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Das Schweigen der Tukane

Das Schweigen der Tukane

Titel: Das Schweigen der Tukane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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nie die Rede. Es ging um zwei oder drei.»
    «Und woher weisst du das?»
    Ohne zu antworten, ging Stolz nochmals in die Küche und kam mit einem Glas zurück, das er Nadine reichte.
    «Hier! Trink das!»
    «Was ist das?»
    «Aspirin 500. Das wirkt gegen alles, sozusagen ein Allerweltsmittel.»
    Nadine roch am Glas und leerte es dann in einem Zug.
    «So. Und jetzt deine Antwort, ich warte!»
    «Grauwiler war bei meinen Alten. Er bettelte sie um drei Millionen an.»
    «Wirklich? Und waren es zwei oder drei?»
    «He! Ich lüge nicht. Was soll das? Zwei oder drei, das ist doch egal.»
    «Wann war das?»
    «Vor ein, zwei Wochen. Dem Frieden zuliebe schaue ich einmal pro Woche bei meinen Alten vorbei und mache auf lieben Sohn. Wäre echt eine Katastrophe, wenn sie meine Goldkarte sperren würden. Als ich aufkreuzte, klopfte Grauwiler gerade die Socken und meine Alten diskutierten intensiv darüber, ob sie ihm helfen wollen oder nicht. Nach einigem Geschwafel meinte mein Alter für Peter ja, aber für diesen Sonderegger müsse er es sich gründlich überlegen.»
    «Und, halfen sie ihm?»
    «Keine Ahnung. Immerhin half es mir, ich konnte mich rasch wieder abseilen. Aber du kannst ja meinen Alten fragen. Ruf ihn an», er schrieb die Nummer auf und reichte Nadine den Zettel. «War das alles?»
    «Bis zum nächsten Mal.»
    «Ich freue mich schon jetzt. Pass auf dich auf, Zicke. Übertreibs nicht mit den Orgien.»
    «Keine Angst. Ich will auf keinen Fall so aussehen und schon gar nicht so werden wie du, Arschloch!»

13. Kapitel
    Robert Stolz senior liess es sich nicht nehmen, persönlich im Kommissariat zu erscheinen. Er wollte schon immer die Zentrale der Staatsmacht von innen kennenlernen, wie er es formulierte. Pünktlich war er jedoch nicht gerade, der gute Mann. Nadine trat ungeduldig ans Fenster und blickte in den Hof hinunter.
    «Schau mal, Francesco. Ist das nicht nett?»
    Jakob Borer erklärte einem Mann, den Ferrari nicht kannte, den Gebäudekomplex.
    «Eine kleine Einzelführung durch den Waaghof für Stolz senior.»
    «Das ist der alte Stolz?»
    «Exakt. Von wegen unpünktlich, unser werter Herr Staatsanwalt hat unseren Gast abgefangen. Und wir warten nun hier schon eine halbe Stunde.»
    «So geht das nicht. Das ist doch kein Kaffeekränzchen, wir ermitteln schliesslich in zwei Mordfällen. Borer hätte uns zumindest informieren können, dass Stolz hier ist.»
    Zehn Minuten später führte ein gut gelaunter Staatsanwalt Robert Stolz senior ins Büro des Kommissärs.
    «So, hier ist die kleine Führung zu Ende. Guten Tag, Frau Kupfer, Ferrari. Darf ich Ihnen Robert Stolz vorstellen?» Borers Sensor für aufziehende Gewitterwolken reagierte sofort, als er das mürrische Gesicht des Kommissärs sah. «Entschuldigen Sie bitte die kleine Verspätung, werte Kollegen. Die Zügel sind ein wenig mit mir durchgegangen, als ich unten zufälligerweise Robert traf.»
    Pah! Zufällig! Von Zufall konnte sicher keine Rede sein. Jeder wusste um die Eitelkeit des Herrn Staatsanwalts. Tauchte irgendwo eine prominente Persönlichkeit auf, war seine Wenigkeit nicht weit.
    «Nun, Robert, es war schön, dich wieder einmal zu sehen. Grüss Andrea von mir. Jetzt will ich aber nicht länger stören.»
    Ferrari bat Stolz senior, sich zu setzen.
    «Ein interessanter Ort, Herr Ferrari. Doch zuerst muss ich mich für mein spätes Erscheinen entschuldigen. Zu meiner Verteidigung kann ich einzig anbringen, dass ich Jakob gebeten habe, Sie über meine Ankunft zu informieren. Aber ich sehe es Ihnen an, dass er es unterlassen hat. Typisch, Jakob! Das war früher schon so.»
    «Kennen Sie den Staatsanwalt schon lange?»
    «Aus der Studienzeit, wir wohnten zusammen in einer Wohngemeinschaft. Jakob war unser Jungspund. Lang, lang ists her, Herr Ferrari. Es war eine schöne Zeit. Damals lernte ich übrigens auch meine Frau kennen.»
    So, so, der Spiesser Borer hatte in einer WG gewohnt. Ferrari stellte sich Borer mit langem, strähnigem Haar, offenem farbigem Hemd und einem Amulett der Friedensbewegung auf der Brust vor. Ein Lächeln huschte über seine Lippen.
    «Interessant! Unser Staatsanwalt in seiner Sturm- und-Drang-Zeit.»
    «Sturm und Drang ist ein wenig übertrieben, Frau Kupfer. Er war so etwas wie der ruhende Pol. Obwohl er mit Abstand der Jüngste von uns war, lief bei ihm alles in geregelten Bahnen. Alles hat seine Ordnung. Das war sein Lieblingsspruch.» Robert Stolz schmunzelte. «Ich sollte es ja nicht erzählen, aber er war sozusagen

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