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Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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zurück. Du verstehst schon.« Sie drehte sich zu ihrem Sohn um, der sich inzwischen umgezogen hatte: Jeans mit dem obligatorischen Riss über dem Knie und ein T-Shirt, das kürzer war, als es Jungen in seinem Alter heutzutage tragen. Es hing nicht bis zum Knie, reichte nur knapp über die Oberschenkel. »Sei ein braver Junge und mach dich an deine Haushaltspflichten. Wenn ich mich nicht irre, bist du spät dran. Stimmt’s?«
    »Ja, Ma.«
    »Dann also los. Und verabschiede dich von Mrs Sweeney. Nein. Von Mrs McCloud.«
    Peter störten die mahnenden Worte seiner Mutter wenig. Er bückte sich und griff nach einem der Olivenkerne vom Tablett. Kitty hatte den Eindruck, es war einer von ihren. Mit einer Mischung von Neugierde und Konzentration drehte er ihn hin und her und betrachtete ihn eingehend.
    Kitty wusste sofort, was los war. Er hatte es schon früher gemacht, einmal mit einem Popel, den er sich aus der Nase gepult hatte, und ein anderes Mal mit einem Knopf, der von Lord Shaftoes Hemd abgesprungen war, als der Mann sich oben auf der Burg von der Brüstung hatte stürzen wollen. Kieran hatte ihn gerade noch retten können. Peter würde sogleich etwas offenbaren. Kitty hielt gespannt den Atem an.
    Aber ehe der Junge noch den Mund auftun konnte, nahm ihm Maude den Kern aus den Fingern. Er schreckte auf und sah seine Mutter verstört an. »Nun lauf schon, Junge. Und verabschiede dich von Mrs McCloud. Oder muss ich es noch einmal sagen?«
    Peter blinzelte und drehte den Kopf zur Seite, als müsse er sich erst wieder erinnern, wo er eigentlich war. Er schaute auf seineleere Hand, kniff die Augen zusammen, wie jemand, der langsam, noch wie von einem Traum benommen, wieder zu sich kommt. »Oh. Ja.« Er war noch immer nicht ganz beieinander. »Ja … Auf Wiedersehen, Mrs McCloud.« Er machte eine Pause. »Hat meine Mutter Sie darum gebeten, mit Mr Tovey wegen des Dachdeckens zu sprechen? Wo ich doch das Handwerk lernen möchte? Ich … ich würde das wirklich gern tun. Sie fragen ihn doch mal, oder?«
    So traurig in sich versunken wirkte der Junge, dass Kitty einfach nicht anders konnte und sagte: »Natürlich. An mir soll’s nicht liegen.«
    Er nickte. »Schön. Und vielen Dank.« Ohne seiner Mutter, die immer noch den Olivenkern in der Hand hielt, einen Blick zu schenken, ging er zur Tür, drehte sich noch einmal wie benommen zu Kitty um und schloss dann die Tür hinter sich.
    »Nun trink schon aus, damit ich nachgießen kann.« Maude flüsterte immer noch. »Und frag bitte wirklich Declan. Es würde dem Jungen unheimlich viel bedeuten.«
    Kitty verdeckte die Tasse mit der Hand. »Nein. Nicht mehr. Ich fürchte, ich habe genug. Trotzdem, nett von dir. Sehr nett. Aber ich sollte jetzt lieber gehen. Zu viele Oliven bekommen mir nicht. Ich weiß nicht, woran das liegt.«
    »Mir geht das genauso. Ich versteh das einfach nicht.« Maude nahm den Kessel und schüttete Kittys Tasse randvoll. Kitty ließ es geschehen. »Du kommst und schaust dir die Aufführung an, nicht wahr?«, redete Maude auf sie ein. »Wo doch die Mädchen mitspielen!«
    Der offizielle Teil des Beisammenseins war beendet, jetzt begann der gesellige Teil. Kitty war sich dessen bewusst, dass sie dem die gleiche Aufmerksamkeit schenken musste. Mehr Enthüllungen waren nicht zu erwarten. Maude hatte ihr, wissentlich oder nicht, eine plausible Erklärung für Declans Fähigkeit gegeben, die Geister von Taddy und Brid sehen zu können. Der Anlass für die Einladung zum Tee war damit hinlänglich erklärt, und Kitty verlangte es nicht, mehr erfahren zu müssen.
    »Margaret stellt den Broccoli dar«, erklärte Maude. »Sie spielt großartig, heißt es. Die arme Ellen ist nur eine Steckrübe, und das wurmt sie. Aber wenn sie erstmal zu singen anfängt, ist sie in ihrem Element, das wird sie aussöhnen. Du musst unbedingt kommen. Du wirst es dir nie verzeihen, wenn du es nicht tust. Außerdem haben wir noch jede Menge Oliven, und Margaret bereitet das Abendessen, Colcannon, ihre Spezialität, keiner kocht das Kohlgericht so großartig wie sie. Besser können wir es gar nicht haben.«
    Kitty langte nach der Tasse und war drauf und dran, ihr zuzustimmen.

Kapitel 6
     
     
    Der Abend war kühl, fast kalt, doch nicht kalt genug, um in Aaron die Vorstellung zu erwecken, es sei die Weihnachtszeit, in der Amerikaner unterschiedlicher Glaubensbekenntnisse Aufführungen von Händels
Messias
besuchten. Lolly hatte ihm klargemacht, in Irland sei das Oratorium nicht an

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