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Das Schweigen des Glücks

Das Schweigen des Glücks

Titel: Das Schweigen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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    Das sagte sie jedoch nicht. Stattdessen sagte sie fröhlich: »Ach so, na gut. Dann bis heute Abend also.«
    Die Pause darauf war länger, als sie erwartet hatte.
    »Bis heute Abend.«
    »Kyle hat heute Nachmittag nach dir gefragt«, sagte Denise leichthin.
    Taylor hatte Wort gehalten und wartete in ihrer Küche, während sie ihre Sachen zusammensuchte. Allerdings war er so knapp gekommen, dass sie keine Zeit miteinander hatten, bevor sie aufbrechen mussten. Sie hatten sich nur flüchtig geküsst und er kam ihr etwas distanzierter vor als sonst, wofür er sich aber mit dem Hinweis auf irgendwelchen Ärger auf der Baustelle entschuldigte.
    »Aha. Wo ist der kleine Kerl denn?«
    »Hinterm Haus. Ich glaube, er hat dich nicht kommen hören. Ich hol ihn.«
    Als Denise die hintere Tür aufmachte und nach Kyle rief, kam er ins Haus gerannt.
    »Haoo, Taya«, sagte er mit einem breiten Grinsen. Ohne Denise zu beachten, sprang er auf Taylor zu. Taylor fing ihn mit Leichtigkeit auf.
    »He, kleiner Mann. Wie war dein Tag?«
    Denise konnte nicht umhin, den Unterschied in Taylors Verhalten zu bemerken, als er Kyle hochhob.
    »Eas hia«, rief Kyle beglückt.
    »Tut mir Leid, dass ich heute keine Zeit hatte«, sagte Taylor und meinte es aufrichtig. »Hast du micht vermisst, kleiner Mann?«
    »Ja«, sagte Kyle, »hab di miet.«
    Es war das erste Mal, dass er eine Frage richtig beantwortete, ohne gesagt zu bekommen, wie man es machte, und beide waren vor Staunen stumm.
    Und einen Augenblick lang vergaß Denise ihre Ängste vom Vorabend.
    Doch wenn Denise gedacht hatte, sie hätte nach Kyles Ausspruch keinen Grund mehr, sich Sorgen wegen Taylor zu machen, dann hatte sie sich getäuscht.
    Nicht, dass es gleich Anzeichen für eine Verschlechterung gab. Im Gegenteil, in vielerlei Hinsicht schien alles beim Alten, wenigstens im Laufe der folgenden Woche. Obwohl Taylor – wegen der Arbeit, wie er behauptete – nachmittags nicht mehr kam, brachte er Denise noch zur Arbeit und holte sie wieder ab. An dem Abend nach Kyles bemerkenswertem Satz schliefen sie auch miteinander. Doch die Dinge veränderten sich, das war offensichtlich. Nichts Dramatisches, es war mehr wie das Lockern eines im Laufe des Sommers geflochtenen Bandes, ein allmähliches Lösen des eben erst Gefügten. Weniger Zeit zusammen bedeutete auch weniger Zeit, um sich im Arm zu halten oder miteinander zu sprechen, und deswegen fiel es Denise schwer, die Warnglocken, die sie an dem Abend bei Mitch und Melissa vernommen hatte, zu ignorieren.
    Noch anderthalb Wochen später plagten sie die Dinge, die an jenem Abend gesagt worden waren, doch zugleich fragte sie sich, ob ihre Sorge nicht übertrieben sei. Taylor hatte eigentlich nichts falsch gemacht und deswegen war sein verändertes Verhalten so schwer einzuordnen. Er leugnete, dass ihn etwas bedrückte, er war niemals laut geworden, sie hatten sich nicht einmal gestritten. Am Sonntag verbrachten sie den Nachmittag am Fluss, wie sie es viele Male davor auch getan hatten. Wie er mit Kyle umging, war immer noch wunderbar, und als er sie zur Arbeit fuhr, hatte er immer wieder nach ihrer Hand gegriffen. Oberflächlich betrachtet war alles so wie vorher. Allein seine plötzliche Gewissenhaftigkeit, was seine Arbeit anging, war neu und die hatte er bereits erklärt. Dennoch…
    Was, dennoch?
    Sie saß auf der Veranda, während Kyle im Garten mit seinen Lastautos spielte, und versuchte, dem Problem näher zu kommen. Sie war alt genug, um etwas über Verhaltensmuster in Beziehungen zu wissen. Sie wusste, dass die Gefühle am Anfang einer neuen Liebe fast wie eine Ozeanwelle waren in ihrer Heftigkeit, dass sie wie eine magnetische Kraft wirkten, die zwei Menschen zueinander hinzog. Man konnte von den Gefühlen fortgerissen werden, aber die Welle würde nicht ewig dauern. Sie konnte und sollte auch nicht ewig dauern, aber wenn zwei Menschen richtig füreinander waren, dann würde daraus eine wahrhaftigere Liebe entstehen, die dauerhaft sein würde. Zumindest glaubte sie das.
    Bei Taylor kam es ihr jedoch so vor, als wäre er von der Welle mitgerissen worden, ohne zu begreifen, worauf er sich einließ, und jetzt, da er sich dessen bewusst wurde, wollte er gegen den Sog ankämpfen. Nicht ständig… aber
manchmal,
und das war es, was sie in letzter Zeit bemerkte. Fast schien es ihr, als würde er seine Arbeit vorschieben, um den neuen Tatsachen ihrer Beziehung nicht ins Auge sehen zu müssen.
    Natürlich, wenn man einen Haken an

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