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Das Schwein - Ein obzoener Thriller

Das Schwein - Ein obzoener Thriller

Titel: Das Schwein - Ein obzoener Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Vergleich hätte ziehen können, denn dieser Film würde erst in einigen Jahren gedreht werden. Auch konnte er kaum wissen, dass eine junge Blondine namens Sharon Stone in diesem Streifen mitspielen und dieser ihr die einzige anständige Rolle in ihrer bevorstehenden Karriere als Superstar bescheren würde. Aber das tat genau genommen auch nichts zur Sache.
    »Sie – Sie sind einer dieser Quäker aus dem Tal da unten«, plapperte Leonard, nachdem sich sein Herzschlag wieder einigermaßen verlangsamt hatte.
    »Herr im Himmel!«, donnerte der Mann zurück. »Wir sind keine närrischen Quäker! Wir sind Epiphanier!«
    »Oh, tut mir leid«, entschuldigte sich Leonard.
    »Und ich bin der Rektor Solomon, gekommen, um euch zu warnen, eure Distanz zu unserem kleinen Zirkel Gottes zu halten, Sünder!«
    Selbst Leonard konnte diese Aussage nicht unwidersprochen stehen lassen. »Entschuldigen Sie mal bitte? Sie kennen mich nicht einmal, wie können Sie mich da als Sünder verurteilen?
    »Verdammt seid ihr und eure Art – allesamt Sünder und ein Affront gegen Gott mit euren teuflischen Maschinen und dem vom Bösen beherrschten elektrischen Licht!« Während Solomons in Stein gemeißelte Stimme kurz innehielt, verfiel die Nacht um sie herum in Totenstille.
    Dann richtete sich der schwielige Finger des Pfarrers wie eine Pistole auf Leonard. »Wir lassen uns nicht von euren diabolischen Gelüsten verderben. Ich warne euch davor, euch jemals in unsere bescheidene Mitte zu wagen! Wir führen ein Leben in Armut, so wie es unser Erlöser tat! Haltet euch also fern von unserer Herde.«
    Und damit wendete sich der verhärmte Epiphanier um und entfernte sich ebenso schnell, wie er gekommen war. Aber etwas ärgerte Leonard und er spürte, dass ihm keine andere Wahl blieb, als nachzuhaken. »Warten Sie, ähm, Sir? Mr. Solomon?«
    Der gestrenge Mann drehte sich um, in seinem Gesicht zeigten sich vor lauter Anspannung Furchen wie in einem ausgetrockneten Bachbett. »Ich bin Rektor Solomon vom gesegneten Orden der Epiphanier!«
    »Äh, Verzeihung, Rektor Solomon«, stammelte Leonard. »Aber ich wundere mich …« Das tat Leonard aufgrund der einführenden Bemerkung des Pfarrers tatsächlich. Wie konnte dieser Mann wissen, worum es sich bei diesem Haus handelte und was hier vor sich ging? Hatte er etwa eines Nachts herumgeschnüffelt und durch die Fenster geschaut? Hatte er mit dem langhaarigen Mann gesprochen – mit Arschloch –, den Leonard ersetzte? Und falls dem so war, welche Konsequenzen würde das nach sich ziehen?
    »Was haben Sie gemeint, als Sie sagten … Sie wüssten, was wir hier tun?«
    Die schmalen Augen blickten wütend zurück. »Das Böse ist blind und dumm! Dass wir euch und euresgleichen erkennen , das ist es, was ich meine, junger Sünder! Die Gottlosigkeit eurer Glühbirnen, eurer Radios und Fernseher! Das Lächeln von Satan in euren Motorwagen und Flugzeugen! Das Böse – die pure und unverwässerte Teufelsbrut des Bösen , junger Mann! – eure Öfen und eure Waschmaschinen und eure Toaster!« Der Rektor drehte sich um und stapfte den grasigen Hügel hinab, während er seinen Arm mit dem weißen Kragen herumfuchteln ließ. »Möget ihr euch also von uns fernhalten!«
    Leonard schaute ihm einen Moment perplex hinterher. »Tja, was sagt man dazu?«, murmelte er zu sich selbst. »Toaster sind böse.«
    Leonard wusste PfarrerSolomons eigentümlichen Besuch fast schon zu schätzen, weil er ihn vorübergehend von seinem Dilemma ablenkte. Später schlenderte er ohne besondere Absicht durchs Haus, einfach nur, um zu gehen, um in Bewegung zu bleiben. Wenn er in Bewegung blieb, würde er nicht auf die Idee kommen, genauer nachzudenken und sich seine Chancen auszurechnen, wie er sich aus dieser unberechenbaren Situation befreien konnte.
    Im ersten Schlafzimmer auf der linken Seite schlug ihm ein übler Gestank entgegen. Er schaltete würgend das Licht ein und sah die blutdurchtränkten Abdeckplanen, die blutdurchtränkte Werkbank und die blutdurchtränkte Stricknadel auf dem Boden. Wenigstens war die Leiche beseitigt worden. In der Ecke lag, wie ein unbeachteter Fetzen, etwas, das ihn an ein zerbröseltes Stück Frühlingsrolle erinnerte. Leonard verließ das Zimmer, als ihm klar wurde, dass es sich um einen vertrockneten Streifen menschlicher Haut handelte.
    Ein anderes Zimmer stand komplett leer, während ein weiteres, dessen Boden ebenfalls mit Abdeckplanen bedeckt war, nach grasigen Exkrementen und nassem Tierfell stank.

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