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Das Schweigen der Tukane

Das Schweigen der Tukane

Titel: Das Schweigen der Tukane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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Kommissär ein Rätsel.
    «Und jetzt?», wandte sich Borer an Ferrari.
    «Jetzt unterhalten wir uns mit dem Beizer und dem Mann, der Thuri gefunden hat. Es sei denn, dass Sie nach Hause wollen.»
    «Absolut nicht. Ich habe nicht alle Tage die Möglichkeit, mitten im Geschehen zu sein. Dieser Perspektivenwechsel ist sehr interessant.»
    Ferrari machte einen Bogen um den Tatort. Die letzten Gäste, meist Spaziergänger mit ihren Hunden, die sich noch kurz einen Schlummertrunk gegönnt hatten, waren gegangen. Einzig am Stammtisch sassen zwei Männer und eine Frau. Wie sich herausstellte, handelte es sich um das Wirtepaar Ingrid und Heinz Loosli sowie um Urs Hurter, der Thuri abends um halb zehn gefunden hatte.
    «Danke, dass Sie auf uns gewartet haben. Ich bin Francesco Ferrari von der Basler Polizei und das ist Staatsanwalt Borer.»
    «Das ist doch selbstverständlich. Möchten Sie etwas trinken?»
    «Ein Kaffee wäre nicht schlecht. Vielen Dank, Frau Loosli.»
    «Sie fanden das … ich meine den Toten, Herr Hurter?»
    Die Bezeichnung Opfer konnte der Kommissär nicht aussprechen.
    «Ja. Ich jogge dreimal in der Woche in der Langen und wollte zu meinem Auto. Da sah ich ihn auf dem Bauch liegen. Zuerst dachte ich, er sei gestolpert, und fragte, ob ich helfen könne. Als ich keine Antwort bekam, bückte ich mich zu ihm hinunter und erst dann sah ich die Wunde in seinem Genick. Ich bin sofort ins Restaurant gerannt und Ingrid informierte die Polizei.»
    «Waren zu diesem Zeitpunkt noch andere Personen auf dem Parkplatz?»
    «Einige Hündeler!», brummte Hurter.
    Ferrari sah ihn fragend an.
    «Die meisten von denen sind anständig. Sie lassen zwar ihre Hunde frei laufen, pfeifen sie aber zurück, wenn wir Jogger kommen. Doch leider Gottes gibt es auch die anderen. Sie glauben gar nicht, wie mühsam und ärgerlich das ist. Diese Idioten, ich kann es nicht anders sagen, lassen die Hunde einfach unbeaufsichtigt. Dann muss ich den Lauf unterbrechen, denn niemand garantiert mir, dass der Hund nicht zubeisst.»
    «Ach so! Jetzt verstehe ich. Sie meinen einige Hundehalter. Sonst niemand?»
    «Nein. Tut mir leid.»
    «Trotzdem vielen Dank, auch dafür, dass Sie so lange gewartet haben.»
    «Gern geschehen. Es war interessant, Ihre Kollegen im Einsatz zu beobachten. Weiss man schon, wer der Tote ist?»
    «Einer unserer Kollegen», rutschte es Borer heraus.
    «Mein Gott! Das ist ja schrecklich.»
    «Ist Ihnen etwas Ungewöhnliches aufgefallen?», wandte sich Ferrari an das Wirtepaar.
    «Überhaupt nichts. Momentan ist es hier eher ruhig. Es läuft so wenig, dass wir bereits um zehn schliessen. Normalerweise haben wir bis Mitternacht geöffnet. Sie sagten, der Tote sei ein Polizist?»
    «Ja. Er ist seit einigen Tagen nicht mehr zum Dienst gekommen.»
    «Das rote Auto neben Ihrem Porsche … gehört das etwa dem Toten?»
    «Wieso fragen Sie, Frau Loosli?»
    «Es stand gestern schon hier. Ich glaube, dass der Fahrer am Nachmittag sogar bei uns eingekehrt ist, und zwar in Begleitung einer blonden Frau.»
    «Sind Sie sicher?»
    «Ziemlich. Ich wischte nämlich gestern die Terrasse, in der Hoffnung auf schönes Wochenendwetter und viele Gäste. Da parkte der gleiche Wagen. Er wäre mir nicht weiter aufgefallen, doch als der Fahrer ausstieg, trat vom Pavillon eine Frau auf ihn zu. Scheinbar hatte sie ihn erwartet. Die beiden stritten ziemlich heftig miteinander. Du musst sie auch gesehen haben, Heinz. Sie sind dann reingekommen und sassen ganz hinten an der Wand.»
    «Ach, du meinst das junge Pärchen. Die wollten ungestört bleiben. Ich fragte, ob sie nicht lieber ans Fenster sitzen wollen. Der Mann, ein ziemlich muskulöser Typ mit einer tiefen Stimme, bedankte sich höflich, zwinkerte mir zu und meinte, sie möchten gern allein sein. Die junge Frau sass mit dem Rücken zu mir am Tisch, ihr Gesicht habe ich nicht gesehen.»
    «Sie waren aber nicht lange da», ergänzte Ingrid Loosli. «Es regnete nur kurz, ein Schauer. Ich bin dann wieder nach draussen gegangen und sah den Mann allein wegfahren. Er liess die Frau einfach stehen.»
    «Wissen Sie, in welche Richtung die Frau wegging?»
    «In Richtung der Wohnüberbauung ‹Im Surinam›.»
    «Heute war nicht zufälligerweise einer der beiden im Lokal?»
    «Nein.»
    «Vielen Dank. Sie haben uns sehr geholfen.»
    Ferrari fuhr den Staatsanwalt nach Hause.
    «Das ist ein unheimlicher Fall! Ein toter Nationalrat und ein toter Wachtmeister. Morgen weiss es ganz Basel und dann ist die Hölle

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