Das Schweigen der Tukane
Risiko verbunden. Was ist, wenn der Zoll die Waren prüft?»
«Na ja, das Risiko besteht natürlich. Aber ich denke, es ist minim, zumal hinter der Stiftung der ehrlichste Basler Bürger und seine Frau stehen. Vermutlich finden wir unter den Stiftungsmitgliedern einige prominente Persönlichkeiten. Ein Who’s Who von Basel, vielleicht sind sogar Olivia Vischer und Ines Weller dabei. Und im Falle einer Zollkontrolle, ich gehe mal von Stichproben aus, müssen die Drogen ja auch noch gefunden werden.»
«Gut. Dann rufen wir jetzt Emma Grauwiler an und treffen sie bei ‹antoras›.»
Im Schweizerhalle-Tunnel hatte sich schon wieder ein Unfall ereignet, entsprechend gross war der Rückstau. Und so verliessen einige verzweifelte Autofahrer die Autobahn auf der Schwarzwaldbrücke, um über die Breite auszuweichen. Zudem bildete sich aufgrund der Fahrzeuge, die aus der Stadt kamen und gar nicht erst auf die Autobahn fuhren, ein zusätzliches Verkehrschaos.
«Verdammte Scheisse! Was haben all diese Idioten in der Breite verloren?», wandte sich Nadine entnervt an Ferrari.
Die beiden steckten ebenfalls in einer Fahrzeugschlange und kamen nur langsam, Meter für Meter, vorwärts.
«Vermutlich ein Unfall bei …»
Der Kommissär verstummte abrupt, als linker Hand ein ungeduldiger Fahrer auf den Tramschienen die stehende Kolonne überholte.
«Das mache ich auch!»
«Untersteh dich! Wenn an der Breite die Kollegen stehen, bist du geliefert. Dann kannst du nebst einer saftigen Busse eine geraume Zeit zu Fuss gehen.»
Nadine sah in den Rückspiegel. Sie löste den Sicherheitsgurt, öffnete die Tür und huschte hinaus.
«He! Was soll das? Spinnst du jetzt völlig?»
Wenig später, Nadine sass wieder hinter dem Steuer, hielt auf der Höhe des Porsches ein Streifenwagen. Mit einem triumphierenden Lächeln setzte Nadine den Blinker und fuhr hinter den Kollegen her, die mit Blaulicht und Horn die stehende Kolonne überholten.
«Nette Kollegen! Ich musste gar nicht gross darum bitten.»
Fünf Minuten später parkierten sie in der Lehenmattstrasse vor dem Stiftungsgebäude. Nadine bedankte sich bei den Polizisten und warf ihnen Kusshändchen zu.
«Hm!»
«Was, hm?! Du wärst natürlich brav in der Schlange stehengeblieben. Wie ein Lamm. Nein, wie ein Lemming!», bemerkte sie zuckersüss.
Emma Grauwiler sass am Tisch und las die Korrespondenz durch.
«Sorry, wir sind etwas spät.»
«Die ganze Stadt steht anscheinend in einem einzigen Stau, meldet Radio ‹Basilisk›. Ich kann euch nicht einmal etwas zu trinken anbieten.»
«Macht nichts, Emma. Wir wollen dich auch nicht lange aufhalten.»
«Ehrlich gesagt, bin ich sehr neugierig, weshalb ihr euch für die Stiftung interessiert.»
«Wir versuchen, uns ein möglichst umfassendes Bild zu machen», wich der Kommissär aus. «Dürfen wir Ihnen zur Stiftung einige Fragen stellen?»
«Bitte, Herr Ferrari.»
«Wie ist die Stiftung organisiert?»
«Ins Leben gerufen wurde sie vor rund zehn Jahren von Ines Weller. Kennen Sie Frau Weller?»
«Ja, es war kein besonders glücklicher Anlass.»
«Entschuldigung, wie konnte ich das vergessen. Der Mord an ihrem Mann! Ines ist eine aussergewöhnliche Frau. Der Stiftungszweck ist, sogenannte Drittweltländer zu unterstützen. Kurz gesagt, in den ärmsten Gebieten von Afrika, Asien, Latein- und Südamerika lassen wir Produkte herstellen, für die wir sehr gute und wirklich faire Preise bezahlen. Dies können wir, weil wir die Produkte in die Schweiz importieren und hier verkaufen. Unsere Kunden sind Drittweltläden, aber auch Warenhäuser und vor allem unsere rund zwölftausend Mitglieder. Zwei Mal im Jahr schicken wir ihnen ein Produkt aus einem fernen Land und legen einen Einzahlungsschein bei. Jeder zahlt dann, so viel wie er oder sie möchte. Du bist Mitglied, Nadine, Sie jedoch nicht, Herr Ferrari. Falls Sie interessiert sind, hier ist ein Einzahlungsschein. Spenden Sie einen x-beliebigen Betrag und Sie sind automatisch Mitglied.»
Ferrari steckte den Einzahlungsschein höflich ein.
«Ines gab den Vorsitz an mich ab, als sie nach dem Tod ihres Mannes wieder in die Firma einstieg. Im Vorstand sitzen Andrea von der Mühll, Patricia Sarasin, Remo Kuster, Lukas Wackernagel und … Peter.»
Urplötzlich stand der schreckliche Tod ihres Mannes wieder im Raum.
«Ein hochkarätiger Vorstand.»
«Ein Wunschkandidat war Hanspeter Sonderegger, aber er wollte nicht.»
«Wie sind die Aufgaben im Vorstand verteilt?»
«Fangen wir
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