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Das Schweigen des Glücks

Das Schweigen des Glücks

Titel: Das Schweigen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Kollegen von der National Guard zu leihen war unrealistisch – der für die Ausrüstung zuständige Beamte würde eine Genehmigung von seinem Vorgesetzten benötigen, der seinerseits eine von jemand anders einholen musste, der darauf bestehen würde, dass jede Menge Formulare ausgefüllt würden – blah, blah, blah. Und selbst wenn wunderbarerweise einem Gesuch stattgegeben würde, war die nächste Stelle fast zwei Stunden Fahrzeit entfernt. Herrgott, bis dahin würde es wieder hell werden.
    Denk nach!
    Ein Blitz zuckte herab und erschreckte ihn. Die letzten Blitze lagen schon eine Weile zurück und abgesehen von dem Regen glaubte er, dass das Schlimmste überstanden war.
    Doch als der nächtliche Himmel erleuchtet wurde, sah er es in der Ferne… rechteckig und aus Holz, mit Buschwerk überwachsen. Einer von Dutzenden Ansitzen.
    Seine Gedanken überstürzten sich… Ansitze… sie sahen fast aus wie ein Spielhaus für Kinder, sie boten genügend Schutz und hielten den Regen ab… Hatte Kyle einen gesehen?
    Nein, zu leicht… es war nicht möglich… aber…
    Obwohl es nur eine vage Hoffnung war, spürte Taylor, wie das Adrenalin wieder durch sein Blut rauschte. Er gab sich alle Mühe, Ruhe zu bewahren.
    Vielleicht – mehr war es nicht. Einfach ein riesengroßes Vielleicht.
    Aber im Moment hatte er außer »vielleicht« nichts und er hastete zum ersten Ansitz, den er gesehen hatte. Seine Stiefel sanken mit lauten Schmatzgeräuschen im Schlamm ein, als er sich durch den morastigen Boden vorankämpfte. Wenige Sekunden später erreichte er den Ansitz – er war seit dem letzten Herbst nicht benutzt worden; Kletterranken und Gestrüpp überwucherten ihn. Taylor schob sich durch die Ranken und steckte den Kopf hinein. Mit seiner Stablampe leuchtete er das Innere der Holzkonstruktion aus und erwartete fast, einen kleinen Jungen zu entdecken, der sich vor dem Gewitter versteckte…
    Doch außer morschen Planken sah er nichts.
    Als Taylor zurücktrat, durchriss ein neuer Blitz den Himmel, in dessen Schein er die Umrisse eines weiteren Ansitzes, keine fünfzig Meter entfernt, erkannte. Einer, der nicht so sehr überwachsen war wie der, in dem er gerade nachgesehen hatte. Taylor war wieder auf dem Weg, er rannte, glaubte…
    Wenn ich ein Kind wäre, und ich wäre so weit gegangen und dann sähe ich etwas, das wie ein kleines Haus aussieht…
    Er kam bei dem zweiten Ansitz an, sah in aller Hast hinein und fand nichts. Er fluchte erneut und spürte eine noch größere Dringlichkeit. Er machte sich wieder auf den Weg und suchte den nächsten Ansitz, ohne genau zu wissen, wo er war. Aus Erfahrung wusste er, dass er keine hundert Meter entfernt sein konnte, in der Nähe des Wassers…
    Und er hatte Recht.
    Er keuchte, während er gegen den Regen, den Wind und vor allem gegen den Schlamm ankämpfte, und er wusste im Innersten seines Herzens, dass sein Gefühl mit dem Ansitz richtig war. Wenn Kyle nicht hier war, würde er die anderen auf seinem Walkie-Talkie rufen und sie jeden Ansitz in dem Gebiet durchsuchen lassen.
    Diesmal trampelte er durch das Dickicht, als er zu dem Ansitz kam. Er ging um die Konstruktion herum und machte sich darauf gefasst, wieder nichts zu finden. Doch als er mit seiner Stablampe hineinleuchtete, stockte ihm fast der Atem.
    Ein kleiner Junge saß in der Ecke, schlammverkrustet und verkratzt, schmutzig… aber sonst… anscheinend unversehrt…
    Taylor klappte die Augen auf und zu, und als er sie wieder aufmachte, war der kleine Junge immer noch da, einschließlich Mickey-Mouse-T-Shirt.
    Taylor war zu überrascht, um zu sprechen. Trotz der stundenlangen Suche war das Ende so plötzlich gekommen.
    In dem Schweigen – nicht mehr als ein paar Sekunden sah Kyle zu ihm auf, zu dem großen Mann in dem langen gelben Mantel, der so überrascht guckte, als wäre er gerade bei etwas Unerlaubtem ertappt worden.
    »Haoo«, sagte Kyle, über alle Maßen erfreut. Und Taylor lachte laut auf. Dann breitete sich ein Grinsen auf beiden Gesichtern aus. Taylor ließ sich auf ein Knie nieder, und der kleine Junge rappelte sich auf und warf sich ihm in die Arme. Er war kalt und nass und zittrig, und als Taylor die kleinen Arme um seinen Hals fühlte, stiegen ihm die Tränen in die Augen.
    »Ja, hallo, kleiner Mann. Ich nehme an, du bist Kyle.«

Kapitel 8
    » I ch hab ihn! Hört ihr mich?… Ich wiederhole, ich habe ihn… Kyle ist bei mir, es geht ihm gut… «
    Bei diesen Worten über das Walkie-Talkie wurden die Suchenden

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