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Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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gesprochen. Aber hier kommtjetzt Declan ins Spiel. Der Lord will wissen, wer die Verschwörer sind. Die aus dem Dorf, die Cottagebewohner aus der Umgebung, irgendwer, meint er, müsste es wissen. Er verlangt die Namen der Übeltäter. Keiner rückt mit der Sprache heraus – wahrscheinlich weiß es auch niemand richtig. Geiseln werden genommen. Brid. Taddy. Wunderschön sollen sie gewesen sein. Jung und einander versprochen. Entweder die Verschwörer werden genannt oder das junge Paar wird gehängt.«
    »Das weiß ich doch alles.« Kittys Geduld wurde reichlich strapaziert.
    »Also gut. Jetzt zu Declan.« Maude nahm den Kessel und goss erneut ein. Kitty ließ es geschehen. Maude fuhr fort. »Vorfahren von Declan, seinerzeit schon ein alter Mann und eine alte Frau, treten vor den Lord. Er erwartet, dass sie sich zu der Tat bekennen, auch wenn es ihn insgeheim enttäuscht. Er hätte lieber Jüngere aufknüpfen wollen, welche, die noch das Leben vor sich hatten. Aber dann kommt es ganz anders. Die Alten wollen gar nicht die Tat gestehen, sondern sich für die Geiseln opfern. Sie flehen ihn an. ›Lassen Sie sie leben. Hängen Sie uns an ihrer statt und lassen Sie sie laufen.‹ Doch davon will der Lord nichts wissen.«
    Maudes Tasse wurde um einen gehörigen Schluck leerer. »Warum die Trottel sich nicht einfach zur Tat bekannten und gehängt wurden, damit der Fall erledigt war, weiß niemand. Die Toveys haben immer behauptet, der alte Mann und die alte Frau wollten nicht lügen, weil sie fürchteten, dann nach ihrem Tod verdammt zu werden. Man mag es glauben oder nicht, jedenfalls hat die Familie beharrlich an dieser Version festgehalten.«
    Maude verteilte erneut Oliven. Kitty wollte abwehren, überlegte es sich aber anders. Maude schenkte ein, setzte den Teekessel wieder ab und fuhr fort. »Für ihre Frechheit, vor dem Lord zu erscheinen und keine Namen zu nennen, ließ Shaftoe die alte Frau und den alten Mann auspeitschen und schickte sie nach Hause. Die Dorfbewohner waren erschrocken, als sie die Ärmstensahen – vor Schmerzen gekrümmt und die Kleidung voller Blut –, und wollten wissen, was geschehen sei. Und sie erzählten ihre Leidensgeschichte. Genauso, wie ich sie dir geschildert habe. Ob es die heilige Wahrheit ist oder nicht, die Entscheidung überlasse ich dir.« Sie hob die Tasse und prostete Kitty zu.
    Ein kaum merkliches Zögern, schon hob auch Kitty die Tasse. Warum hätte sie es nicht tun sollen? Maude, die vermutlich genau wusste, was sie tat, hatte sie mit Erkenntnissen versorgt, auf die sie nicht zu hoffen gewagt hatte. Natürlich war sie ein wenig enttäuscht, dass ihr eigenes Talent für Manipulation so wenig gefragt war, aber sie durfte sich nicht beklagen. Das Ganze war ein Triumph. Jetzt wusste sie Bescheid. Dass Declan Taddy und Brid sehen konnte, war – ähnlich wie bei ihr und Kieran – auf seine Vorfahren zurückzuführen. Was Maude berichtet hatte, war möglicherweise nur Dorfgerede, aber es konnte durchaus sein, dass sie der Geschichte bewusst diesen Anstrich gegeben hatte, um sich zurückzunehmen und Kitty daran zu hindern, ihr vorzuwerfen, sie hätte das alles von Anfang bis Ende erfunden.
    Kitty hatte keinerlei Schwierigkeiten, Maudes Worten Glauben zu schenken. Das alles ergab einen Sinn – falls man diese Redewendung in diesem Zusammenhang überhaupt benutzen konnte. Sie leerte ihre Tasse, Maude die ihrige. Es war das einzig Vernünftige, was man in diesem Moment machen konnte.
    Jetzt war Kitty klar, weshalb Maude sie zu sich gebeten hatte. Da sie in der Beurteilung anderer immer von sich ausging, hatte sie einen endlosen Schlagabtausch erwartet: Maude, die herauskriegen wollte, was Kitty über Declan wusste, und umgekehrt Kitty, die in Erfahrung bringen wollte, was die Seherin wusste. Und nun eröffnete ihr Maude im Zusammenhang mit Declan, Brid und Taddy eine durchaus plausible Geschichte, und das sogar aus freien Stücken. Kittys und Kierans Fähigkeit, die Geister zu sehen, beruhte auf einer weniger heldenhaften Vorgeschichte. Ihre Vorfahren waren (unwissentlich) für das Erhängen des jungen Paares verantwortlich gewesen. Bei Declans Vorfahren wardas völlig anders. Und Maude hatte ihr zu diesem Wissen verholfen. Von nun an würden sie Freunde sein.
    Maude langte schon wieder nach den Oliven, aber da kam Peter herein. Sie beugte sich zu Kitty und flüsterte: »Lass mich erst das Kind fortschicken, ehe wir uns noch einen gönnen. In Gegenwart der Familie halte ich mich

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