Das Schweigen der Tukane
… ich dumme Kuh. Peter war ein ehrlicher Mann, das wusste ich. Aber ich hatte die Situation vollkommen falsch eingeschätzt. Ich dachte nie im Traum daran, dass er ein dermassen idiotischer Moralapostel ist. Er machte mir schwere Vorwürfe, sprach von Moral, Ehre und Anstand. Und da ich ihm sogar erzählt hatte, dass wir Nora ersetzen müssen, wollte er unbedingt mit ihr reden. Vermutlich suchte er eine Verbündete im Kampf um eine bessere Welt. Pah! Dieser Schönwetterträumer hatte doch keine Ahnung vom wirklichen Leben … Nora rief mit dem Handy ihrer Freundin am Morgen früh Remo an und fragte ihn, wie sie sich gegenüber Peter verhalten soll … Peter hätte sich nur ruhig verhalten müssen … Remo tat, was er tun musste. Er erstach Peter vor den Augen dieser Schüpfer. Was hätten wir denn tun sollen? Unseren gut funktionierenden Drogenhandel gefährden? Nie und nimmer. Und dieser Polizist musste auch über die Klinge springen. Ein dummer Mensch. Der versuchte doch tatsächlich, Remo zu überzeugen, sich zu stellen.»
«Warum ermordete Remo Peter vor den Augen von Nora?»
«Zur Abschreckung. Damit sie und unsere anderen Dealer nicht auf dumme Gedanken kommen. Sie sollen wissen, zu was wir fähig sind.»
«Was ist, wenn Nora Schüpfer trotzdem auspackt?»
«Das wird sie nicht. Aus Angst, ihrer Tochter könnte etwas zustossen, nimmt sie die beiden Morde auf sich und wandert lebenslang hinter Gitter. Somit ist der Fall gelöst. Nadine und dieser Kommissär Ferrari werden gelobt und es kehrt Ruhe ein. Ich spiele morgen die trauernde Gattin, vielleicht breche ich sogar in den Armen von Remo zusammen. Ich finde es übrigens gar nicht schlecht, wenn du mit im Boot sitzt. Meine grösste Angst war immer, dass du etwas merkst und zur Polizei rennst. So können wir in Zukunft ungestört unser kleines Geschäft weiterbetreiben. Und nur das zählt.»
«Ich denke, dass du einige Jahre aussetzen musst, Emma!», erklang die Stimme von Nadine, die zusammen mit Ferrari aus dem Nebenzimmer kam.
«Nadine! … Hanspeter! Ihr … du verdammtes Schwein!»
Entsetzen lag in ihrem Blick und eine tiefe Verwunderung.
«Emma, wir verhaften dich wegen Beihilfe in zwei Mordfällen und dem Verstoss gegen das Betäubungsmittelgesetz. Du hast das …»
«Ich kenne meine Rechte. Du kannst dir die Mühe sparen. Gehen wir.»
Ihre Stimme klang monoton.
«Noch eine Frage, Frau Grauwiler. Was hatte Ihr Mann am Tag seines Todes in der Kanzlei gesucht?»
«Vermutlich die Liste unserer Scheinfirmen, um sie auffliegen zu lassen. Aber nach dem Zwischenfall vor einigen Wochen liess Remo diese verschwinden.»
Remo Kuster wurde von Georgs Leuten mitten in einer Geschäftssitzung verhaftet. Mit Vehemenz und einer gewissen Arroganz stritt er zunächst alles ab. Erst als er realisierte, dass ihn Emma mit ihrem unfreiwilligen Geständnis arg belastete, gestand er die beiden Morde.
«Hervorragende Arbeit, Herrschaften! Ich wusste von Anfang an, dass dieser Sonderegger nicht unser Mann war.»
«Ein Bauchgefühl, Herr Staatsanwalt?»
«Sagen wir mehr als das, sozusagen männliche Intuition!», lächelte er. «Dann wollen wir mal die Pressekonferenz für morgen vorbereiten.»
«Francesco ist sich nicht ganz sicher …»
«Was!? … Ich bitte Sie, Ferrari. Das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein!»
«Ich … aber ich …»
«Jetzt hören Sie endlich auf. Nehmen Sie sich ein Beispiel an Ihrer werten Kollegin. Sie kippt nicht beim kleinsten Windstoss um.»
«Also bitte … ich muss doch …»
«Gar nichts müssen Sie! Das ist wieder einmal typisch Ferrari! Selbst wenn Sie den Mörder in flagranti erwischen würden, kämen Ihnen Zweifel. Wenn und aber sind wohl ihre Lieblingswörter. Unglaublich! Ist Ihnen eigentlich klar, dass Sie mir im Minutentakt einen anderen Mörder präsentiert haben?! Zuerst Nora Schüpfer, dann Hanspeter Sonderegger und jetzt finden Sie endlich die wahren Mörder …»
«Endlich?»
«Ja genau. Oder wollen Sie etwa behaupten, dieser Fall sei im Eiltempo gelöst worden? Sie hätten doch eher einen Lottosechser als …»
«Das ist doch jetzt aber …»
«Aha! Ich sehe, da tippe ich auf einen wunden Punkt. Zwei Mal falsch und ein Mal richtig. Aber nein, dem Herrn Kommissär reicht das noch nicht. Er will erneut ermitteln. Sie geben wohl erst Ruhe, wenn ganz Basel hinter Gittern sitzt!»
«Es war nur ein Witz, Herr Staatsanwalt!»
«Wie meinen Sie das, Frau Kupfer?»
«Ein kleiner Scherz, um Ihren Adrenalinspiegel
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