Das Schweigen des Glücks
Beispiel?«
Taylor atmete tief ein und überlegte, ob er antworten solle, dann entschied er sich dafür. »Er hat gesagt, wenn ich es ernst mit dir meine, soll ich es diesmal nicht kaputtmachen. «
Denise stockte der Atem, weil es eine so krasse Bemerkung war. Warum musste Mitch ihn auf diese Weise warnen?
»Was hast du darauf geantwortet?«
Taylor schüttelte den Kopf.
»Ich habe ihm gesagt, dass er keine Ahnung hat, wovon er spricht.«
»Und… «, sagte sie zögernd, »stimmt das?«
»Natürlich.«
»Warum beschäftigt es dich dann so?«
»Weil«, sagte er, »weil es mich aufregt, dass er denkt, ich könnte es kaputtmachen. Er weiß nichts von dir oder von uns. Und er hat keine Ahnung von meinen Gefühlen, das ist ja wohl klar.«
Geblendet von den schrägen Strahlen der Sonne, sah sie blinzelnd zu ihm auf. »Was sind das für Gefühle?«
Er griff nach ihrer Hand.
»Weißt du das nicht?«, sagte er. »Zeige ich es dir nicht deutlich?
Kapitel 21
B is Mitte Juli entwickelte der Sommer seine volle Glut, die Temperaturen stiegen auf über vierzig Grad Celsius, bevor sie allmählich wieder zurückgingen. Gegen Ende des Monats bedrohte der Orkan Belle die Küste von North Carolina bei Kap Hatteras, bevor er aufs offene Meer zog, das Gleiche wiederholte sich im August mit dem Orkan Delila. Mitte August sprach man von einer Dürre, Ende August verdorrte das Getreide in der sengenden Hitze auf den Feldern.
Der September begann mit einer ungewöhnlichen Kältefront, was seit zwanzig Jahren nicht mehr vorgekommen war. Jeans wurden aus den unteren Schubladen hervorgeholt, dünne Jacken wurden am frühen Abend übergezogen. Eine Woche später kam eine neue Hitzewelle und die Jeans wurden wieder weggelegt – hoffentlich für die nächsten zwei Monate.
Die Beziehung zwischen Taylor und Denise jedoch blieb den Sommer hindurch beständig. Sie hatten eine feste Routine entwickelt: Sie verbrachten meistens die Nachmittage zusammen – um der Hitze zu entgehen, fing Taylor mit seinen Leuten sehr früh am Morgen an und war um zwei Uhr nachmittags fertig – und Taylor fuhr Denise zu ihrer Arbeit und holte sie wieder ab, wann immer er konnte. Hin und wieder aßen sie bei Judy, hin und wieder kam Judy und passte auf Kyle auf, so dass sie einen Abend für sich hatten.
Während dieser drei Monate gefiel es Denise in Edenton immer besser. Taylor sorgte natürlich als ihr Fremdenführer dafür, dass sie die Gegend um die Stadt herum kennen lernte, er fuhr mit ihr im Boot hinaus und sie verbrachten Tage am Strand. Mit der Zeit verstand Denise, was Edenton wirklich ausmachte; es war nämlich eine Stadt, die nach ihrem eigenen langsamen Zeitplan funktionierte, mit einer Kultur, die um die Erziehung von Kindern und den sonntäglichen Gottesdienst kreiste, um die Bewässerung und die Bestellung des fruchtbaren Bodens; es war ein Ort, wo die Familie noch eine Bedeutung hatte. Denise ertappte sich dabei, wie sie Taylor betrachtete, der mit einer Kaffeetasse in der Hand in der Küche stand, und fragte sich, ob er für sie auch in der fernen Zukunft, wenn sein Haar ergraut war, noch so aussehen würde.
Sie hatte Freude an allem, was sie zusammen machten. An einem warmen Abend Ende Juli fuhren sie nach Elizabeth City und gingen tanzen – auch das das erste Mal in viel zu vielen Jahren. Er führte sie mit erstaunlicher Anmut über die Tanzfläche zu den Walzer- und Foxtrottklängen einer einheimischen Country-Band. Frauen, so konnte sie nicht umhin zu bemerken, fanden ihn attraktiv. Ab und zu lächelte eine ihm über die Tanzfläche hinweg zu, was bei Denise ein kurzes Aufflackern heißer Eifersucht hervorrief, obgleich Taylor nichts davon zu bemerken schien. Im Gegenteil, er nahm den ganzen Abend seinen Arm nicht weg, den er ihr um den Rücken gelegt hatte, und sah sie an, als wäre sie der einzige Mensch auf der Welt. Als sie mitten in der Nacht noch Käsebrote im Bett aßen, nahm Taylor sie fest in den Arm, während draußen ein Gewitter tobte. »Besser kann es nicht werden«, sagte er zu ihr.
Auch Kyle blühte auf angesichts der Aufmerksamkeit, die Taylor ihm schenkte. Sein Vertrauen in sein Sprechvermögen wuchs und er sprach häufiger, obwohl vieles, was er sagte, keinen Sinn ergab. Er hörte auch auf zu flüstern, wenn er ein paar Wörter hintereinander sagte. Bis zum Spätsommer hatte er gelernt, einen Ball vom Tee abzuschlagen, und seine Fähigkeit zu fangen hatte sich enorm verbessert. Taylor richtete improvisierte Bases
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