Das Schweigen des Glücks
nie von denen, die dich wirklich umtreiben.«
»Das stimmt nicht -«
»Warum verhältst du dich dann mir gegenüber – uns gegenüber – anders als sonst?«
»Das tue ich gar nicht… «
Denise unterbrach ihn, indem sie die Hand hob.
»Du kommst kaum noch her, du hast nicht angerufen, als du weg warst, du hast dich gestern Morgen fortgeschlichen und bist abends nicht gekommen… «
»Das habe ich schon erklärt… «
»Ja, das stimmt – du hast jede einzelne Situation erklärt. Aber erkennst du nicht das Muster?«
Er sah zur Uhr an der Wand hinüber und weigerte sich, auf ihre Frage einzugehen.
Denise fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Abgesehen von alledem sprichst du auch nicht mehr mit mir. Und ich fange an mich zu fragen, ob du es überhaupt je getan hast.«
Taylor warf Denise einen Blick zu, den sie auffing. Sie wusste, was kommen würde – die Weigerung, das Problem zu erkennen –, und wollte das nicht schon wieder erleben. Sie hörte Melissas Stimme und beschloss, zum Kern der Sache zu kommen. Sie atmete tief ein und langsam wieder aus.
»Was ist mit deinem Vater passiert?«
Sie sah, wie er sich sofort verkrampfte.
»Warum ist das wichtig?«, fragte er, plötzlich auf der Hut.
»Weil ich glaube, dass es etwas mit der Art und Weise zu tun hat, wie du dich mir gegenüber in letzter Zeit verhältst.«
Statt zu antworten, schüttelte Taylor den Kopf, seine Stimmung schwang um und er wurde böse.
»Wie kommst du darauf?«
Sie versuchte es wieder.
»Das ist doch egal. Ich will nur wissen, was passiert ist.«
»Darüber haben wir schon gesprochen«, sagte er knapp.
»Nein, das stimmt nicht. Ich habe dich gefragt und du hast mir ein paar Dinge erzählt, aber du hast mir nicht alles erzählt.«
Taylor biss die Zähne zusammen. Er machte die Hand auf und zu, ohne es zu merken. »Er ist gestorben, okay? Das habe ich dir schon erzählt.«
»Und?«
»Und was?«, platzte er heraus. »Was soll ich noch sagen?«
Sie nahm seine Hand.
»Melissa sagt, du gibst dir die Schuld daran.«
Taylor zog seine Hand weg.
»Sie weiß nicht, wovon sie spricht.«
Denise versuchte ihre Stimme ruhig zu halten.
»Es hat gebrannt, stimmt das?«
Taylor schloss die Augen. Als er sie wieder aufmachte, sah sie einen Zorn in ihnen, wie sie ihn noch nie zuvor gesehen hatte.
»Er ist gestorben, das ist alles. Mehr gibt es nicht zu sagen.«
»Warum antwortest du mir nicht?«, fragte sie. »Warum kannst du es mir nicht erzählen?«
»Himmel!«, schleuderte er hervor, so dass seine Stimme von den Wänden widerhallte. »Kannst du es nicht dabei belassen?«
Sein Ausbruch überraschte sie und sie sah ihn mit großen Augen an.
»Nein, das kann ich nicht«, sagte sie und ihr Herz fing an zu rasen. »Nicht, wenn es uns betrifft.«
Er stand vom Sofa auf.
»Es betrifft nicht
uns
! Was soll das eigentlich? Ich bin es gründlich leid, von dir ständig ausgequetscht zu werden!«
Sie beugte sich mit erhobenen Händen nach vorn. »Ich quetsche dich nicht aus, Taylor, ich will nur mit dir reden… «, stammelte sie.
»Was willst du denn von mir?«, fragte er mit erhitztem Gesicht.
»Ich will nur wissen, was los ist, damit wir weiterkommen können… «
»Weiterkommen? Wir sind nicht verheiratet, Denise«, sagte er tonlos. »Wann hörst du endlich auf, in mir rumzubohren?«
Die Worte taten ihr weh. »Ich bohre nicht in dir rum«, sagte sie defensiv.
»Und ob du das machst. Du versuchst, in meinen Kopf zu gucken, damit du ihn zurechtbiegen kannst. Aber da ist nichts zum Zurechtbiegen, Denise, wenigstens nicht bei mir. Ich bin, wie ich bin, und wenn du damit nicht zurechtkommst, dann solltest du es vielleicht lassen.«
Er starrte sie böse an und bevor sie noch etwas sagen konnte, schüttelte er den Kopf und trat einen Schritt zurück.
»Hör zu – du brauchst mich jetzt nicht und ich habe keine Lust, hier zu sein. Denk drüber nach, okay? Ich gehe.«
Damit drehte Taylor sich um und ging zur Tür; Denise blieb benommen auf dem Sofa sitzen.
Denk drüber nach?
»Das würde ich tun«, sagte sie leise, »wenn ich verstanden hätte, was du gesagt hast.«
Die nächsten Tage verliefen ereignislos, abgesehen natürlich von den Blumen, die am Tag nach ihrem Streit ankamen.
Die beiliegende Karte war schlicht:
Es tut mir Leid, dass ich mich so aufgeführt habe. Ich brauche ein paar Tage zum Nachdenken. Gibst du mir die Zeit?
Ein Teil von ihr wollte die Blumen wegwerfen, ein anderer wollte sie behalten. Ein Teil von ihr
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