah ihn reglos an. »Peter hat es Ihnen also erzählt.«
    »Er hat mir sehr viel über Ihren kurzen Aufenthalt in dem Camp und über das ›Nichts‹, das dort passiert ist, erzählt.«

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