Das Schweigen des Glücks
bei der Bekämpfung der Waldbrände helfen würden, hatte nur Taylor sich gemeldet. Mitch hatte schlicht den Kopf geschüttelt, als Taylor ihn gebeten hatte mitzukommen.
Taylor wusste nicht, dass Mitch schon erfahren hatte, was geschehen war. Joe hatte Mitch streng im Vertrauen angerufen und ihm erzählt, dass Taylor beinahe umgekommen sei, als er plötzlich vom Feuer eingeschlossen war. Hätte der Wind nicht leicht gedreht, so dass der Rauch weggetragen wurde und Taylor einen Weg aus den Flammen finden konnte, wäre er tot gewesen. Diese neuerliche Berührung mit dem Tod überraschte Mitch überhaupt nicht.
Taylor trank von seinem Bier, sein Blick verdüsterte sich bei der Erinnerung.
»Ganz schön eng manchmal – du weißt, wie das bei Waldbränden ist. Aber zum Glück ist niemand verletzt worden.«
Ja, zum Glück. Mal wieder.
»Weiter nichts?«
»Eigentlich nicht«, sagte Taylor und spielte die Gefahr herunter. »Aber du hättest mitkommen sollen. Wir hätten mehr Leute gebrauchen können.«
Mitch schüttelte den Kopf, nahm das Gitter vom Grill und fing an, es zu reinigen.
»Nein, das ist was für euch Jüngere. Ich bin schon zu alt für diese Dinge.«
»Ich bin älter als du.«
»Klar, wenn du nur in Zahlen denkst. Aber ich bin wie ein alter Mann im Vergleich zu dir. Ich habe eine Sippe gegründet.«
»Eine Sippe?«
»Kommt in Kreuzworträtseln vor. Es bedeutet Nachkommen.«
»Ich weiß, was es heißt.«
»Na gut, dann weißt du ja auch, dass ich nicht einfach weggehen kann. Die Jungen werden größer und es ist Melissa gegenüber nicht fair, wenn ich wegen solcher Sachen fort bin. Ich meine, wenn es hier eine Notsituation gibt, das ist was anderes, aber ich werde ihnen nicht nachreisen. Dafür ist das Leben zu kurz.«
Taylor reichte Mitch ein Wischtuch.
»Du bist immer noch entschlossen aufzuhören?«
»Allerdings. Noch ein paar Monate, dann hör ich auf.«
»Ohne Bedauern?«
»Ohne Bedauern.«
Mitch machte eine kleine Pause und sprach dann weiter. »Weißt du, vielleicht solltest du dir auch überlegen, ob du damit aufhörst«, sagte er beiläufig.
»Ich hör nicht auf, Mitch«, sagte Taylor und verwarf die Idee auf der Stelle. »Ich bin nicht wie du, ich habe keine Angst vor dem, was passieren könnte.«
»Das solltest du aber.«
»So siehst du das.«
»Vielleicht«, sagte Mitch besonnen, »aber es stimmt. Wenn dir Denise und Kyle wirklich wichtig sind, dann müssen sie für dich an erster Stelle kommen, so wie für mich meine Familie an erster Stelle kommt. Was wir tun, ist gefährlich, und wenn wir noch so sehr aufpassen, und es ist ein Risiko, das wir nicht eingehen müssen. Wir hatten mehr als einmal Glück.«
Er schwieg und legte das Putzzeug weg. Dann sah er Taylor an.
»Du weißt, wie es ist, wenn man ohne Vater aufwächst. Möchtest du, dass es Kyle auch so geht?«
Taylor wurde starr.
»Hör auf, Mitch… «
Mitch hob die Hand, damit Taylor nicht weitersprach. »Bevor du mich beschimpfst – ich musste das einfach sagen. Erst die Sache auf der Brücke… und dann im Croatan Forest. Ja, ich weiß darüber Bescheid und es wärmt mir nicht das Herz. Ein toter Held ist trotzdem tot, Taylor.«
Er räusperte sich. »Ich weiß nicht. Es kommt mir so vor, als hättest du über die Jahre immer öfter das Schicksal herausgefordert, als würdest du einer Sache hinterherjagen. Manchmal macht es mir Angst.«
»Mach dir keine Sorgen um mich.«
Mitch stand auf und legte Taylor die Hand auf die Schulter.
»Ich mache mir immer Sorgen um dich, Taylor. Du bist für mich wie ein Bruder.«
»Was meinst du, worüber sie reden?«, fragte Denise und sah vom Tisch zu Taylor hinüber. Sie bemerkte die Veränderung in seiner Haltung, die plötzliche Verkrampfung, als hätte jemand sie per Knopfdruck ausgelöst.
Melissa hatte es auch bemerkt.
»Mitch und Taylor? Wahrscheinlich über die Feuerwehr. Mitch hört Ende des Jahres damit auf. Wahrscheinlich hat er Taylor gesagt, er soll es sich auch überlegen.«
»Aber Taylor ist gern bei der Feuerwehr, oder?«
»Ich weiß nicht, ob er gern dabei ist. Er macht es, weil er muss.«
»Wieso das?«
Melissa sah Denise mit einem verblüfften Ausdruck an.
»Na… wegen seines Vaters«, sagte sie.
»Wegen seines Vaters?«, wiederholte Denise.
»Hat er dir das nicht erzählt?«, fragte Melissa vorsichtig.
»Nein.«
Denise schüttelte den Kopf. Plötzlich hatte sie Angst vor dem, was Melissa ihr mitteilen würde. »Er hat mir nur gesagt, dass sein
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