Das Schweigen der Tukane
unsere gute Fee. Das Mädchen, pardon, der Bursche für alles. Kochen, putzen, Wäsche waschen … ja, das war schon eine verrückte Zeit, damals in Allschwil.»
«Jakob Borer als Hausfrau! Es wird immer interessanter. Doch kommen wir zum eigentlichen Grund unseres Treffens.» Ferrari wurde ernst. «Erstmals vielen Dank, Herr Stolz, dass Sie sich Zeit für uns nehmen.»
«Keine Ursache. Ich bin kein viel beschäftigter Mann, Herr Ferrari. Unser Geschäft läuft auch ohne mich, dank eines hervorragenden CEO. So kann ich seit geraumer Zeit die Wochenenden in vollen Zügen geniessen.»
«Wir möchten Sie gern in einer etwas delikaten Angelegenheit befragen.»
Stolz seufzte.
«Was hat er jetzt schon wieder ausgefressen? … Es ist nicht seine Schuld. Unsere Erziehung ist fehlgeschlagen. Robert ist unser einziges Kind … Jakob deutete an, dass Sie nur in Mordfällen ermitteln. Ist Robi etwa in einen Mordfall verwickelt? Schonen Sie mich bitte nicht. Es ist mir lieber, wenn ich weiss, was Sache ist. Dann kann ich mich entsprechend darauf einstellen.»
«Es geht nicht um Ihren Sohn, Herr Stolz. Da wäre eher das Betäubungsmitteldezernat zuständig.»
«Kokain … er nimmt Kokain. In seiner Clique ist diese schreckliche Droge alltäglich … sie konsumieren das Zeug, so wie wir ein Glas Wein trinken. Das soll natürlich keine Entschuldigung sein. Als Sie mich anriefen, dachte ich zuerst, dass Robi eine Überdosis genommen hat, dass er im Spital liegt oder noch schlimmer. Ich habe ihn dann sofort angerufen und mich mit ihm gestritten wie bei jedem Anruf. Tja, wir lieben und wir streiten uns. Aber wenn es nicht um Robi geht, um was dann?»
«Es geht um Peter Grauwiler.»
«Eine tragische Geschichte. Peter ist … war ein guter Freund von uns. Ein sehr guter sogar. Ich habe ihn vor etwa vierzehn Tagen zum letzten Mal gesehen. Er kam zu uns nach Riehen.»
«Wegen diesem Besuch möchten wir uns mit Ihnen unterhalten.»
«Wissen Sie von Emma, dass er bei uns gewesen ist?»
«Nein, von Ihrem Sohn.»
«Robi? Erstaunlich, er arbeitet mit der Polizei zusammen. Vielleicht wird er doch endlich erwachsen … Woher wusste er von Peters Besuch?»
«Anscheinend gaben sich Ihr Sohn und Peter Grauwiler die Klinke in die Hand, wie man so schön sagt.»
«Ah, genau. Ich erinnere mich. Robis wöchentlicher Anstandsbesuch, um die Situation auszuloten», schmunzelte Stolz. «Kann ich so weitermachen wie bisher oder muss ich mir doch noch eine anständige Arbeit suchen?»
«Würden Sie uns bitte erzählen, was Peter Grauwiler von Ihnen wollte?»
«Eine komische … eine heikle Geschichte. Peter kam ziemlich erregt zu uns. Ganz und gar nicht der Peter, den wir kennen. Er druckste einige Zeit herum, dann kam er auf mein Drängen hin zur Sache. Er würde tief in der Klemme sitzen und bräuchte zwei Millionen. Da musste ich zuerst einmal schlucken …», allein bei dem Gedanke überkam ihn ein Hustenanfall.
«Möchten Sie ein Glas Wasser oder lieber einen Kaffee?»
«Ein Kaffee wäre wunderbar. Vielen Dank.»
«Du auch, Francesco?»
«Ja, das ist eine gute Idee. Ich helfe dir.»
Die Polizisten auf dem Flur gingen geduckt an ihnen vorbei. Einer sah kurz hoch und senkte dann den Blick sofort wieder.
«Ja, hier steht die Pest in Person!», schrie Nadine ihnen hinterher.
Ferrari schüttelte wortlos den Kopf. Diese Idioten, sie lernen es wohl nie. Als sie mit dem Kaffee zurückkamen, stand Robert Stolz am Fenster.
«Merci. Ich liebe Kaffee! Mein Arzt sagt zwar, dass mich das viele Kaffeetrinken eines Tages ins Grab bringt. Aber die Ärzte sagen viel, wenn der Tag lang ist … Ja, der Peter. Ich war schon sehr überrascht. Zwei Millionen sind keine kleine Summe. Ich bat ihn um eine Erklärung, doch die wollte er mir nicht geben. Er meinte, er bräuchte das Geld eigentlich gar nicht. Die ganze Situation war bizarr und machte mich zunehmend wütend. Ich bin kein Politiker und das Taktieren liegt mir schon gar nicht. Ich bin für klare, unmissverständliche Worte, was ich Peter auch wissen liess.» Stolz nahm einen Schluck Kaffee. «Gar nicht schlecht, dieser Automatenkaffee. Nur der Pappbecher mildert den Genuss … Zurück zu Peter, nach einigem Hin und Her erzählte er mir, dass ich an seiner Stelle bei der Kantonalbank als Bürge für einen Hanspeter Sonderegger einspringen soll.»
«Das stimmt. Herr Sonderegger bestätigte uns, dass Peter Grauwiler für ihn bei der BKB bürgt. Wie ging es weiter?»
«Na ja, Peter brachte mich
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