Das Schweigen des Glücks
nicht gesehen, was für ein Durcheinander ihr hier gemacht habt. Sieht so aus, als hättet ihr beide euch bestens amüsiert.«
Taylor richtete sich auf dem Sofa auf und rieb sich die Augen.
»Wir hatten einen schönen Abend.«
»Das kann ich mir vorstellen«, stöhnte sie.
»Aber hast du schon gesehen, was wir noch gemacht haben?«
»Du meinst, abgesehen davon, dass ihr Popcorn über meine Möbel verteilt habt?«
Er lachte. »Ach komm! Ich zeig's dir. Das hier mache ich im Nu wieder weg.«
Er stand von der Couch auf und streckte die Arme über den Kopf. »Du auch, Kyle. Komm, wir zeigen deiner Mom, was wir gestern gemacht haben.«
Denise war überrascht zu sehen, dass Kyle offenbar verstand und folgsam mit Taylor zur hinteren Tür ging. Taylor ging voran und zeigte auf den Garten.
Als Denise sah, worin die Überraschung bestand, war sie sprachlos.
Auf der ganzen Länge des Hauses waren frische Jobellblumen gepflanzt.
»Das hast du gemacht?«, fragte sie.
»Kyle hat geholfen«, sagte er mit einem Anflug von Stolz in der Stimme, als er sah, dass sie sich freute.
»Das fühlt sich gut an«, sagte Denise leise.
Es war nach Mitternacht, lange nachdem Denise mit ihrer Schicht im Eights fertig war. In der vergangenen Woche hatten Denise und Taylor sich praktisch jeden Tag gesehen. Am Nationalfeiertag war Taylor mit ihnen auf seinem umgebauten uralten Motorboot rausgefahren, am Abend hatten sie dann ihr eigenes Feuerwerk abgebrannt und Kyle war hell entzückt gewesen. Sie hatten ein Picknick am Ufer des Chowan gemacht und am Strand nach Venusmuscheln gegraben. Für Denise waren es ganz besondere Tage, so schön, wie sie es sich nie vorzustellen gewagt hätte, süßer als alle Träume.
Auch an diesem Abend lag sie, wie so oft in letzter Zeit, nackt auf dem Bett, Taylor neben sich. Seine Hände waren ölig und glatt und weckten in ihr, als sie über ihren eingeölten Körper glitten, Gefühle fast unerträglicher Lust.
»Du fühlst dich göttlich an«, flüsterte Taylor.
»Wir können so nicht weitermachen… «, stöhnte sie. Er knetete mit sanftem Druck ihre Rückenmuskeln und lockerte dann seine Hände.
»Womit?«
»Mit dem langen Aufbleiben. Es bringt mich um.« »Für eine Sterbende siehst du noch erstaunlich gut aus.« »Seit dem letzten Wochenende habe ich nicht mehr als vier Stunden pro Nacht geschlafen.«
»Das liegt daran, dass du deine Hände nicht von mir lassen kannst.«
Sie hatte die Augen fast geschlossen und spürte, wie ihre Mundwinkel sich zu einem Lächeln hoben. Taylor beugte sich über sie und küsste sie zwischen die Schulterblätter.
»Soll ich lieber gehen, damit du deinen Schlaf kriegst?«, fragte er und ließ seine Hände wieder zu ihren Schultern gleiten.
»Jetzt nicht«, murmelte sie. »Mach ruhig erst fertig.« »Ah, du benutzt mich also nur?«
»Wenn's dir nichts ausmacht.«
»Macht mir nichts aus.«
»Was hat es also mit Denise auf sich?«, fragte Mitch. »Melissa hat mir aufgetragen, dich erst gehen zu lassen, wenn du mir alle Einzelheiten erzählt hast.«
Es war Montag und sie waren bei Mitch und besserten das Dach aus, nachdem Taylor sich am Samstag davor erfolgreich gedrückt hatte. Die Sonne war sengend heiß und beide hatten die Hemden ausgezogen, während sie auf den Dachbalken balancierten und die zerbrochenen Dachschindeln entfernten. Taylor nahm sein Taschentuch und wischte sich den Schweiß vom Gesicht.
»Nicht viel.«
Mitch wartete, aber Taylor sprach nicht weiter. »Das war's?«, schnaubte er. »Nicht viel?«
»Was soll ich denn erzählen?«
»Alles. Fang einfach an – ich unterbreche dich schon, wenn ich eine Frage habe.«
Taylor warf Blicke in alle Richtungen, als wollte er sich vergewissern, dass keiner in der Nähe war. »Kannst du ein Geheimnis bewahren?«
»Natürlich.«
Taylor kam näher an Mitch heran.
»Ich auch«, sagte Taylor mit einem Zwinkern und Mitch fing an zu lachen.
»Du willst also alles für dich behalten?«
»Ich wusste gar nicht, dass ich dir haarklein berichten muss«, erwiderte Taylor mit gespielter Entrüstung. »Ich dachte, es wäre meine Angelegenheit.«
Mitch schüttelte den Kopf. »Mit der Masche musst du es bei den anderen versuchen. So wie ich es sehe, erzählst du es mir doch früher oder später. Da kann es ebenso gut auch früher sein.«
Taylor sah seinen Freund mit einem Grinsen an. »Das denkst du also, wie?«
Mitch machte sich daran, einen Nagel aus dem Holz zu ziehen. »Das denke ich nicht, das
weiß
ich.
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