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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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»Priesterstube« genannt wurde und sich unten gegenüber der Küche befand. Das war der Raum, den Aaron als Kind nie hatte betreten dürfen. Er musstesich heimlich hineinschleichen, was er auch tat, allerdings nicht sehr oft. Der Name »Priesterstube« stützte die Legende, dass man vor vielen Jahren das Haus gebaut hatte, um Priester zu verbergen, die vor den Engländern auf der Flucht waren. Es wurde auch von einem Geheimgang gemunkelt, einem richtigen Tunnel unter dem Haus, der hinunter zum Strand führte, wo stets ein Boot bereitlag. Selbstverständlich hatte Aaron als Ferienkind immer wieder nach diesem Geheimgang gesucht, nicht nur im Haus, sondern auch unten am Fuß der Klippe, war hinter die Felsbrocken gekrochen und in die kleinste Aushöhlung der Steilwand. Aber er hatte nie etwas gefunden. Wenn man den Tunnel zugemauert hatte, wenn die Erde ihn sich wieder einverleibt und verfüllt hatte und daher die Eingänge seit langem verschüttet waren, hätte es ihn eigentlich gefreut, und es wäre ihm eine Beruhigung gewesen. Er hatte sich überlegt, wenn der Tunnel vom Haus ans Meer führte, müsste er auch vom Meer ins Haus führen. Ungeheuer aus der Tiefe, die nicht nur wie Grendel gestaltet waren, sondern noch wie Grendels Mutter dazu, hatte er in Kindertagen mehr als einmal gehört, wenn er im Bett lag und sie langsam näher rückten und zu ihm gelangen wollten. Ihre mit Schuppen besetzten Leiber schabten an den Tunnelwänden entlang; wie das heisere Röcheln hungriger Ungetüme hatte es sich angehört. In solchen Momenten gewann er den Glauben wieder, den er zeitweilig in jenen Tagen als Junge verloren hatte. Er betete, bat flehentlich um Gnade, versprach Besserung. Und um zu beweisen, dass sein Glaube nicht von solch extremen Notfällen herrührte, hielt er daran fest bis zur Mittagszeit am nächsten Tag. War dann der Magen gefüllt und der Durst gelöscht, spottete er wieder über abergläubische Vorstellungen, gab sich über Hierarchien erhaben und bot jeglicher Gottesfurcht kühn die Stirn. Sein Abfall vom Glauben hielt ohne weiteres an, bis Grendels Schuppen das nächste Mal an den Wänden derPriesterkatakomben entlangschleiften, weil er die Witterung eines aufsässigen und ungläubigen Jungen aufgenommen hatte.
    Die Stube selbst war zweckmäßig eingerichtet. Das Bett war schmal, die Matratze dünn, die Bettdecke nicht üppig – aus verblichenem Patchwork zusammengesetzt. Nur das Kopfkissen war ein Zugeständnis an ein letztes bisschen Behaglichkeit, bevor die Reise begann – oder das Ende nahte.
    Anstelle einer Frisierkommode gab es ein Schränkchen mit einer Schublade. Das Möbel hatte einst auch einem Spiegel Halt geboten. Die geschwungenen Halterungen mit der Querstrebe dazwischen erinnerten an eine Harfe ohne Saiten, deren Gesang längst verstummt war; ihre Melodien hatte der Wind um die Schornsteine der Städte ringsum getragen. Ein Stuhl mit Sprossen in der Lehne, von denen eine heller war als die übrigen, stand neben dem Schränkchen, und an der Wand gegenüber dem Bett befand sich eine hölzerne Bank, ähnlich unbequem wie eine Kirchenbank; fast protestantisch wirkte sie in ihrer Strenge. Auf ihrer Rückseite hatte jemand den Buchstaben
I
eingeritzt und den Anfang eines weiteren Buchstaben, der ein
H
hätte werden können, wenn man den Künstler nicht mitten in seiner Tätigkeit unterbrochen und zum Galgen geschleppt hätte. Ferner gab es einen Tisch mit Beinen, die so dünn und zerbrechlich waren, dass es gewagt, wenn nicht tollkühn gewesen wäre, mehr als die grob gewebte Leinenstola daraufzulegen, die sauber und gestärkt dort ausgebreitet war. Damals, als er den Erzählungen seiner Großtante lauschte, hatte Aaron mehr befürchtet als in Frage gestellt, dass eben dieser Tisch sogar als Altar diente, auf dem der Priester in seiner Verzweiflung die Messe zelebrierte, wobei die schwächlichen Beine nicht nur die Bibel und die Kerzen zu tragen hatten, sondern auch den Kelch mit dem Wein und die Schale mit den Hostien sowie das Kruzifix, das sich immer noch dicht an der Tischkante hielt.
    Das Fenster war mit Fensterläden verschlossen, die nur an den Tagen geöffnet wurden, wenn eine rituelle Durchlüftung erfolgte. Sonst blieben sie immer geschlossen, denn man konnte nie wissen, wann sich ein geächteter Priester mit Klopfzeichen an der Tür bemerkbar machte. Hätte man erst dann die Läden geschlossen, wäre das ein untrügliches Zeichen für die Verfolger gewesen. Geschlossene Läden

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