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Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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den Mund, kaute sie aber nicht, sondern lutschte mehr auf ihr herum. »Ich hatte keinen Grund, ihn danach zu fragen. Von uns beiden bist du in allen Dingen viel bewanderter. Vergiss nicht, meine Liebe, was ich schon bei anderen Gelegenheiten gesagt habe – du weißt eine Menge. Manchmal habe ich sogar den Eindruck, du bist bei Wahrnehmungen und Vorkommnissen besseralsich, darumkönnteichdichbeneiden. Habeichdirnicht selbst gesagt, du bist eine Prophetin? Ich weiß, wovon ich rede. Deine schriftstellerischen Arbeiten sprechen für sich. Du weißt von Wahrheiten, die wir anderen gar nicht wahrnehmen. Dir ist die größte Gabe Gottes verliehen: Vorstellungskraft. Dubrauchst keine Ermutigung von unsichtbaren Kräften, bist dir selbst Triebkraft genug. Ich weiß mancherlei, und das ist eins davon.«Erst jetzt fing Maude an zu kauen. Schnell. So schnell, dass sie schon bald den Kern ausspuckte und auf das Tablett legte. Kitty tat es ihr nach.
    Maude schenkte erneut ein und fragte vorsichtig: »Bin ich zu weit gegangen?« Sie ließ in beide Tassen eine Olive plumpsen. Es spritzte leicht.
    »Nein. Schon gut so. Ich bin nur nicht daran gewöhnt, dass jemand weiß, worum es bei meinem Schreiben wirklich geht«, erwiderte Kitty. Sie nahm einen Schluck.
    »Es geht nicht nur um dein Schreiben. Es geht um dich. Um dich, Kitty McCloud. Du hast einfach die Gabe. Scheu dich nicht davor. Nimm sie an. Ich habe es auch getan. Und mein lieber kleiner Peter, Kind, das er noch ist, hat es ebenfalls getan. Jetzt ist es an dir, uns darin zu folgen.« Sie nahm ebenfalls einen Schluck.
    »Ich … ich bin etwas hilflos, ich verstehe es nicht richtig.« Vielleicht half ein weiterer Schluck.
    »Nimm noch eine Olive. Und noch ein bisschen was zum Hinunterspülen.« Schon hatte sie den Teekessel in der Hand.
    »O nein, lieber nicht.«
    »So kenn ich dich ja gar nicht!« Maude goss ein und vergaß auch sich nicht. »Was gibt es da zu verstehen? Es hat nichts mit Verstehen zu tun. Das ist der Punkt. Du sprichst von Declan Tovey. Du glaubst, ich weiß, was ich nicht weiß. Und ich weiß es wirklich nicht, Ehrenwort. Ich weiß nur, was auch alle anderen im allgemeinen wissen. Damit meine ich die Geschichten, die umgehen, das übliche Geschwätz. Aber worüber wir vorhin sprachen, das waren keine Gerüchte. Du und Lolly McKeever. Und Declan Tovey. Das sind Tatsachen. Jetzt jedoch denke ich an die Uraltgeschichten. An Vorfahren, Taddy. Brid, du weißt das alles ganz gut. Da fällt mir ein, siehst du sie eigentlich immer noch? Taddy und Brid? Auf deinem Hochzeitsfest, erinnerst du dich? Du wusstest nicht mal ihre Namen. Und dabei warst du die einzige, die sie sehen konnte. Geistern sie immer noch herum?«
    »Eigentlich … eigentlich haben wir über Declan gesprochen. Über Vorfahren.«
    »Ach ja. Das war’s. Aber darüber weißt du doch ohnehin Bescheid. Declan und die Sache mit dem Hängen auf der Burg. Auf deiner Burg, sollte ich lieber sagen.«
    »Declan und die Sache mit dem Hängen?« Kitty fragte sich, ob das Thema nicht einen neuerlichen Schluck rechtfertigte, und entschied sich dafür.
    »Du hast doch von all dem von Kindesbeinen an gehört.«
    »Erzähl mir’s. Dann weiß ich, ob es alte Kamellen sind oder nicht.«
    »Eine überlieferte Geschichte bleibt eine Geschichte, nur dass die Toveys sie immer wie ein Evangelium verkündet haben. Und verständlich ist das ja, wo sie doch angeblich von Helden abstammen und so weiter.«
    »Davon habe ich nie was gehört.«
    Maude lachte auf. »Du willst mir doch nicht erzählen, dass all das, was über Jahrhunderte hinweg in jeder Hütte des Dorfes Gesprächsstoff war, an den McClouds völlig vorübergegangen ist?«
    »Könnte doch sein. Aber was hat es mit Declan und der Abstammung von Helden auf sich?«
    Mit einem zufriedenen Lächeln füllte Maude ein weiteres Mal die Tassen. »Du gebietest mir Einhalt, wenn ich zu vertraulich werde. Versprochen?«
    Der Schluck, den Kitty sich jetzt gönnte, war mehr als großzügig. »Versprochen.«
    »Das mit dem Hängen. Das ist dir ja bekannt, oder?«
    »Ja.«
    »Gut. Fangen wir also damit an. Und du gehst dazwischen, wenn ich etwas sage, was du schon …«
    »Ja. Ja. Versprochen.«
    »Das Hängen. Das Schießpulver. Längst hatten schon ein paar Generationen gelebt, da tauchte vor etwa zweihundert Jahren ein Lord Shaftoe auf. Er erfährt von einer Verschwörung, die ihn hochgehen lassen wollte. Du kennst das ja alles. Wir haben auf deiner Hochzeit darüber

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