Das Schweigen des Glücks
erzählt?«, fragte sie.
Taylors Augen wurden groß. »Von meinem Vater?«
»Melissa hat mir erzählt, dass er bei einem Brand umgekommen ist.«
Sie sah, wie seine Hände das Lenkrad fester umklammerten.
»Wie seid ihr darauf gekommen?«, fragte er in etwas verändertem Ton.
»Ich weiß nicht. Irgendwie.«
»War es ihre Idee, darüber zu sprechen, oder deine?«
»Wieso ist das wichtig, Taylor? Ich weiß nicht mehr, wie wir darauf kamen.«
Taylor schwieg. Seine Augen waren auf die Straße gerichtet. Denise wartete, bevor ihr bewusst wurde, dass er ihre ursprüngliche Frage nicht beantworten würde.
»Bist du wegen deines Vaters zur Feuerwehr gegangen?«
Taylor atmete scharf aus und schüttelte den Kopf.
»Ich will darüber nicht sprechen.«
»Vielleicht kann ich helfen… «
»Du kannst nicht helfen«, unterbrach er sie, »außerdem geht es dich nichts an.«
»Es geht mich nichts an?«, fragte sie entgeistert. »Wovon redest du? Du bist mir wichtig, Taylor, und es tut mir weh zu denken, dass du mir nicht genügend vertraust, um mir zu erzählen, was los ist.«
»Es ist nichts los«, sagte er. »Ich rede einfach nicht gern über meinen Vater.«
Sie hätte weiter darauf beharren können, wusste aber, dass es sie nicht weiterbringen würde.
Und wieder herrschte Schweigen im Wagen. Diesmal jedoch lag auch Angst darin und die blieb für den Rest des Weges.
Nachdem Taylor Kyle ins Haus getragen hatte, wartete er im Wohnzimmer, bis Denise Kyle seinen Schlafanzug angezogen hatte. Als sie ins Wohnzimmer kam, sah sie, dass Taylor sich nicht gesetzt hatte. Er stand an der Tür und schien darauf zu warten, sich zu verabschieden.
»Bleibst du nicht?«, fragte sie überrascht.
Er schüttelte den Kopf. »Nein, es geht nicht, wirklich nicht. Ich muss morgen ganz früh zur Arbeit.«
Obwohl er es ohne eine Spur von Bitterkeit oder Verärgerung sagte, wurde ihre Beklommenheit nicht zerstreut.
Er klimperte mit den Schlüsseln und Denise ging quer durchs Zimmer, um näher bei ihm zu sein.
»Ganz sicher?«
»Ja, ganz sicher.«
Sie griff nach seiner Hand.
»Bedrückt dich etwas?«
Taylor schüttelte den Kopf. »Nein, nichts.«
Sie wartete, ob er noch etwas sagen würde, aber er schwieg.
»Also. Sehen wir uns morgen?«
Taylor räusperte sich, bevor er antwortete.
»Ich versuche es, aber ich habe einen ziemlich vollen Plan für morgen. Ich weiß nicht, ob ich es schaffe vorbeizukommen.«
Denise sah ihn fragend an.
»Auch nicht zum Mittagessen?«
»Ich werde sehen, was sich machen lässt«, sagte er, »aber ich kann nichts versprechen.«
Ihre Blicke begegneten sich nur kurz, dann wandte Taylor sich ab.
»Kannst du mich morgen Abend zur Arbeit fahren?«
Einen kurzen, winzigen Moment lang hatte Denise das Gefühl, es wäre ihm lieber gewesen, sie hätte nicht gefragt.
Bildete sie sich das ein?
»Ja, klar«, sagte er dann, »ich bring dich hin.« Er küsste sie flüchtig und ging. Auf dem Weg zu seinem Wagen sah er sich nicht mehr um.
Kapitel 22
F rüh am nächsten Morgen, als Denise gerade eine Tasse Kaffee trank, klingelte das Telefon. Kyle lag ausgestreckt auf dem Fußboden im Wohnzimmer und malte so gut er konnte Figuren in seinem Malbuch aus, wobei er immer wieder mit dem Buntstift über die Ränder fuhr. Denise nahm den Hörer ab und erkannte sofort Taylors Stimme.
»Oh, hallo, da bin ich aber froh, dass du schon auf bist«, sagte er.
»Ich bin immer so früh auf«, sagte sie und eine seltsame Erleichterung durchströmte sie. »Ich habe dich gestern vermisst.«
»Ich dich auch«, sagte Taylor. »Ich hätte besser bleiben sollen. Ich habe nicht besonders gut geschlafen.«
»Ich auch nicht«, bekannte sie. »Ich bin immer wieder aufgewacht, weil ich die Decke ganz für mich allein hatte.«
»Ich ziehe dir nicht die Decke weg. Da musst du an einen anderen denken.«
»An wen denn?«
»Vielleicht an einen von den Typen im Diner.«
»Das glaube ich nicht«, sagte sie leise lachend. »He rufst du an, weil du es dir mit dem Mittagessen anders überlegt hast?«
»Nein. Ich kann nicht kommen. Heute nicht. Aber nach der Arbeit hole ich dich ab und bringe dich zum Diner.«
»Wie war's mit einem frühen Abendessen?«
»Nein, ich glaube, das schaffe ich nicht, aber danke für das Angebot. Heute Nachmittag kommt noch eine Lieferung Steine und ich glaube, ich würde es nicht rechtzeitig schaffen.«
Sie drehte sich um die eigene Achse und die Telefonschnur spannte sich.
Nach fünf werden noch Steine
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