Das Schweigen des Glücks
Feuerwache und leitete diese Aktion. Zu seinen Aufgaben gehörte es, einen der Löschzüge zu fahren, und in Krisen wie dieser übte er einen beruhigenden Einfluss aus.
Sein Einwand war berechtigt. Der Winkel, in dem die Unglücksfahrzeuge zur Fahrbahn standen, und die schmale Brücke bedeuteten, dass die ausfahrbare Leiter keineswegs in eine ideale Position gebracht werden konnte. Von der Stelle aus, wo der Feuerwehrwagen parken würde, müsste die Leiter über das Auto zu der Seite ausgefahren werden, auf der der Fahrer saß, und das bedeutete sechs bis sieben Meter. Das war nicht viel, wenn die Leiter schräg nach oben gerichtet war, aber weil sie praktisch horizontal über dem Fluss ausgefahren werden müsste, würde es an die Grenzen dessen kommen, was man als sicher betrachten konnte.
Wäre es ein modernes und vorbildlich ausgerüstetes Drehleiterfahrzeug gewesen, hätte es möglicherweise auch kein großes Problem dargestellt. Der Wagen der freiwilligen Feuerwehr von Edenton mit der fahrbaren Leiter hingegen war einer der ältesten im Staat, der noch in Betrieb war, und ursprünglich hatte man sich für diese Leiter entschieden, weil man wusste, dass das höchste Gebäude der Stadt nur drei Stockwerke hoch war. Die Leiter war nicht dazu gedacht, in Situationen wie dieser benutzt zu werden.
»Was können wir denn sonst tun? Ich mach das und bin wieder zurück, bevor ihr wisst, was los ist«, sagte Taylor.
Joe hatte schon fast erwartet, dass Taylor sich freiwillig melden würde. Vor zwölf Jahren, als Taylor im zweiten Jahr dabei war, hatte Joe ihn gefragt, warum er immer der Erste sei, der sich für die riskantesten Aufgaben meldete. Obwohl Risiken dazugehörten, wollte man
unnötige
Risiken vermeiden und Taylor war für ihn ein Mann, der sich etwas beweisen müsste. Joe wollte so jemanden nicht hinter sich haben – nicht, weil er Taylor nicht zutraute, ihn aus einer schwierigen Situation herauszuholen, sondern er wollte sein eigenes Leben nicht aufs Spiel setzen, nur weil ein anderer das Schicksal unnötig herausforderte.
Aber Taylor gab ihm eine einfache Erklärung: »Als ich neun war, starb mein Dad, und ich weiß, was es für ein Kind heißt, vaterlos aufzuwachsen. Ich möchte nicht, dass das anderen passiert.«
Natürlich setzten auch die anderen Männer ihr Leben aufs Spiel. Jeder, der bei der Feuerwehr war, trat den Risiken offenen Auges entgegen. Sie wussten, was passieren konnte, und es hatte viele Situationen gegeben, in denen Taylors Angebote abgelehnt worden waren.
Aber diesmal…
»In Ordnung«, sagte Joe schließlich. »Du bist dran, Taylor. Lass uns die Sache beginnen.«
Weil der Wagen mit der Drehleiter nach vorn gerichtet war, musste er von der Brücke zurückstoßen, wenden und rückwärts wieder auf die Brücke fahren. Wie ein Anfänger, der zum ersten Mal parallel zum Straßenverlauf einzuparken versucht, brauchte der Fahrer drei, vier Anläufe, bevor er richtig stand und zum Unglücksfahrzeug zurücksetzen konnte. Als der Wagen endlich an Ort und Stelle platziert war, waren sieben Minuten vergangen.
In diesen sieben Minuten hatte der Motor des Tankwagens heftig weitergequalmt. Jetzt sah man auch kleine Flammen unterhalb des Motors hervorzüngeln, die die Hinterachse des Honda verkohlten. Die Flammen waren gefährlich nah an den Benzintanks, aber den Schlauch darauf zu richten war ja ausgeschlossen und mit den Feuerlöschern konnten die Männer nicht nah genug herankommen, um etwas auszurichten.
Die Zeit wurde knapp, und doch konnte man nur untätig dabeistehen.
Während der Feuerwehrwagen in Position rangiert wurde, hatte Taylor sich das Seil geholt, das er zur Sicherung brauchte, und befestigte ein Ende mit einem Karabiner an seinem Hakengurt. Als der Feuerwehrwagen stand, kletterte Taylor zur Leiter rauf und befestigte das andere Ende an einer der letzten Sprossen. Parallel zur Leiter wurde ein langes Kabel gespannt, das sowohl an der Basis als auch am äußersten Ende der Leiter verankert wurde. Sobald der an dem Kabel angebrachte gepolsterte Sicherungsgurt fest um den Körper des Hondafahrers geschnallt war, würde man den Verletzten vorsichtig an dem Kabel herausziehen.
Taylor legte sich bäuchlings auf die Sprossen und die Leiter wurde langsam ausgefahren. Taylor konzentrierte sich voll auf das Vorhaben: Gleichgewicht halten… so weit hinten auf der Leiter bleiben wie möglich… sich im richtigen Moment schnell runterlassen… das Auto nicht berühren…
Aber vor
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