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Das Schweigen der Toten

Das Schweigen der Toten

Titel: Das Schweigen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
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lassen.
    «Deshalb war ich auf dem Friedhof», sagte er. «Deshalb werde ich alles daransetzen, dass dieser Kerl geschnappt wird.»
    Kats Ärger war verflogen. Ihre Gesichtszüge hatten sich, wie Nick bemerkte, entspannt, und in ihren geröteten Augen sammelten sich Tränen.
    «Tut mir leid», sagte sie.
    Sie meinte es ernst, doch Nick brauchte kein Mitleid. Ihm ging es allein darum, Meister Tod zur Strecke zu bringen. Er wollte dafür sorgen, dass die Angehörigen von George Winnick und Troy Gunzelman nicht ertragen mussten, was seine Familie durchgemacht hatte. Und darum würde er sich jetzt Lucas Hatcher vorknöpfen und ihn zur Rede stellen.
     
    Fünf Minuten später holte Kat Lucas Hatcher aus einer Arrestzelle und führte ihn in den Pausenraum, der mit seinem Metalltisch und den Klappstühlen der einzige Ort der Polizeistation war, an dem Verhöre durchgeführt werden konnten. Kat ließ ihn auf einem der Stühle Platz nehmen und fixierte seine Fußgelenke am Tischbein. Danach legte sie ihm Handschellen an und forderte ihn auf, die Hände gut sichtbar auf der Tischplatte zu lassen.
    «Kommen Sie nicht auf dumme Gedanken, Lucas», sagte sie. «Sie haben so schon genug Probleme.»
    Nachdem Kat auf dem Parkplatz Nicks Geschichte gehört hatte, hatte sie ihm angeboten, dass er das Verhör weitgehend alleine bestritt. Ihm war es recht. Das hatte er sowieso vorgehabt.
    Als er durch die Tür kam, steuerte er auf die beiden Getränkeautomaten zu, die an der Wand standen. Ohne ein Wort zu sagen, kaufte er eine Cola, einen Orangensaft und einen Kaffee. Dann stellte er die drei Getränke auf den Tisch, außer Reichweite für Lucas.
    «Durst?», fragte er.
    Lucas nickte grimmig. «Und wie.»
    «Hat Carl Ihnen denn gestern Nacht nichts mehr zu trinken gegeben?»
    Diesmal schüttelte Lucas den Kopf.
    «Mann», sagte Nick und nahm auf der anderen Seite des Tisches Platz. «Dann muss Ihr Mund ja so ausgetrocknet sein wie das Tal des Todes.»
    «Kann man so sagen.»
    Nick deutete mit ausgestrecktem Arm auf die drei Getränke. «Sie haben die freie Wahl.»
    «Kaffee.»
    «Den guten alten Java.» Nick sah zu Kat, die an der Wand lehnte. «Wie trinken Sie Ihren Kaffee, Chief?»
    «Schwarz», antwortete sie.
    Mit dem ausgestreckten Zeigefinger schob Nick den Becher ein Stück auf Lucas zu. Der streckte die gefesselten Arme aus, kam aber immer noch nicht heran.
    «Her damit!»
    «Gleich», sagte Nick. «Sobald ich von Ihnen weiß, warum Sie George Winnick und Troy Gunzelman umgebracht haben.»
    Lucas verzog das Gesicht und sah noch idiotischer aus als sonst. «Umgebracht? Wen?»
    «Sie kennen die Namen. Sie haben sie ja selbst getippt.»
    «Ich habe niemanden umgebracht.»
    Nick machte auf schwerhörig. «Entschuldigung, ich glaube, ich habe nicht richtig verstanden.»
    «Ich sagte, ich habe diese Leute nicht umgebracht.»
    Mit einem Fingerschnippen stieß Nick den Kaffeebecher um. Sein Inhalt ergoss sich über den Tisch in Richtung Lucas, der unwillkürlich auf seinem Stuhl zurückrutschte. Dabei zerrte er mit seiner Fußfessel so heftig am Tischbein, dass der Tisch wackelte und der dampfende Kaffee über den Rand schwappte.
    Lucas sah ihn auf den Boden tropfen. «Was soll der Scheiß?»
    «Sie können nochmal wählen. Cola oder Saft?»
    Nach kurzem Zögern zeigte Lucas auf die Orangensaftdose. Nick öffnete sie und schob sie über den Tisch, wieder außer Reichweite für sein Gegenüber.
    «Geben Sie mir nur einen Schluck», sagte Lucas. «Ich verdurste gleich.»
    «Sie können trinken, sobald Sie anfangen, mir die Wahrheit zu sagen.»
    «Das tue ich doch.»
    «Aber Sie sagten soeben, Sie hätten keine Ahnung, wer George und Troy sind. Das zu glauben fällt mir schwer. Wenn ich mir zwei Opfer aussuche, der Zeitung von ihrem bevorstehenden Tod berichte, sie entführe und schließlich ermorde, wüsste ich deren Namen.»
    «Ich weiß, wer die sind», entgegnete Lucas. «Das sind die beiden, die ermordet wurden. Das stand in der
Gazette
. Aber ich war das nicht.»
    Nick ignorierte seinen Einspruch und fragte: «Wo haben Sie das mit dem Einbalsamieren gelernt?»
    «Was?»
    «Wird einem das im Gefängnis beigebracht?»
    «Mann, ich weiß nicht, wovon Sie reden.»
    Nick fegte den Orangensaft vom Tisch. Lucas versuchte, die Dose aufzufangen, aber seine Handschellen hinderten ihn daran. Die Dose fiel zu Boden und lief gluckernd aus.
    «Sie müssen mir etwas zu trinken geben», protestierte Lucas. «Dazu sind Sie verpflichtet. Ich habe

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