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Das Schweigen des Glücks

Das Schweigen des Glücks

Titel: Das Schweigen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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einer Sache suchte, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass man einen fand, und sie hoffte, dies war hier der Fall. Es konnte auch sein, dass es tatsächlich die Arbeit war, die ihn so sehr beschäftigte, und seine Gründe schienen durchaus plausibel. Wenn er sie abends abholte, sah er immer sehr müde aus, so dass Denise wusste, er machte ihr nichts vor, was seine Arbeitsbelastung anging.
    Sie packte sich also den Tag so voll wie möglich und versuchte, nicht zu viel darüber nachzudenken, was zwischen ihnen passierte. Während Taylor von seiner Arbeit in Anspruch genommen wurde, stürzte Denise sich mit frischer Energie in ihre Beschäftigung mit Kyle. Da er inzwischen mehr sprach, fing sie an, ihn an komplexere Sätze und Konstruktionen heranzuführen und ihm Dinge beizubringen, die er in der Schule brauchen würde. Schritt für Schritt ging sie mit ihm einfache Anweisungen durch und brachte ihm auch neue Fertigkeiten beim Malen bei. Außerdem führte sie ihn in die Welt der Zahlen ein, die für ihn scheinbar keinerlei Sinn ergaben. Sie hielt ihr Haus in Ordnung, sie arbeitete im Diner, sie bezahlte ihre Rechnungen – kurz, sie lebte ihr Leben mehr oder weniger so weiter wie in der Zeit, bevor sie Taylor McAden kennen gelernt hatte. Doch obwohl sie an dieses Leben gewöhnt war, ging sie des Nachmittags immer wieder ans Küchenfenster, in der Hoffnung, ihn die Einfahrt heraufkommen zu sehen.
    Meistens kam er jedoch nicht.
    Gegen ihren Willen hörte sie wieder Melissas Worte.
    Ich weiß nur, gerade war alles noch in bester Ordnung und im nächsten Moment war es vorbei.
    Denise schüttelte den Kopf und verscheuchte den Gedanken. Obwohl sie das nicht von ihm – oder von ihnen beiden – glauben wollte, fiel es ihr zunehmend schwerer, es nicht zu tun. Vorfälle wie der vom Vortag nährten ihre Zweifel.
    Sie und Kyle waren mit den Fahrrädern zu dem Haus gefahren, wo Taylor arbeitete, und hatten seinen Truck auf der Straße davor gesehen. Die Besitzer ließen im Haus alle Räume umbauen – die Küche, das Wohnzimmer, die Bäder – und ein riesiger Stapel Altholz, alles herausgerissene Einbauten, war jetzt sichtbarer Beweis dafür, dass es sich um ein großes Projekt handelte. Denise trat ins Haus, um hallo zu sagen, und erfuhr von einem der Arbeiter, dass Taylor hinter dem Haus unter einem Baum seinen Lunch aß. Als sie zu ihm ging, sah er sie fast schuldbewusst an, als fühlte er sich ertappt. Kyle bemerkte seinen Ausdruck nicht und rannte auf ihn zu und Taylor stand auf, um sie zu begrüßen.
    »Denise?«
    »Hallo, Taylor. Wie geht's?«
    »Gut.«
    Er wischte sich die Hände an den Jeans ab. »Ich habe nur gerade etwas gegessen«, sagte er.
    Seinen Lunch hatte er bei Hardees gekauft, folglich war er an ihrem Haus
vorbei
und zur anderen Seite der Stadt gefahren, um es zu kaufen.
    »Das sehe ich«, sagte sie und bemühte sich, ihre Beklommenheit nicht zu zeigen.
    »Und was macht ihr hier?«
    Nicht unbedingt, was ich hören wollte.
    Sie riss sich zusammen und lächelte. »Ich wollte nur guten Tag sagen.«
    Nach ein paar Minuten führte Taylor sie durch das Haus und beschrieb die Umbaupläne, als würde er mit einer Fremden sprechen. Sie vermutete, dass er so der offensichtlichen Frage, warum er hier gegessen hatte statt bei ihr, wie er es den ganzen Sommer gemacht hatte, oder warum er nicht bei ihr vorbeigeschaut hatte, aus dem Weg gehen wollte.
    Auch später, als er sie abholte, um sie zur Arbeit zu fahren, sagte er nicht viel.
    Die Tatsache, dass das inzwischen nicht mehr ungewöhnlich war, ging Denise den ganzen Abend während der Arbeit nicht mehr aus dem Kopf.
    »Es ist nur für ein paar Tage«, sagte Taylor mit einem Achselzucken.
    Sie saßen im Wohnzimmer auf dem Sofa und Kyle sah sich einen Zeichentrickfilm im Fernsehen an.
    Wieder war eine Woche vergangen und nichts hatte sich geändert. Oder vielmehr: Alles war verändert. Es kam ganz auf den Blickwinkel an und im Moment neigte Denise ganz stark zu der zweiten Sichtweise. Es war Dienstag und Taylor war gekommen, um sie zur Arbeit zu fahren. Ihre Freude darüber, dass er früh gekommen war, verflog fast auf der Stelle, als er ihr sagte, dass er für ein paar Tage fortfahren wollte.
    »Wann hast du das beschlossen?«, fragte Denise.
    »Heute Morgen. Ein paar meiner Freunde fahren und haben mich gefragt, ob ich mitkommen möchte. In South Carolina wird die Jagdsaison ein, zwei Wochen früher als hier eröffnet und da habe ich mir gedacht, ich fahre mit ihnen

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