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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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ich bleibe hier.«
    »Ich werde Ihnen helfen, die beiden zu erwischen«, sagte er barsch. »Das ist es doch, was Sie wollen, nicht wahr? «
    Erregung wallte in ihr auf. »Ja, das ist es, was ich will.
    Versprechen Sie es? «
    »O ja, ich werde Ihnen sogar helfen, sich Gardeaux vor die Flinte zu werfen. Dann sind Sie doch sicher froh.«
    »Allerdings.« Sie ließ das Gewehr von der Schulter gleiten, warf es auf den Boden und streifte dann den Rucksack ab. »Ich bin froh über alles, was mich weiterbringt.« Sie atmete tief ein und bewegte vorsichtig die Schultern, von denen ihr mehr als eine Last genommen worden war. »Gehen wir.«
    »Was machen Sie da? « Wilkins trat neben sie. »So geht man nicht mit einer Waffe um, Billings.«
    »Ich gehe.«
    »Den Teufel werden Sie tun.«
    »Was kümmert es Sie? Sie wollten mich doch sowieso nicht dabeihaben.«
    »Das ist ein schlechtes Beispiel für die anderen Männer. Sie haben keinen formellen Entlassungsschein.«
    Was für ein Idiot. »Ich gehe.« Sie wandte sich ab, doch er packte ihren Arm.
    »Typisch Frau. Kaum wird's ein wenig schwierig, hauen Sie ab wie...«
    »Lassen Sie sie los«, sagte Tanek in ruhigem Ton.
    Wilkins bedachte ihn mit einem wütenden Blick, und sein Griff um Nells Arm verstärkte sich. »Leck mich doch am Arsch.«
    Tanek lächelte. »Oh, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh es mich macht, daß Sie das gesagt haben. Oder wie froh mich das hier«, er trat vor und versetzte Wilkins' kurzem Nacken einen gezielten Handkantenschlag, »macht.«
    Wilkins’ Augen quollen hervor, und dann sackte er in die Knie.
    Nell blickte Tanek an. »Es hat Ihnen Spaß gemacht.«
    »Und ob.« Er setzte ein raubtiergleiches Lächeln auf. »Das einzige, was mir noch mehr Spaß gemacht hätte, wäre ein Schlag in Ihr Genick gewesen.« Er wandte sich ab und sprang ins Wasser. »Kommen Sie, wir werden Stunden brauchen, bis wir durch diesen Sumpf zum Wagen kommen, und es wird bald dunkel.«
    »Ich komme.« Sie setzte sich in Bewegung, doch dann blieb sie stehen und blickte über die Schulter zurück. Peter sah ihr in hilfloser Verwirrung nach.
    In ihrem Leben gab es keinen Platz für ihn. Er wäre nur eine Last. Tanek hatte ihr versprochen, ihr zu helfen, und jetzt brauchte sie nichts und niemanden, der ihr im Wege stand.
    »Wohin gehen Sie? « fragte Peter.
    Er wirkte schmerzlich allein.
    Und hinten auf der Sandbank warteten Scott und die anderen Schweine auf ihn.
    »Warten Sie «, sagte sie an Tanek gewandt und kehrte zu Peter zurück. »Komm mit.«
    Er sah sie unsicher an, doch sie nahm seine Hand. »Es wird alles  gut werden. Aber du mußt mitkommen, Peter.«
    »Das wird meinem Daddy nicht gefallen, nicht wahr? «
    »Mach dir wegen ihm keine Gedanken. Wir regeln das schon.
    Du willst doch nicht hierbleiben, oder? «
    Er schüttelte den Kopf. »Hier ist es nicht schön. Ich will nicht hierbleiben, wenn Sie gehen.«
    »Dann nimm deinen Rucksack ab, leg dein Gewehr aus der Hand, und komm.«
    »Der Sergeant hat gesagt, daß wir das Gewehr nie ablegen sollen.«
    »Nell«, rief Tanek.
    Sie zerrte an Peters Hand. »Wir müssen jetzt gehen.«
    Er starrte sie furchtsam an. »Warum nennt er Sie Nell? Sie heißen doch Eve? «
    »Viele Leute haben mehr als einen Namen.« Mühsam
    unt erdrückte sie ihre Ungeduld. »Wir sind doch Freunde, Peter.
    Und seinen Freunden muß man vertrauen. Komm mit. Es ist besser für dich.«
    Ein süßes Lächeln erhellte sein Gesicht. »Freunde. Stimmt, daran hatte ich gar nicht mehr gedacht.« Er legte sein Gewehr auf den Boden und warf den Rucksack fort. »Freunde sollten zusammen sein.«
    Sie seufzte erleichtert auf und ging zu Tanek zurück. »Er kommt mit.«
    »Das habe ich mir fast gedacht. Sonst noch wer? «
    Statt einer Antwort sprang sie ins Wasser. »Komm, Peter. Auf geht's.«
    Mit gerunzelter Stirn blickte er Tanek hinterher, der sich vor ihnen durch das Wasser schob. »Ist er böse auf mich? «
    »Nein, das ist einfach seine Art.«
    Während der ersten anderthalb Stunden kamen sie gut voran,  aber nach Einbruch der Dunkelheit wurden sie zusehends langsamer.
    Der Sumpf war noch gespenstischer und furchteinflößender als bei Tageslicht. Jedes Plätschern war eine unbekannte Bedrohung, und bei jedem Flügelschlag schreckte sie auf. Nell wandte die Augen von den moosbehangenen Bäumen ab und heftete ihren Blick auf den Schimmer von Taneks weißem Hemd.
    »Die Straße liegt direkt vor uns«, sagte Tanek über die Schulter zurück, während er

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