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Das Schweigen des Glücks

Das Schweigen des Glücks

Titel: Das Schweigen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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im Garten ein und gab sich große Mühe, Kyle die Regeln des Spiels beizubringen, aber Kyle war nicht daran interessiert. Er wollte nur seinen Spaß haben.
    Doch obwohl alles so idyllisch schien, gab es Momente, in denen Denise in Taylor eine unterschwellige Rastlosigkeit spürte, die sie nicht richtig einordnen konnte. Wie nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht trat in seine Augen, nachdem sie miteinander geschlafen hatten, manchmal der gleiche unerklärliche abwesende Blick. Er hielt sie zwar im Arm und war zärtlich wie immer, aber sie konnte etwas an ihm spüren, was sie bedrückte, etwas Dunkles und Unergründliches, was ihn älter und erschöpfter machte, als Denise sich je gefühlt hatte. Dann beschlich sie manchmal ein ängstliches Gefühl, doch wenn der Tag anbrach, schalt sie sich, weil sie ihrer Fantasie erlaubt hatte, sich diesen verstörenden Vorstellungen hinzugeben.
    Ende August half Taylor drei Tage lang bei der Bekämpfung eines Waldbrandes im Croatan Forest – eine gefährliche Situation, die durch die glühende Augusthitze noch bedrohlicher wurde. Denise konnte kaum schlafen, während er fort war. Aus Sorge um ihn rief sie Judy an und sprach mit ihr eine Stunde lang am Telefon. Sie verfolgte die Nachrichten von dem Waldbrand in den Zeitungen und im Fernsehen und hoffte vergebens, Taylor auf den Bildern zu entdecken. Als Taylor nach Edenton zurückkam, fuhr er sofort zu ihr. Sie bat Ray, ihr freizugeben, aber Taylor war so erschöpft, dass er kurz nach Sonnenuntergang auf dem Sofa einschlief. Sie deckte ihn zu und dachte, er würde bis zum Morgen auf dem Sofa schlafen, aber mitten in der Nacht kam er zu ihr ins Bett. Auch diesmal zitterte er am ganzen Körper und das Zittern hörte viele Stunden lang nicht auf. Taylor wollte über das, was er erlebt hatte, nicht sprechen und Denise hielt ihn voller Sorge in den Armen, bis er endlich einschlief. Aber auch im Schlaf gaben die Dämonen ihm keine Ruhe. Er wälzte sich umher, sprach im Schlaf und rief unverständliche Worte, aber die Angst, die in ihnen schwang, war deutlich hörbar.
    Am nächsten Morgen entschuldigte er sich verlegen. Aber er versuchte keine Erklärung zu geben. Das brauchte er auch nicht. Irgendwie wusste sie, dass ihn nicht nur das Erlebnis des Brandes verzehrte, sondern auch noch etwas anderes, das an die Oberfläche geschleudert worden war.
    Ihre Mutter hatte immer gesagt, dass manche Männer ihre Geheimnisse in sich verschlossen hielten und dass dies der Frau, die einen solchen Mann liebte, nur Kummer bereiten würde. Denise begriff intuitiv, wie wahr die Worte ihrer Mutter waren, aber sie sah keine Verbindung zwischen ihnen und der Liebe, die sie für Taylor McAden empfand. Sie liebte seinen Geruch, sie liebte die Rauheit seiner Hände auf ihrer Haut und die Fältchen um seine Augen, wenn er lachte. Sie liebte es, wie er – an den Truck auf dem Parkplatz gelehnt, ein Bein über das andere geschlagen – hinter ihr herguckte, wenn sie zur Arbeit ging. Sie liebte alles an ihm.
    Manchmal ertappte sie sich auch bei der Vorstellung, mit ihm vor den Altar zu treten. Sie verwarf die Idee, schob sie beiseite und sagte sich, sie seien beide noch nicht so weit. Und vielleicht stimmte das sogar. Sie waren noch nicht sehr lange zusammen, und wenn er sie morgen fragte, würde sie – so hoffte sie – weise genug sein, genau das zu sagen. Und dennoch… in Momenten schonungsloser Aufrichtigkeit gestand sie sich ein, dass sie es nicht sagen würde. Sie würde sagen: Ja… ja… ja…
    In ihren Tagträumen hoffte sie inständig, dass Taylor auch so empfand.
    »Bist du nervös?«, fragte Taylor und betrachtete Denise im Spiegel. Er stand im Badezimmer hinter ihr, als sie sich schminkte.
    »Und ob.«
    »Es sind doch nur Mitch und Melissa, da brauchst du doch nicht nervös zu sein.«
    Sie hielt zwei verschiedene Ohrringe hoch, jeden an ein Ohr, und versuchte sich zwischen goldenen Kreolen und einfachen Steckern zu entscheiden.
    »Für dich vielleicht. Du kennst sie schon. Ich habe sie erst einmal getroffen, vor drei Monaten, und da haben wir uns nicht viel unterhalten. Wenn ich nun einen schlechten Eindruck mache?«
    »Keine Sorge.«
    Taylor drückte ihren Arm. »Das passiert schon nicht.«
    »Und wenn doch?«
    »Es kümmert sie nicht. Du wirst schon sehen.«
    Sie legte die Kreolen zugunsten der Stecker zur Seite und befestigte einen an jedem Ohr.
    »Na ja, es wäre ja auch nicht so nervenaufreibend, wenn du mich ihnen schon eher vorgestellt

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