Das Schweigen des Glücks
von Aufregung gepackt. Sie gaben die Nachricht sofort der Feuerwache durch, von wo aus Joe im Krankenhaus anrief.
Es war 2.31 Uhr.
Judy nahm das Telefon vom Tisch und stellte es aufs Bett, damit Denise abnehmen konnte. Die atmete kaum, als sie den Hörer in die Hand nahm. Dann hob sie plötzlich die Hand zum Mund, um einen Aufschrei zu ersticken. Ihr Lächeln kam aus tiefstem Herzen und war so ausdrucksvoll und ansteckend, dass Judy den Drang, vor Freude auf und ab zu hüpfen, unterdrücken musste.
Denise stellte die zu erwartenden Fragen: »Geht es ihm wirklich gut?… Wo haben Sie ihn gefunden?… Ist er wirklich nicht verletzt?… Wann kann ich ihn sehen?… Warum dauert das so lange?… Ach so, natürlich. Aber stimmt das auch wirklich?… Danke, ich danke Ihnen allen so sehr… ich kann es noch gar nicht glauben…«
Als Denise den Hörer aufgelegt hatte, setzte sie sich diesmal ohne Hilfe – aufrecht hin, umarmte Judy spontan und erzählte ihr, was sie erfahren hatte.
»Sie bringen ihn zum Krankenhaus… er ist ausgekühlt und nass und sie wollen ihn herbringen, zur Sicherheit, damit sie nachsehen können, ob wirklich alles in Ordnung ist. Er wird so in einer Stunde hier sein… oh, ich kann es einfach nicht glauben.«
Die Aufregung brachte das Schwindelgefühl wieder, aber Denise kümmerte sich nicht darum.
Kyle war in Sicherheit. Das allein war von Bedeutung.
Im Sumpfland hatte Taylor sich seinen Mantel ausgezogen und Kyle darin eingepackt. Er trug ihn und stieß während des Rückwegs auf einige der anderen. Bei Duck Shot warteten sie so lange, bis alle Männer versammelt waren. Dann machten sie sich auf den Weg zur Straße und blieben diesmal eng zusammen als Gruppe.
Nach fünf Stunden der Suche spürte Taylor die Anstrengung und hatte jetzt Mühe, Kyle zu tragen. Bei dem Gewicht des Kindes – er wog bestimmt zwanzig Kilo – taten ihm nicht nur die Arme weh, sondern er sank auch tief in den morastigen Boden. Als er bei der Straße ankam, hatte er sich völlig verausgabt. Wie Frauen ihre Kinder stundenlang umhertragen konnten, während sie einkauften, war ihm unerklärlich.
Ein Krankenwagen wartete auf sie. Zuerst wollte Kyle Taylor nicht loslassen, aber Taylor sprach sanft auf ihn ein und konnte ihn schließlich überreden, sich von dem Sanitäter untersuchen zu lassen. Als Taylor im Krankenwagen saß, wünschte er sich nichts sehnlicher, als ausgiebig heiß zu duschen, aber als er sah, dass Kyle jedes Mal fast in Panik ausbrach, wenn er Anstalten machte, sich zu entfernen, beschloss er, mit ins Krankenhaus zu fahren. Sergeant Huddle fuhr im Polizeiwagen voraus, während die anderen sich auf den Weg nach Hause machten.
Die lange Nacht war endlich vorbei.
Sie kamen kurz nach halb vier im Krankenhaus an. Inzwischen war es auch in der Notaufnahme ruhiger geworden und fast alle Patienten waren behandelt worden. Die Ärzte waren über Kyles bevorstehende Ankunft informiert worden und warteten auf ihn. Auch Denise und Judy waren da.
Judy hatte die Nachtschwester überrascht, indem sie mitten in der Nacht zum Stationszimmer ging und nach einem Rollstuhl für Denise Holton fragte. »Was machen Sie denn hier? Wissen Sie nicht, wie spät es ist? Jetzt ist keine Besuchszeit… «
Aber Judy ignorierte die Fragen und wiederholte ihre Bitte. Sie musste einige Überredungskünste aufbringen, doch dann bekam sie, was sie wollte. »Sie haben ihren Sohn gefunden und bringen ihn her. Sie möchte ihn sehen, wenn er ankommt… «
Die Nachtschwester gab ihrer Bitte statt.
Der Krankenwagen kam ein paar Minuten eher als angekündigt und die Tür hinten ging auf. Als Kyle auf der Trage aus dem Wagen gefahren wurde, versuchte Denise aufzustehen und der Arzt und die Schwestern traten zurück, damit Kyle seine Mutter sehen konnte.
Im Krankenwagen hatte man ihm seine Sachen ausgezogen und ihn in warme Decken gewickelt, damit seine Körpertemperatur wieder auf die normale Höhe stieg. Obwohl er ausgekühlt war, bestand keine echte Gefahr der Unterkühlung und die Decken hatten eine gute Wirkung erzielt. Kyles Gesicht war rosig, er konnte sich mühelos bewegen – und sah in jeder Hinsicht besser aus als seine Mutter.
Denise kam zu der Trage und beugte sich über ihn, damit er sie sehen konnte, worauf Kyle sich sofort aufsetzte. Er kletterte ihr auf den Schoß und sie hielten sich eng umschlungen.
»Haoo Mani«, sagte er schließlich.
Denise lachte auf und Arzt und Schwestern lachten mit ihr.
»Hallo, Süßer«,
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