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Das Schweigen meiner Mutter

Das Schweigen meiner Mutter

Titel: Das Schweigen meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lizzie Doron
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sagte sie gerührt, »dieses Stück ist am schwersten. Es ist mir nie gelungen, es so zu spielen, wie es eigentlich sein sollte.«
    Um Mitternacht verließen wir den Garten. Ich ging in mein Zimmer, legte mich ins Bett, sah durch das Fenster die nächtliche Landschaft und schlief ein.
    Plötzlich zerschnitt ein Brüllen die Nacht. Ich riss erschrocken die Augen auf, rote und blaue Blitze zuckten über den Fußboden. Durch das offene Fenster sah ich draußen Schatten huschen. Panik ergriff mich. Tohuwabohu, verkehrte Welt, Sterne funkelten auf der Erde und der Himmel war leer.
    Ich fror. Ich warf mich von einer Seite auf die andere, zog mir die Decke über den Kopf. Ich träume, deutete ich die Situation, um mich zu beruhigen.
    Nach kurzer Zeit kehrte die Dunkelheit ins Zimmer zurück,durch das Fenster drang Frühlingsluft, erfüllt von betörenden Düften, und die Sterne funkelten am Himmel.
    Ich schlief wieder ein.
     
    Gegen Morgen, im letzten Traum der Nacht, sah ich ein düsteres, schimmeliges Zimmer und eine Krankenschwester, die Möbelstücke aufeinandertürmte.
    Auf das Eisenbett, in dem mein Vater die Augen geschlossen hatte, stellte sie den kleinen Holztisch und darauf den umgedrehten Stuhl und auf den Stuhl den Aschenbecher, in dem er seine letzte Zigarette ausgedrückt hatte. Dann desinfizierte sie alles und verließ das leere Zimmer.
    Ich erwachte am späten Morgen in einem mir fremden Zimmer. Wo war mein Mann, wo war ich? Erschrocken sprang ich auf.
    Mein Herz klopfte, als wäre ich entführt worden, als hätte mich jemand an einem fremden Ort eingesperrt. Als ich mich wieder gefasst hatte, wusch ich mich, zog mich an und ging ins Speisezimmer.
    Chajale erwartete mich bereits.
    »Man hat Alon ins Krankenhaus gebracht«, sagte sie, noch bevor sie mir einen guten Morgen wünschte. Und um mich zu beruhigen, fügte sie hinzu: »Dorit weiß schon Bescheid.«
    »Wie geht es ihm?«
    »Schlecht, eigentlich sogar sehr schlecht. Nur Dorit und Alon glauben, dass sich das noch ändert, sie kapieren nicht, dass der Mann am Ende ist. Seit fünfundzwanzig Jahren schaffe ich es nicht, mit ihnen zu sprechen. Vor allem mit Dorit. Jedes Mal, wenn ich versuche, mich einzumischen, werden ihre Augen zu Steinschleudern.« Sie schwieg kurz, dann sagte sie: »Gut, dass du hier bist, schließlich bist du ihrebeste Freundin, du wirst ihr etwas sagen können, du wirst ihr helfen, aus diesem Grab herauszukommen, aus dieser Pose der barmherzigen Krankenschwester. Seit fünfundzwanzig Jahren lebt sie schon in ihrem eigenen Ghetto. Tagsüber sitzt sie mit ihm fest, nachts mit den Sterbenden an ihren Schläuchen. Wie lange will sie mit diesem Masochismus noch weitermachen?« Chajale seufzte verzweifelt. »Sie hat ihr Maß an Leid schon ausgeschöpft.«
    »Was sollte sie deiner Meinung nach tun?«, fragte ich.
    »Alon verlassen«, sagte sie entschieden.
    Es ist das Bordell, das Bordell hat sie verrückt gemacht, schoss es mir durch den Kopf. Zwei Männer und eine Frau.
    »Das ist ihre Angelegenheit, nicht deine«, verteidigte ich Dorit. »Und du sprichst nur über Dorit, über ihre Kinder, du sprichst sogar über Aksam. Hast du denn gar kein Mitgefühl für Alon?« Es drängte mich, ihn in Schutz zu nehmen, am liebsten hätte ich ihn umarmt.
    »Ich möchte dich mal sehen, Mitgefühl nach fünfundzwanzig Jahren!«, ereiferte sich Chajale. »Tausendmal habe ich Dorit vorgeschlagen, Alon irgendwo unterzubringen, wo er die beste Behandlung der Welt bekommt. Sie muss ihn ja nicht in irgendein Heim abschieben. Aber wenigstens sie sollte wie ein Mensch leben.«
    Ihre Worte hallten in mir wider, bohrten sich in mich wie Stahlnägel in eine Wand.
    »Wenigstens sie sollte wie ein Mensch leben«, wiederholte Chajale.
    In diesem Moment kam Dorit von ihrem Nachtdienst zurück.
    »Wir haben sie wirklich in keinem guten Moment erwischt«, flüsterte Chajale mir zu.
    Dorit trat zu uns, mit dunklen Ringen unter den Augen und einem müden Lächeln. In ihrer Schwesterntracht stand sie zwischen uns, verlegen und schweigend, die Honigaugen traurig und trocken.
    Ich sehnte mich nach einer anderen Luft, einer klareren Luft. Ich atmete tief ein. Mir wurde heiß, ich spürte, wie mir der Schweiß ausbrach, Blut stieg mir in den Kopf.
    »Eine Hitzewelle«, diagnostizierte Dorit sofort. »Das sind die Wechseljahre.« Sie empfahl mir ein pflanzliches Medikament, das mir bestimmt helfen würde, »den Kopf über die Hormone zu erheben«. Sie lud Chajale und mich in

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