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Das Schweigen der Tukane

Das Schweigen der Tukane

Titel: Das Schweigen der Tukane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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versichern konnten, wo sie zur Tatzeit gewesen waren. Sie würden die Alibis noch überprüfen, aber Ferraris Bauchgefühl sprach eine eindeutige Sprache. Besorgt schaute er zu Nadine hinüber.
    «Ich brauche eine Pause. Wollen wir kurz ins ‹Acqua›?», schlug er vor.
    «Hör auf, mich wie ein Kind zu bemuttern. Es geht mir gut.»
    Dieser Versuch war fehlgeschlagen.
    «Was willst du eigentlich bei Thomas Lutz?»
    «Nichts Konkretes. Ich liess mir nur vorsorglich die Adresse geben. Man weiss ja nie. Komm, Nadine. Etwas frische Luft tut uns gut. Ich muss hier raus. Wir kommen sowieso nicht weiter.»
    Sie sah ihn misstrauisch an.
    «Das ist wirklich kein Trick. Ich schwörs. Von mir aus können wir auch nochmals zu diesem Richter fahren. Es ist alles besser, als hier herumzusitzen und Däumchen zu drehen.»
    Dieses Mal war Richter zu Hause. Er öffnete ohne Widerstand die Tür und setzte sich in Boxershorts auf einen Stuhl.
    «Der ist total verladen», flüsterte Nadine.
    «Robi sagt, dass ihr mich sucht», lallte er. «Wegen der Nutte aus dem Gundeli.»
    «Hatten Sie noch Kontakt zu ihr?»
    «Womit soll ich das denn bezahlen? Ich bin nicht Robi. Für mich sorgen keine Alten.»
    «Aber sie werden doch von Stolz unterstützt.»
    «Das war einmal. Okay, wenn ich was dringend brauche, kriege ich es von Robi. Aber bei Nora ist nix mehr los.»
    «Kennen Sie Peter Grauwiler?»
    «Wer kennt den Arsch nicht.»
    «Was haben Sie gegen ihn?»
    «Ein Gutmensch. Wie ich solche Typen hasse, echt zum Kotzen. Schleimig und aalglatt. Die wollen für alle nur das Beste und ja nirgends anecken.»
    Richter strich sich nervös durch die Haare.
    «Woher kennen Sie ihn?»
    «Von Robi.»
    «Suchst du etwas?», fragte Nadine.
    «Nein, ja! Scheisse … wo ist es denn …»
    «Suchst du das hier?»
    «Gib her!»
    Nadine warf ihm ein Papierbriefchen zu.
    «He! Vorsichtig, nicht verschütten.»
    Richter öffnete zitternd das Briefchen und zog eine Linie rein.
    «Wow! Geil! Was wollt ihr eigentlich von mir?»
    «Weisst du, wo Nora sich versteckt?»
    «Die ist doch sicher bei dieser Bullensau.»
    «Und wer hat Grauwiler am Mittwochmorgen getötet?»
    «Ich wars nicht. Robi kanns auch nicht gewesen sein. Wir lagen ziemlich lange im Koma. War eine wilde Party. Echt cool. Das ist sicher sein Kumpel gewesen, dieser Sondi.»
    «Wie kommst du auf Hanspeter Sonderegger?»
    «Robi sagt, dass er dem Grauwiler zehn Kisten schuldet.»
    «Sonderegger schuldet Grauwiler zehn Millionen?», wiederholte Nadine ungläubig.
    «Oder zwanzig. Was weiss denn ich. Der Schönschwätzer wollte auf jeden Fall sein Geld zurück, aber Sondi konnte nicht zahlen. Nur logisch, dass er den Idioten rasiert. Ist sonst noch was?»
    «Was fährst du für ein Auto?»
    «Wenn ich Glück habe, bekomme ich den Ferrari von Robi. He! Du heisst ja Ferrari, bist du mit denen verwandt?»
    «Nein.»
    «Du hast also keinen eigenen Wagen?»
    «Nö. Wars das?»
    «Ja. Das heisst, einen Gratistipp habe ich noch für dich. Lass die Finger vom Koks, sonst gibts bald einen Spinner weniger in Basel.»
    «Glaubst du den Mist?», wandte sich Nadine an den Kommissär.
    «Ich hatte nicht den Eindruck, dass sich Richter das aus den Fingern sog. Gut, die Summe ist viel zu hoch, Sonderegger sprach von zwei Millionen. Ich frage mich nur, woher Robert Stolz von Grauwilers Bürgschaft wusste. Und wieso wollte der Nationalrat sein Geld zurück?»
    «Wenn das wahr ist, wäre Sonderegger erledigt gewesen.»
    «Und wir hätten ein Mordmotiv.»
    «Dann fragen wir doch mal Stolz junior, was er dazu meint.»
    Die Hochwasserlage hatte sich in den letzten Stunden entspannt. Ferrari parkierte den Porsche direkt vor Stolz’ Haus. Ein untrügliches Zeichen, wie mies es Nadine geht, wenn sie mich fahren lässt, sinnierte der Kommissär. Robert Stolz, wiederum verschlafen und unrasiert, begrüsste sie wie alte Bekannte.
    «Hallo, Zicke! He! Hast du die Nacht mit deinem Lover durchgeknallt? Du siehst ja schrecklich aus.»
    «Halt die Klappe und mach uns einen Kaffee!»
    Stolz trottete brav in die Küche und kam kurze Zeit später mit drei Kaffee zurück.
    «Ist die immer so?», wandte er sich an Ferrari.
    «Heute ist sie besonders gut gelaunt. Sie sollten sie erleben, wenn sie schlecht drauf ist.»
    «Puh! Lieber nicht. Also, was willst du?»
    «Ich will wissen, was du mit Grauwiler zu schaffen hast und wieso du Gerüchte verbreitest, dass Sonderegger zehn Millionen auftreiben muss.»
    «Sachte, sachte! Von zehn Kisten war

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