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Das Schweigen des Glücks

Das Schweigen des Glücks

Titel: Das Schweigen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Chance. Er streifte den Gurt ohne zu zögern über den Arm, der über dem Sitz lag.
    Ein kleiner Sieg.
    Taylor rief und klang immer verzweifelter.
    »Helfen Sie mir! Wachen Sie auf! Die Zeit wird knapp!«
    Die Flammen schlugen höher, die Leiter wippte gefährlich.
    Wieder bewegte der Mann seinen Kopf – aber nicht genug, längst nicht genug. Der andere Arm schien zwischen Körper und Lenkrad eingeklemmt zu sein. Ohne sich um die Folgen Gedanken zu machen, gab Taylor dem Mann einen Ruck und geriet selbst mit ins Wanken. Die Leiter senkte sich bedenklich, das Auto ebenfalls, die Schnauze zeigte wieder zum Fluss hinunter.
    Doch hatte der Stoß irgendwie gereicht. Diesmal machte der Mann die Augen auf und stemmte sich aus seiner eingezwängten Lage zwischen Lenkrad und Sitz. Der Wagen wippte immer weiter. Mit Mühe befreite der Mann seinen zweiten Arm, hob ihn ein wenig und versuchte, sich auf den Sitz hochzuziehen. Taylor legte ihm den Sicherungsgurt an. Die Hand, mit der er das Kabel umklammert hielt, war schweißnass, aber er schaffte es, den Gurt ganz um den Körper zu legen und ihn festzuzurren.
    »Wir werden Sie rausheben. Es ist nicht mehr viel Zeit.«
    Der Mann ließ den Kopf zur Seite rollen und versank wieder in Bewusstlosigkeit, aber Taylor konnte aus seiner Position sehen, dass der Rettungsweg frei war.
    »Holt ihn raus!«, brüllte Taylor. »Der Mann ist gesichert!«
    Taylor zog sich an dem Kabel hoch, bis er stand. Die Feuerwehrleute fingen langsam an, das Kabel aufzurollen, bemüht, es ganz gleichmäßig zu ziehen, damit die Leiter nicht unnötig belastet wurde.
    Das Kabel straffte sich und die Leiter ächzte und ruckelte. Doch wurde nicht der Fahrer aus dem Wagen gezogen, sondern die Leiter fing an, sich nach unten zu biegen…
    Immer tiefer…
    Oh, verdammt…
    Taylor spürte, dass die Leiter im Begriff war, unter der Last nachzugeben – als sie plötzlich mit ihm wieder hochkam.
    Zwei Zentimeter. Und noch mal zwei Zentimeter.
    Mit albtraumartiger Langsamkeit bewegte sich das Kabel und kam dann zum Stillstand; die Leiter sackte wieder ab. In dem Augenblick wurde Taylor bewusst, dass die Leiter nicht zwei Menschen tragen konnte.
    »Stopp!«, brüllte er. »Die Leiter bricht!«
    Er musste von dem Kabel und von der Leiter runter. Er versicherte sich abermals, dass der Mann nirgendwo hängen bleiben konnte, und griff nach der Leitersprosse über ihm. Dann zog er seinen Fuß vorsichtig aus dem Haken und ließ beide Beine frei baumeln. Er hoffte inständig, dass die Leiter durch das plötzliche Ruckein nicht bersten würde.
    Er beschloss, sich an der Leiter entlangzuhangeln wie ein Kind an einem Klettergerüst. Eine Sprosse… zwei…. drei… vier. Der Wagen war schon nicht mehr unter ihm, aber er merkte, dass sich die Leiter weiter senkte.
    Während er sich von einer Sprosse zur nächsten hangelte, loderten die Flammen plötzlich wilder und zuckten gefährlich nah auf die Tanks zu. Er hatte schon viele Motorbrände gesehen – und dieser Motor würde in wenigen Sekunden in die Luft fliegen.
    Er sah zur Brücke hinüber. Wie in Zeitlupe sah er die Feuerwehrleute, seine Freunde, die wie wild mit den Armen wedelten und ihm zubrüllten, er solle sich beeilen, er solle von der Leiter runterkommen und sich in Sicherheit bringen, bevor der Motor explodierte. Aber er wusste, dass er es nicht mehr rechtzeitig schaffen würde, damit noch genug Zeit bliebe, den Fahrer rauszuholen.
    »Zieht ihn raus!«, schrie Taylor mit heiserer Stimme. »Sofort!«
    Hoch über dem Wasser baumelnd, löste Taylor langsam seinen Griff und ließ los. Im nächsten Moment war er von der Dunkelheit verschluckt.
    In fünfundzwanzig Metern Tiefe war der Fluss.
    »Das war das Dümmste, das absolut Schwachsinnigste, was du je gemacht hast«, sagte Mitch sachlich. Eine Viertelstunde war vergangen und sie saßen am Ufer des Chowan. »Ich meine, ich habe schon eine Menge dummer Stunts in meinem Leben gesehen, aber das setzt allem die Krone auf.«
    »Wir haben ihn rausgeholt, oder?«, sagte Taylor. Er war klitschnass und hatte, als er sich zum Ufer kämpfte, einen Stiefel verloren. Nachdem alles vorbei war und das Adrenalin verpufft, nahm eine tiefe Erschöpfung von seinem Körper Besitz. Er hatte das Gefühl, seit Tagen nicht geschlafen zu haben, seine Muskeln waren wie Wackelpudding und seine Hände zitterten unkontrolliert. Zum Glück kümmerten sich jetzt andere um den Unfall auf der Brücke, er hätte keine Kraft mehr gehabt. Zwar war der

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