Das Schweigen der Tukane
vorführen und abnehmen lassen. Der Karren ist mit so viel Schnickschnack ausgestattet, dass er eine Spezialbewilligung brauchte. Tiefer gelegt, spezielle Felgen, überbreite Reifen.»
«Tja, er kann es sich leisten. Falls ich doch noch etwas wissen muss, komme ich auf dich zu.»
«Jederzeit! Grüss Nadine von mir.»
«Einen schönen Gruss von Big Georg.»
«Danke.»
«Du siehst heute sehr gut aus.»
«Es ist zwar gelogen, aber das Kompliment tut mir trotzdem gut. Immerhin scheine ich von der Pest geheilt zu sein. Die Kollegen blieben sogar beim Kaffeeautomaten stehen. Sie reden zwar nicht mit mir, doch es kann nur besser werden.»
«Also ein guter Tag. Hier wäre noch die Liste der BMW-Fahrer.»
Ferrari schob ihr die Akte über den Tisch.
«Die brauchen wir jetzt auch nicht mehr. Oh, drei alte Bekannte! Und das grosse Arschloch fährt sogar einen Luxusschlitten. War bei unserem letzten Besuch nicht von einem Ferrari die Rede? Gut, dass wir nicht alles glauben.»
«Vielleicht ein nettes Zweitauto. Was unternehmen wir jetzt, Nadine? Akte zu und Fall abschliessen oder nochmals mit Richter reden.»
«Ich bin für die zweite Variante. Wir können Richter mindestens noch fragen, was er von Nora wollte.»
«Einen wunderschönen guten Morgen, Herrschaften! Sind Sie schon einen Schritt weiter?» Der Staatsanwalt trat ins Büro und deutete auf den mit Peter Grauwiler angeschriebenen Ordner. «Nun, Sie haben ja noch einen Tag. Vierundzwanzig Stunden oder wenn ich ganz grosszügig bin achtundvierzig Stunden wie im Film mit Nick Nolte. Dann werde ich die Pressekonferenz anberaumen. Und wer weiss, vielleicht gibts ja total neue Erkenntnisse bis zum Ablauf Ihrer Galgenfrist!»
«Ja, ja, schon gut. Sparen Sie sich Ihren Sarkasmus», brummte der Kommissär.
«Oh! Mein Bauch sagt mir, dass Sie schlecht gelaunt sind, Ferrari. Heisst das, wir sind uns einig, Nora Schüpfer ist die Mörderin?»
«Alle Indizien sprechen dafür.»
«Nicht zu vergessen ihr Geständnis! Gut, dann schliessen wir den Fall ab und erheben Anklage.»
«Lassen Sie uns noch einen Tag.»
«Wie Sie wollen, Frau Kupfer. Ich kann Ihnen ja sowieso keinen Wunsch abschlagen. Dann bis morgen früh. Ich schaue so gegen neun vorbei. Den Abschlussbericht bitte nicht vergessen.» Ein fröhlich pfeifender Staatsanwalt verliess das Büro, machte jedoch auf der Schwelle kehrt. «Ich hätte da noch eine Idee … Sie könnten ja ein wenig Druck ausüben.»
«Was meinen Sie damit?»
«Also ich … nun, blenden wir doch einmal das Geständnis aus und gehen von der Unschuldsvermutung aus. Dann ist Nora Schüpfer die Einzige, die den wahren Mörder kennt. Ergo sitzt der Schlüssel zur Lösung Ihres Falles unten in einer Zelle.»
«Nadine redete gestern Nacht mit ihr, ohne Erfolg.»
«Verstehe. Es geht mich ja auch nichts an. Aus meiner Sicht ist der Fall ohnehin abgeschlossen, aber bei Ihrem schrägen Gedankengut und Ihrer blinden Überzeugung, dass Nora Schüpfer keine Mörderin ist, frei nach dem Motto, eine so schöne Frau kann doch niemanden ermorden», er warf Nadine einen vielsagenden Blick zu, «also … wie gesagt, da könnten Sie ja zu ihr gehen und ihr mitteilen, dass ihre Tochter entführt worden sei. Ich vermute, nein, ich bin mir sicher, dass sie unter diesen Umständen schnell mit der Wahrheit herausrückt.»
«Genial!»
«Danke, Frau Kupfer. Ein Kompliment aus Ihrem Mund ist eine Rarität und daher doppelt so viel Wert. Und ein letzter Tipp: Weihen Sie zusätzlich diese Rebecca Haller ein. Wenn sie mitspielt, gewinnen Sie das Pokerspiel.»
«Und wenn Nora die Mörderin ist?»
«No risk, no fun. Natürlich müssen Sie das Ganze letztlich selbst abschätzen, Ferrari. Übrigens, damit wir uns richtig verstehen: Das sind alles rein theoretische Überlegungen, ein Gedankenspiel sozusagen, das möglicherweise der Wahrheitsfindung dient, das ich aber unter keinen Umständen billigen kann. Nicht, dass Sie später kommen und sagen, ich hätte Sie angestachelt. So etwas dulde ich nicht, denn das sind illegale Methoden! Ich werde sogar ein Disziplinarverfahren gegen Sie und Frau Kupfer einleiten, sollte ich erfahren, dass Sie Frau Schüpfer nötigen. Sehr schön, das wäre also gesagt. Nun, Herrschaften, an die Arbeit. Viel mehr als dieses letzte Würmchen hängt wohl nicht mehr an der Angel», und schon war der Staatsanwalt verschwunden.
«Wow! Das würde man unserem Dschungel-Köbi gar nicht zutrauen. Lass uns das versuchen, Francesco. Wir reden mit
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